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Am Oberen Wöhrd bedenkenlos ins Wasser steigen, das war schon für unsere Eltern Gang und Gebe. Gleichermaßen strecken Jung und Alt heute noch die Füße ins kalte Nass. Wer den Blick jedoch etwas schärft, sieht hier Müll, dort Unrat und an manchen Stellen gar gelben Schaum auf den Wasseroberflächen der Donau treiben. Ob der Umstände stellt sich schnell die Frage, wie sauber Donau und Co. überhaupt sein können? Wie steht es um die Artenvielfalt und die chemische Belastung? Immerhin weisen nur noch 6,7 Prozent der deutschen Flussabschnitte einen guten ökologischen Zustand auf… Wie beeinflussen Mensch und Industrie das, was unseren blauen Planeten so besonders macht?

Mehr als 93 Prozent der deutschen Fließgewässer, darunter auch die Donau, weisen keineswegs die für sie typische Artenvielfalt auf. Diese besteht normalerweise aus einer Lebensgemeinschaft an Fischen, Wasserpflanzen und dem Makrozoobenthos, also tierische Organismen, die im Gewässerboden leben. Ebenfalls besorgniserregend sind die seit 1980 vermehrt aufgefundenen gebietsfremden Arten in unseren heimischen Gewässern. Diese sind durch direkten oder indirekten menschlichen Einfluss in ihre neuen Verbreitungsgebiete gekommen – vor allem durch Binnen- und Seeschifffahrt sowie den immer weitläufigeren Tier- und Pflanzenhandel. Auch durch Kanäle wie den Rhein-Main-Donau-Kanal werden ursprünglich getrennte Gewässer miteinander verbunden, was zu einem ungewollten Austausch der Flora und Fauna führen kann. So breiten sich beispielsweise verschiedene Grundelarten aus der Donau nun auch im Rhein aus. Der aktuellen Fassung der Roten Liste zufolge sind 80 Prozent aller Gewässer- und Auenbiotoptypen von Verlustrisiken betroffen.

Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Europäischen Union sieht vor, dass die ökologische und chemische Beschaffenheit der Oberflächengewässer bis spätestens 2027 einen guten Zustand erreicht. Um dies zu überprüfen, wird ein europaweites Monitoring durchgeführt. Für eine sinnvolle Bewertung der Wasserkörper wurde deren Zustand untersucht. Dazu gehören die im Wasser lebenden Fische, Makrophyten, Wirbellosen und das Phytoplankton. Bei diesen Gruppen wird die Artenzusammensetzung und –häufigkeit bewertet. Aus diesem Ergebnis erfolgt schließlich eine fünfgliedrige Bewertung des ökologischen Zustands: Klasse 1= sehr gut, Klasse 2 = gut, Klasse 3= mäßig, Klasse 4 = unbefriedigend und Klasse 5 = schlecht. Die „sehr gute“ Bewertung wird dann erreicht, wenn die Gewässerqualität trotz menschlicher Einflüsse unbeeinträchtigt blieb.

Auffällig ist, dass die Grenzwerte für Quecksilber und Quecksilberverbindungen in fast allen Regensburger Flüssen überschritten wurden. Eine hohe Quecksilberbelastung führt neben der Schädigung des Nervensystems und der daraus resultierenden Verhaltensänderung der Tiere auch zu verminderten Fortpflanzungsraten, welche die Biodiversität der Flüsse gefährden können.

Beim Quecksilbergehalt in Fischen gibt es zwei Richtlinien: Die lebensmittelrechtliche und die Umweltqualitätsnorm. Erstere liegt bei 500 Mikrogramm pro Kilogramm Fisch und letztere bei nur 20. Das liegt daran, dass sich die Umweltqualitätsnorm auf die tierischen Fischesser, wie beispielsweise den Fischotter, bezieht. Diese weisen ein wesentlich geringeres Körpergewicht als der Mensch auf und sind deshalb auch stärker vom Quecksilber betroffen. Allerdings beträgt die Halbwertszeit von Quecksilber im menschlichen Körper laut Greenpeace nahezu 20 Jahre, wodurch sich auch im Menschen bedenkliche Mengen ansammeln können.

