section_topline
Redaktions-Hotline: +49 (0)941 59 56 08-0
section_mobile_logo_top
section_header
section_navigation
section_breadcrumbs
section_component
Die Corona-Krise ruft eine Informationsflut hervor, die es Menschen schwermacht, seriöse Nachrichten zu filtern und ihnen zu vertrauen. Ein Blick auf die Quelle verrät dabei meist, ob es sich um Fakt oder Fake handelt.

Die Corona-Krise ruft in der Bevölkerung nicht nur Verunsicherung, sondern auch Misstrauen hervor. Ein Grund hierfür ist die schiere Informationsflut, die es Menschen schwermacht, Nachrichten zu filtern, Original-Quellen zu finden und so letztendlich eine Orientierung in der Krise sowie eine seriöse Einordung der aktuellen Corona-Pandemie zu erhalten. Das Ergebnis: Fake News haben bei Informationsflut meist leichtes Spiel, da sie komplexe Probleme gerne mit einer scheinbar einfachen Lösung ad acta legen wollen.

In einer im August 2020 im „American Journal of Tropical Medicine and Hygiene“ veröffentlichten Studie gingen Forscher aus Australien, Japan, Thailand und Bangladesch mehr als 2.300 Gerüchten rund um die Pandemie und ihrem namensgebenden Virus auf den Grund. Das Resultat: Die meisten Aussagen der ausgewerteten öffentlichen Daten aus 87 Ländern und 25 Sprachen zwischen Dezember 2019 und April 2020 waren Gerüchte – genauer 89 Prozent. Dass einige dieser Gerüchte hunderten von Menschen das Leben gekostet haben, weil sie etwa zur Desinfektion ihres Körpers reines Methanol getrunken haben, ist ein nicht zu unterschätzender Punkt der Infodemie. Zwei weitere wichtige Punkte sind eine mangelnde Prüfung der Quellen und das Misstrauen gegenüber offizielle Stellen wie dem Robert Koch Institut (RKI), der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder dem Bundesministerium für Gesundheit – eine Krux, die eng mit dem Vertrauensverlust in Politikern, Medien und Wissenschaftlern einhergeht.  

Und dabei lassen sich News mit nur wenigen kritischen Fragen und Klicks als Fakt oder Fake enttarnen: Wird der Autor der Information und der Betreiber der Website preisgeben? Gibt es ein Impressum mit Verantwortlichen für die verbreiteten Inhalte? Sind die Informationen plausibel? Passt das Beitragsfoto zum Kontext? Ist die Sprache seriös? Liefert die Meldung differenzierte Antworten auf komplexe Fragen? Besitzen befragte Fachleute die Kompetenz, sich zu diesem Thema zu äußern? Und nicht zuletzt: Werden die Originalquellen der Nachricht und möglicher Zitate angegeben und bestätigen andere seriöse Quellen die Informationen?

Wer diesen Fragen auf den Grund geht und ein wenig Recherche betreibt, kann ein Fake schnell von einem Fakt unterscheiden. So etwa auch einen Facebook-Post mit einem Flyer, auf dem die Frage steht: „Wusstest du, dass die Grippeimpfung (Influenza-Impfung) die Wahrscheinlichkeit um 36 Prozent erhöht, an Corona zu erkranken?“ Darunter folgt der Verweis zu einer Jimdoofree-Website, die mittlerweile nicht mehr existiert und ohnehin obsolet geworden ist, da seriöse Quellen zig-fach die Behauptung als reine Mär entlarvt haben.    

„Eine Grippeimpfung erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken.“

Bereits im Verlauf der ersten Corona-Welle machte das Gerücht die Runde, dass eine Grippeimpfung das Risiko für eine Covid-19-Erkrankung erhöhe – pünktlich zum Grippeimpfung-Aufruf brodelte die Gerüchteküche erneut. Doch was steckt eigentlich hinter dieser Behauptung?

Das Gerücht basiert auf einer US-Studie, die im Januar 2020 – also noch vor dem ersten deutschen Covid-19-Fall – in der medizinischen Fachzeitschrift „Vaccine“ erschien. Der Autor der Studie, Greg G. Wolff, resümiert aufgrund von Analysen der aus der Grippesaison 2017/2018 bekannten Coronaviren, dass eine Impfung gegen die Influenza das Risiko erhöhe, sich mit Coronaviren zu infizieren. Aber – und nun folgt der entscheidende Punkt: Die in der Studie untersuchten Coronaviren, die Erkältungen auslösen können, sind bereits seit den 1960er-Jahren bekannt. Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2, das weltweit die Pandemie auslöste, war jedoch nicht Gegenstand der Studie, da es zum Untersuchungszeitpunkt der Wissenschaft noch nicht geläufig war. In einer späteren Stellungnahme wies Wolff zudem ausdrücklich darauf hin, die Ergebnisse nicht auf das aktuell kursierende Coronavirus zu beziehen.

Hinzu kommt, dass kanadische Wissenschaftler nach einer erneuten Auswertung der Studiendaten aus nun sieben Grippesaisons zu dem Schluss kamen, dass bei Wolff ein größeres methodisches Problem vorlag. Ihre Ergebnisse, die sie im Mai 2020 in der Zeitschrift „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlichten, machten stattdessen deutlich, dass eine Impfung gegen die Grippe die Infektion mit anderen Coronaviren nicht erhöht.

Eventfilter

section_breadcrumbs
footer
Cookie-Einstellungen
nach oben