Als kürzlich ein Kunde in unserer Redaktion zu Gast war, haben wir diesem natürlich einen geschichtsträchtigen Rundgang durch unsere wunderschöne Domstadt empfohlen. Trotz toller Eindrücke wurden wir danach von ihm gefragt, warum so viele historische Gebäude beschmiert und Straßenpfosten und Laternen mit Aufklebern übersät seien. Immer wieder erhalten wir Kommentare und Rückfragen dieser Art. Die meisten erinnern sich wahrscheinlich auch noch an die aktuellen Vorkommnisse, als die Neupfarrkirche Opfer von Schmierereien wurde.
Prägnante Fälle wie dieser stechen ins Auge. Doch wenn man in Regensburg lebt oder dort arbeitet und täglich durch die Stadt geht, fällt einem so manche Schmiererei selbst gar nicht mehr auf.
Wir haben uns deshalb gefragt, ob die Beschmierungen und der Vandalismus in Regensburg wirklich zugenommen haben. Dafür haben wir sowohl die Stadt Regensburg und das Polizeipräsidium Oberpfalz um eine Einordnung gebeten und Touristen sowie Stadtbewohner nach ihrer Wahrnehmung gefragt. Ein Vergleich mit vermeintlich saubereren Städten sollte zudem Hinweise zur Verbesserung liefern. Schnell wurde dabei klar, dass die Lösung alles andere als einfach ist.
Niedrige Aufklärungsquote – Anhaltendes Problem
Die Probleme rund um Beschmierungen, Graffiti und Sticker sind bereits seit Jahren bekannt und doch scheinen diese nicht weniger zu werden. Ein Grund dafür könnte sein, dass Personen, die in diesen Bereichen straffällig werden, nur relativ selten erwischt und sanktioniert werden. Die niedrige Aufklärungsquote im Bereich „Graffiti“ im Stadtgebiet von Regensburg wurde auch von Michael Zaschka, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, bestätigt. Diese liege bei lediglich 12,1 Prozent für das Jahr 2023 und bei 6,3 Prozent im Jahr 2022.
Laut der Stadt Regensburg handelt es sich bei den Delikten größtenteils um Schmierereien mit Sprays oder wasserfesten Stiften und Jahn-Aufkleber. Kunstvolle Graffiti machen hier also keineswegs den Großteil aus. Auf die Frage, ob den Menschen nicht bewusst sei, dass es sich dabei um eine Straftat handelt und warum sie so etwas tun, antwortet die Stadt: „Die Täterinnen und Täter wissen, dass es sich um Schachbeschädigung handelt – das ist oftmals auch der Kick dabei.“
Vandalismus hält Einzug in die Gesellschaft
Das Empfinden, dass auch die Hemmschwelle für solche Straftaten gesunken zu sein scheint, wurde durch eine eindrückliche Situation, von der ein Kollege kürzlich berichtete, noch bestärkt: Dabei hob ein Mann sein Kind hoch, nur damit dieses einen Jahn-Sticker an einer Straßenlaterne anbringen konnte. Wenn ein solches Verhalten bereits im Kindesalter als selbst verständlich vermittelt wird, überrascht es wenig, dass solche Aktionen immer mehr Einzug in die Gesellschaft halten. Auch die Stadt findet: „Generell nimmt der Respekt gegenüber öffentlichem Eigentum ab – und das nicht nur in Regensburg.“ Sie ergänzt, dass es insbesondere in Bezug auf die Sticker einen Trend gebe und dieses Verhalten etwa auch über Social Media gehypt werde. Als Beispiel dafür beschreibt sie, dass ein Mitglied der Jahn-Ultras eigene Fotos mit Jahn-Stickern in Indonesien, Amerika und Griechenland auf Social Media teilt. Die Botschaft: Die Jahn-Sticker der Ultras rocken die Welt.
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Wer sind die Täter?
Interessant an der Stelle ist auch die Frage, wer die Täter sind, die diese Art von Straftaten begehen. Die Polizei erklärt, dass es sich bei den festgestellten Tatverdächtigen aus 2023 um 18 männliche und 5 weibliche handelte. Die Tatverdächtigen seien zwischen 12 und 60 Jahre alt gewesen, wobei sie auch betont, dass der Großteil zwischen 14 und 21 Jahre gewesen sei. Weitere Daten zum sozialen Hintergrund würden polizeilich allerdings nicht erfasst werden.