Donau
An der Steinernen Brücke und der Walhalla vorbeifließend, prägt die Donau das Regensburger Stadtbild. Bereits seit hunderten von Jahren ist sie die Lebensader der Stadt. Wo früher mit Flößen Handel getrieben wurde, wird heute gegrillt, gelacht und gegessen. Um die Donauschifffahrt auszubauen, wurden starke hydromorphologische Maßnahmen, wie beispielsweise Staustufen, umgesetzt. Lediglich die Hälfte des Flusslaufs kann heute noch als naturnah bezeichnet werden. Wie steht es also um den ökologischen Zustand der Donau?

Dem Monitoring nach WRRL-Standards zufolge erreichte der Donauabschnitt zwischen der Einmündung der Naab bis zur Einmündung der Großen Laber zum Oktober 2017 keine herausragenden Werte. Der chemische Zustand wurde aufgrund von erhöhtem Quecksilberbefund als „nicht gut“ und das ökologische Potenzial als „mäßig“ eingestuft. Der ökologische Zustand setzt sich aus fünf Qualitätskomponenten zusammen. Darunter die Fischfauna sowie die Strukturvielfalt im Gewässer, die beide lediglich ein „mäßiges“ Urteil erreichten. Da die Schadstoffgrenze nicht überschritten wurde, gelten die Umweltqualitätsnormen als erfüllt.

Die Ergebnisse zeigen, dass für diesen Donauabschnitt Handlungsbedarf besteht. Das betrifft vor allem Nährstoffeinträge, also erhöhte Phosphor- und Stickstoffwerte, die durch die Landwirtschaft und Kläranlagen entstehen, aber auch die Struktur des Flussverlaufs.

Bis 2021 sollen deshalb laut Wasserwirtschaftsamt Regensburg unter anderem Deiche verlegt, das Gewässerprofil naturnah umgestaltet sowie Altgewässer angebunden werden. Dazu gehört beispielsweise, dass massive Sicherungen am Ufer beseitigt werden. Steile Ufer werden durch Kiesaufschüttungen seichter gemacht und mit Strukturen wie Totholz angereichert. Durch diese naturnahe Gestaltung des Lebensraums soll die heimische Fauna gestärkt werden. Für diese und weitere Maßnahmen liegt die Kostenplanung bis 2027 bei 19,3 Millionen Euro.

Rund um die Donauinsel bei Mariaort sollen Ablagerungen und nicht standortheimische Gehölze beziehungsweise naturferne Bestandsstrukturen entfernt werden. Ein Teilbereich muss des Weiteren entlandet werden. Bei den Maßnahmen zum sogenannten Weichholz-Auwald liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung der Bestände.

Naab
An der Naab blüht das Leben. Im Tal des ungefähr 160 Kilometer langen Flusses gibt es viele Möglichkeiten, die beeindruckende Kalksteinlandschaft zu erleben: Wandern, Schwimmen, Klettern und Angeln stehen an der Tagesordnung. Auch Kanufahren und Bootswandern wird angeboten. Von außen betrachtet, sieht die Flusslandschaft lebendig aus, was auch eine „gute“ Fischfauna bestätigt. Das Bayerische Landesamt für Umwelt stellte im Dezember 2015 dennoch fest, dass der ökologische Zustand der Naab lediglich „mäßig“ war. Das vorgesehene Umweltziel soll bis 2027 erreicht werden. Der chemische Zustand wurde als „nicht gut“ eingestuft. Der Grund dafür war auch hier aufgefundenes Quecksilber, das die Umweltqualitätsnormen überschritt.

Maßnahmen für einen besseren Zustand sind unter anderem die Stilllegung kommunaler Kläranlagen und die Verkürzung von Rückstaubereichen. Die Vegetation am Ufer soll erhalten und naturnah gepflegt und Altarme mit dem Hauptfluss der Naab verbunden werden. Sie sollen ideale Rückzugsorte bilden, die vor allem jungen Fischen Schutz bieten.

Schwarze Laber
Auch in der Schwarzen Laber ab der Einmündung Frauenbach bis Bachmühlbach überschritt das Quecksilber den Grenzwert. Das ökologische Potenzial wurde als „unbefriedigend“ und der chemische Zustand als „nicht gut“ eingestuft. Die Umweltziele für beide Kategorien sollen bis 2027 erreicht werden.

Um dies zu bewerkstelligen, müssen zum Beispiel Maßnahmen zur Habitatverbesserung durchgeführt werden und Umgehungsgewässer beziehungsweise Auf- und Abstiegsanlagen für Fische umgebaut oder optimiert werden.

Aubach
Der durch Regensburg fließende Aubach wies ebenfalls zu hohe Quecksilberwerte auf, erreichte aber dennoch den „guten“ chemischen Zustand. Sein ökologischer Zustand wurde dagegen aufgrund der Fischfauna als „unbefriedigend“ eingestuft.

Um die WRRL-Ziele zu erreichen, soll das Gewässerprofil naturnah umgestaltet und das Gehölz am Ufer des Baches entwickelt werden. Weitere Maßnahmen umfassen beispielsweise eine Eindämmung der durch die Landwirtschaft verursachten Einflüsse.

Otterbach und Sulzbach
Wie auch beim Aubach wurde der chemische Zustand dieses Flusskörpers trotz erhöhten Quecksilberwerten als „gut“ bewertet. Anders sieht es beim ökologischen Zustand aus. Zwar befand sich der Makrozoobenthos in einem „guten“ bis „sehr guten“ Zustand, doch sah es um die Fischfauna deutlich schlechter aus. Deswegen wurde diese Kategorie auch als „schlecht“ eingestuft. Die Umweltziele in diesem Bereich sollen jedoch schon bis 2021 erfüllt werden.

Dafür sollen monotone Uferlinien aufgelockert werden, um den Flusskörper naturnah zu gestalten. Auf dem Plan stehen zudem Umgehungsgewässer beziehungsweise Aufstiegs- und Abstiegsanlagen für Fische sowie eine natürliche Entwicklung des Ufergehölzsaums.

Regen
Der Regen schnitt bei der Beurteilung durch das Bayerische Landesamt für Umwelt deutlich besser ab. Bei der Untersuchung des Regen beziehungsweise des Schwarzen Regen ab der Einmündung Riedbach bis Quadfeldmühlbach wurde festgestellt, dass auch hier die Quecksilberwerte die Grenznormen überschritten. Wäre dies nicht der Fall, wäre eine Einordnung in den „guten“ chemischen Zustand möglich. Das ökologische Potenzial wurde ebenfalls als „gut“ bewertet, wobei sowohl Flussfauna als auch Makrozoobenthos „gute“ bis „sehr gute“ Werte erreichten. Deshalb wurde das Umweltziel nach WRRL hier bereits erreicht. Der gute chemische Zustand soll bis 2027 erreicht werden.

Dafür werden Maßnahmen durchgeführt, die die durch die Landwirtschaft erhöhten Phosphor- und Stickstoffwerte begrenzen sollen. Auch beim Regen sollen unter anderem Altgewässer angebunden und die Ufervegetation naturnah gepflegt werden, um eine positive Entwicklung der Flora und Fauna zu ermöglichen.

Hinweise für Angler
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit rät dazu, sich ständig bei den zuständigen Landesbehörden über die Belastungssituation in den Flussabschnitten zu informieren. Insbesondere schwangere und stillende Frauen sollten auf den Verzehr von Fischen, die zu stark mit Quecksilber belastet sind, verzichten.

Gefahr durch Mikroplastik?
Die Bilder von verwesten Albatrossen, deren Bäuche gefüllt sind mit Plastikteilen, gingen 2009 um die Welt. Doch die potenzielle Gefahr durch Plastik, die Chris Jordan auf Midway fotografisch festhalten konnte, ist nicht immer so leicht erkennbar. Die Welt ist voll von Plastik. Zum einen gibt es große Plastikstücke, wie sie auch im Pazifik als schwimmende Inseln zu finden sind und zum anderen das Mikroplastik, das bereits von Kleinstlebewesen verschluckt werden kann und sich entlang der Nahrungskette – an dessen Schluss meist der Mensch steht – anreichert. Die Gefahren, die von Mikroplastik ausgehen, sind noch nicht vollständig geklärt, dass diese Stoffe allerdings Allergien und Entzündungen auslösen können, wurde bei Muscheln bereits nachgewiesen. Weiterhin ist es laut Forschung denkbar, dass die Kleinstteile in der Lage sind, Zellmembrane zu passieren und in die Organe zu gelangen.