Fragen zur Reinigung und den Kosten
Um den Aufwand für die Entfernung eines solchen Schriftzugs in Relation zu setzen, nennt die Stadt Regensburg als Beispiel die Beseitigung eines Schriftzuges an der Hochwasserschutzmauer unterhalb des Bayernmuseums in Regensburg, die einen ganzen Tag dauerte und mehrere Tausend Euro kostete. Graffitis und andere Besprühungen sind häufig sehr schwer zu entfernen. Deshalb müssen dafür in den meisten Fällen Spezialfirmen beauftragt werden. Für die Beseitigung von Graffitis an Brücken, Lärmschutzwänden und Stützmauern fallen für die Stadt Regensburg pro Jahr Kosten in Höhe von circa 20.000 Euro an. Roenne-Styra betont: „Die Stadt entfernt ausschließlich Graffitis an Gebäuden, die im Eigentum der Stadt Regensburg sind.“ Für die Entfernung von Graffitis an kommunalen Liegenschaften (Hochbau) seien weitere circa 15.000 Euro pro Jahr als Durchschnittswert anzusetzen. Die jährlichen Aufwendungen würden dabei aber starken Schwankungen unterliegen.
Das sagt der SSV Jahn zu den Schmierungen und Stickern
Einen Sonderfall, der vielen besonders ins Auge sticht, stellen wohl die Jahn-Schriftzüge und Sticker dar. Von der Regensburger Innenstadt über Autobahnbrücken bis zum Gardasee finden sich gesprayte Jahn-Schriftzüge oder Sticker des Regensburger Fußballvereins. In unserer schönen Domstadt selbst steht mittlerweile kaum mehr ein Pfosten, der nicht von Aufklebern übersät ist. Trafostationen und Schaltschränke sind längst nicht mehr grau, sondern rot-weiß und mit Jahn-Schriftzügen, Aufklebern oder anderen Graffitis zugepflastert.
Über die Jahre ist die Fan-Szene des SSV Jahn Regensburg gewachsen und damit nimmt auch die Zahl der Graffitis und Beklebungen laufend zu. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Sticker gar nicht mehr entfernt werden. Und tatsächlich: Die Stadt bestätigte, dass sie gegen diese Flut an Aufklebern leider nichts tun mehr tun könne.
Es sei an dieser Stelle jedoch erwähnt, dass Vandalismus durch Fußball-Fans kein Alleinstellungsmerkmal des SSV Jahn Regensburg ist, sondern viele Städte, in denen starke Fangruppierungen vertreten sind, mit derartigen Problemen zu kämpfen haben. Zudem verfällt man leicht der Versuchung, alle Jahn-Fans über einen Kamm zu scheren. Doch in der Tat ist vermutlich nur ein kleiner Teil der Fans für solche Aktionen verantwortlich. An diejenigen möchten wir appellieren: Bitte machen Sie sich bewusst, dass es sich dabei um Sachbeschädigung handelt, die nicht nur strafbar ist, sondern auch dem Jahn schadet. Solche Taten führen nur dazu, dass die gesamte Fangemeinde in ein schlechtes Licht gerückt wird.
Dem SSV Jahn Regensburg selbst ist diese Situation durchaus bewusst. „Fußballfans sehen darin offenbar ein Mittel, sich auszudrücken und ihre Botschaft so vielfältig wie möglich zu transportieren“, so der Fußballverein. Er stellt jedoch klar, dass es sich dabei um eine Straftat handelt und befindet sich deshalb auch im regelmäßigen Austausch mit unterschiedlichen Fangruppierungen. „Bei derartigen Gelegenheiten wird auch für Themen wie Vandalismus sensibilisiert.
Da eine klare Zuweisung zu einzelnen Fans oder auch einer einzelnen Gruppierung jedoch nicht gesichert möglich ist, sind allgemeine Dialogformate mit der aktiven Fanszene und den Fanclubs weiterhin das präventive Mittel der Wahl“, so der Jahn in einem offiziellen Presse-Statement.
Mit einem SSV Jahn-Fanprojekt hat er zudem eine kreative Maßnahme ins Leben gerufen. So wurde die Hans-Jakob-Tribüne im Jahn-Stadion im Sommer 2024 gemeinsam mit zahlreichen Fans neu gestaltet. Ganze 750 Arbeitsstunden wurden für das Anbringen von Schriftzügen, Logos und Botschaften aufgebracht.
© SSV Jahn / Johannes Liedl
Ordnungswidrigkeit oder Straftat?
Doch wie werden die verschiedenen Delikte im Moment eigentlich sanktioniert – was wird als Ordnungswidrigkeit, was als Straftat eingestuft?
Zum Thema Sticker sagt die Polizei: „Grundsätzlich ist das Anbringen von Aufklebern auf öffentlichen Flächen nicht gestattet und stellt eine Ordnungswidrigkeit, eine sogenannte, Belästigung der Allgemeinheit‘ gem. §118 OWiG, dar.“ Thomas Rauscher LL.M., Oberstaatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg, ergänzt: „Das Anbringen von Aufklebern stellt lediglich dann eine Straftat (Sachbeschädigung § 303 StGB) dar, wenn hierdurch die Substanz der Sache beschädigt wird oder das Erscheinungsbild der Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert wird. Insbesondere, wenn sich Aufkleber leicht lösen lassen, ist dieser Straftatbestand jedoch nicht erfüllt.“
Gelegentlich würden der Staatsanwaltschaft jedoch Fälle vorliegen, bei welchen Straßenschilder mit mehreren Aufklebern versehen würden und die Reinigung „nicht nur unerheblichen Aufwand“ erzeuge: „Meist stehen diese Fälle im Zusammenhang mit Heimspielen des SSV Jahn Regensburg. Wenn insoweit die Täter bekannt sind, werden üblicherweise Strafbefehle mit 20 bis 30 Tagessätzen Geldstrafe beantragt. Ein Tagessatz entspricht 1/30 Netto-Monatsgehalt“, gibt Rauscher einen Einblick.
Zaschka fügt hinzu: „Sollte auch der Inhalt des jeweiligen Aufklebers eine strafrechtliche Relevanz aufweisen, würde zudem ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden.“ Hier kämen als Delikte die Beleidigung, die Volksverhetzung oder das Verwenden der Kennzeichnung von verfassungswidrigen Organisationen in Betracht.
Diese Strafen drohen
Je nach Schwere der Tat, könnten die jeweiligen Delikte mit einer Geld- bis hin zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren geahndet werden. „Innerhalb dieses Strafrahmens setzt das Gericht die angemessene Strafe für den Einzelfall fest“, erklärt Rauscher.
Die Rechtslage
- §303 Sachbeschädigung: Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe
- §86a Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen: Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe
- §130 Volksverhetzung: Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren
- §118 OWiG „Belästigung der Allgemeinheit“ (Für Sticker, bei welchen keiner der anderen Straftatbestände zutreffend ist: Bußgeld)
Von härteren Strafen bis Kameraüberwachung: Was kann noch getan werden?
Wäre ein höheres Strafmaß als Abschreckungsmethode sinnvoll? Hier muss zunächst zwischen den Zuständigkeiten differenziert werden: Für Ordnungswidrigkeiten wie etwa das Stickern ist die Stadt zuständig, für Straftaten ist die Staatsanwaltschaft zuständig. „Das Gericht bestimmt in jedem Einzelfall individuell über die angemessene Strafe. Die Staatsanwaltschaft beantragt lediglich die Strafe, die sie für angemessen erachtet beim zuständigen Gericht“, erläutert Rauscher. Bei Ordnungswidrigkeiten erlasse gegebenenfalls die Bußgeldbehörde, hier die Stadt, einen Bußgeldbescheid.