Um herauszufinden, wie stark die deutschen Flüsse belastet sind, haben die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz eine Pilotstudie durchgeführt und 2018 veröffentlicht. Sie erstreckt sich auf die Binnengewässer Süd- und Westdeutschlands. Es wurden oberflächennahe Wasserproben an 25 Flüssen, die im Einzugsgebiet von Rhein und Donau liegen, auf Mikroplastik analysiert. Dadurch entstand einer der größten vergleichbaren Datensätze.

Mikroplastik kam an allen Probestellen vor. Dabei konnten Konzentrationsanstiege im Bereich von städtischen und industriellen Ballungsgebieten nur vereinzelt festgestellt werden. Obwohl hinsichtlich Anzahl, Größe, Form und Material der Partikel eine weitreichende Konformität vorlag, konnten dennoch regionale Unterschiede ausgemacht werden. Am häufigsten fand man die Polymere Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP), die vor allem bei der Herstellung von Folien, Haushaltswaren und Wegwerfartikeln Verwendung finden.

Die kleinste Anzahl an Partikeln lag mit 2,9 Partikel pro m³ im Rhein bei Nackenheim in Rheinland-Pfalz. Die meisten Partikel wurden mit 214 Partikel pro m³ im Mündungsbereich der Emscher, Nordrhein-Westfalen, nachgewiesen. Die Partikelform, die am häufigsten vorkam, waren Fragmente. Fasern, Beads (kugelförmige Partikel), Pellets und Folien dagegen entdeckte man nur in geringem Umfang.

Die bayerischen Messstellen an der Donau lagen in Kelheim, Bad Abbach und Deggendorf, wo die Proben 2014 entnommen wurden. Makroplastikteilchen, die größer als 5mm sind, fand man hier nicht. Auf großes Mikroplastik stieß man kaum, wobei diese Form in Bad Abbach gar nicht vorkam. Kleines Mikroplastik, das zwischen 300 μm und 1 mm groß ist, konnte an allen drei Messstellen lokalisiert werden. Die bayerischen Messwerte für die Donau lagen somit zwischen 37,69 (Kelheim) und 150,84 Partikel pro m³ (Deggendorf) und liegen damit deutlich über dem einzig anderen Messwert für die Donau, der bei Böfingen bei Ulm festgehalten wurde. Dieser lag lediglich bei 9,78 Partikel pro m³. Bei Deggendorf wurden die drittmeisten Plastikpartikel festgestellt. Bei ihnen handelte es sich – wie auch in Bad Abbach – ausschließlich um Fragmente. In Kelheim wurden neben Fragmenten auch Fasern entdeckt. Die auf Textilrückstände deutenden Fasern werden vermutlich bei Waschvorgängen herausgelöst. Die an anderen Stellen entdeckten Beads sind wahrscheinlich Bestandteil von Kosmetikprodukten. Beide gelangen den Forschern zufolge wohl durch Kläranlagen in die Gewässer.

Zwar gibt es international schon einige Studien zu Mikroplastik in Gewässern, doch sind diese kaum für belastbare Vergleiche verwendbar. Das liegt vor allem daran, dass es noch keine einheitlichen Messrichtlinien gibt. So gibt es beispielsweise Unterschiede bei der Größeneinteilung der Partikel oder dem Messverfahren an sich.

Die überdurchschnittlich häufig aufgefundenen Polymertypen PE und PP lassen darauf schließen, dass ein großer Teil der Partikel durch unsachgemäße Entsorgung von Wegwerfprodukten entsteht und somit durch einem sorgsameren Umgang mit Müll vermieden werden könnte.

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