In diesem Fall komme es nur zu einer gerichtlichen Entscheidung, wenn gegen den Bußgeldbescheid Einspruch eingelegt werde. Ob die Erhöhung von Strafrahmen überhaupt eine abschreckende Wirkung habe, sei laut dem Oberstaatsanwalt allerdings eine rechtspolitische Frage, die sehr umstritten sei. „Täter gehen ja meist davon aus, nicht erwischt zu werden“, stellt er die Maßnahme allgemein in Frage.
Auf die Frage hin, ob eine gezielte Kameraüberwachung in „Brennpunkt-Bereichen“ zielführend sein könnte, verwies Zaschka von der Polizei auf die zurückliegende Diskussion bezüglich der Kameraüberwachung am Bahnhof. Diese habe nicht nur zahlreiche detailreiche Prüfungen, unter anderem durch den Landesdatenschutzbeauftragten, umfasst, sondern sei auch von kontroversen öffentlichen Diskussionen begleitet worden. Auf der einen Seite steht der Schutz der Privatsphäre, auf der anderen das Interesse an öffentlicher Sicherheit und Kriminalitätsprävention. Wenn am Regensburger Bahnhof – einem Gebiet, in dem deutlich schwerwiegendere Straftaten erfolgt sind – die Installation einer Kamera nicht einfach durchzusetzen war, scheint diese aufgrund von Graffitis oder Beschmierungen übertrieben. „Eine allgemeine, permanente Kameraüberwachung ist für diese Art von Straftaten nicht geeignet und vor allem auch nicht verhältnismäßig“, bestätigt auch Zaschka.
Doch auch in Fällen, in denen die Polizei Kameraüberwachung einsetzt, führt das nicht zwangsläufig zur Feststellung des Täters. Versammlungen, bestimmte Veranstaltungen oder Fanzüge werden häufig durch sogenannte Beweissicherungstrupps der Bereitschaftspolizei begleitet, die mit einer Stabkamera ausgestattet sind. Von einem möglichst hohen Punkt werde dabei laut Zaschka in die Menge gefilmt. Wenn es in einem Fanzug dann etwa zu Ausschreitungen komme, werde angefangen zu filmen, um die Täter im Nachgang zu identifizieren. „Zieht jemand in einem solchen Fanzug aber unbemerkt einen Sticker aus der Tasche und bringt ihn an einem Straßenpfosten an, geschieht das so schnell, dass es nahezu unmöglich ist, die Person dabei zu ertappen.“
Auf die Rückfrage, ob es alternativ möglich sei, verstärkt Polizeipräsenz – auch in Zivil – zu zeigen, antwortete Zaschka, dass auch die Polizei diese Täter nicht leicht überführen könne, da sie häufig im Dunklen agieren und wenn sie etwa einen Lichtkegel einer Polizeistreife wahrnehmen, sofort das Weite suchen würden.
Was machen andere Städte gegen Vandalismus?
Recherchiert man nach Städten, die als besonders sauber gelten, werden etwa Freiburg oder Salzburg genannt. Ein Kollege, der kürzlich Erlangen besuchte, empfand auch dort das Stadtbild als äußerst gepflegt. Grund genug, nachzufragen, was denn in diesen Städten anders läuft.
Die Stadt Freiburg versucht, den Stadtkern schön zu halten, indem städtische Gebäude regelmäßig gereinigt und Schmierereien konsequent innerhalb von ein bis zwei Wochen entfernt würden. „Wenn es sich um diskriminierende Botschaften handelt, werden diese sofort entfernt – sowohl von städtischen Gebäuden als auch von privaten Flächen – in diesen Fällen kostenfrei“, erklärt die Stadt. Sie arbeite zudem mit anderen öffentlichen Institutionen zusammen.
Mit der „Kooperation gegen illegale Graffiti Freiburg“ haben sich über 20 Institutionen zusammengeschlossen mit dem Ziel, eine flächendeckende, konsequente Entfernung von Graffitis zu ermöglichen, die Anzeigenerstattung zu erhöhen und sich über effektive Maßnahmen auszutauschen. „Weiterhin sind wir im Austausch mit anderen Städten und nehmen auch Vorschläge und Anregungen aus der Bevölkerung auf.“
Die konsequente Entfernung von Schmierereien an städtischen Gebäuden ist laut der Stadt Freiburg der Hauptgrund dafür, dass sich das Stadtbild im Vergleich zu den Vorjahren verbessert hat. Auch der Rückgang der Einsätze an Schulen zeige, dass dieses Mittel wirksam sei. Die Stadt Erlangen handhabt die Situation ähnlich: „Lassen sich Schmierereien einfach und schnell durch Mitarbeitende entfernen, wird das rasch gemacht, um Nachahmung zu vermeiden. Abhängig von Größe und Art der Schmiererei müssen aber auch Firmen mit der Entfernung beauftragt werden.“ Schmierereien auf städtischen Bauwerken würde die Stadt Erlangen außerdem immer zur Anzeige bringen. (Anm. d. Red.: Auch die Stadt Regensburg bringt Beschmierungen zur Anzeige).
Während Erlangen keine Angaben zu den jährlichen Kosten durch das Überstreichen von illegalen Tags und Graffiti machen konnte, übersteigen die Ausgaben der Stadt Freiburg mit 170.000 Euro die der Stadt Regensburg um ein Vielfaches. Nach wie vor geben allerdings sowohl die Stadt Freiburg als auch die Stadt Erlangen an, dass es auch bei ihnen nach wie vor zu Schmierereien kommt, die teilweise für öffentliches Aufsehen sorgen.
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Was wurde schon getan?
Ein Allheilmittel scheinen also auch vermeintliche sauberere Städte nicht zu kennen. Ähnlich wie diese hat auch die Stadt Regensburg schon einige Maßnahmen im Kampf gegen Beschmierungen eingeleitet. Ein Beispiel, das sowohl die Stadt Freiburg als auch Regensburg einsetzen, ist ein sogenannter Mängelmelder.
Über diesen können Bürgerinnen und Bürger Mängel, also auch Beschmierungen und Müll im öffentlichen Raum, melden. Nur die wenigsten scheinen diesen jedoch zu kennen. Zu finden ist er auf der Website der Stadt Regensburg unter dem Reiter Bürgerservice – Dienstleistungen.
Legal sprayen
Für diejenigen, die in Regensburg mit Graffitis Kunst schaffen wollen, hat die Stadt einige Graffitiwände speziell für diesen Zweck geschaffen. Neben den bekannten Plätzen am Dultplatz und unter der Nibelungenbrücke sind auch einige an Jugendzentren und Spielplätze angeschlossen. Eine aktuelle Übersicht findet man auf der Seite: www.regensburg.de/leben/ jugend/graffitiwaende
Darüber hinaus werde laut von Roenne-Styra in der Jugendarbeit das Thema ,Graffiti‘ immer wieder in Workshops aufgegriffen, in denen zusammen mit sachkundigem Personal oder externen Trainern das Sprühen und Gestalten (an den Einrichtungen der Jugendarbeit) geübt werde. Neben der Gestaltung werde auch ein großer Schwerpunkt auf das Thema „Legales / Illegales Sprühen“ gelegt. Da die Simadergasse im Stadtzentrum auch häufig von Schmierereien betroffen ist, entstand die Idee eines Wandkunstwerks am ehemaligen Gloria-Kino.
Dieses wurde in einem Workshop mit der Kreativszene, Hauseigentümern und der Stadtverwaltung gestaltet. Angestoßen wurde die Aktion vom Amt für Denkmal pflege und dem Smart-City-Projekt „Labor der kreativen Köpfe“.
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Wer kürzlich am Petersweg entlang gelaufen ist, dem ist wahrscheinlich ein weiteres beeindruckendes Werk aufgefallen. Das Kunstprojekt am Parkhaus Petersweg ist allerdings aus einer privaten Initiative heraus entstanden. Da, wie bereits beschrieben, der Großteil der Vorfälle insgesamt aus wilden Schmierereien und nicht aus künstlerischem Graffiti besteht, scheint es aber leider unwahrscheinlich, dass solche Projekte diejenigen, die wahllos Wände verunstalten, von ihrem Handeln abhalten werden.
Weniger Schmierereien oder weniger Anzeigen?
Das sind alles gute Ansätze und trotzdem scheint man das Problem nicht wirklich lösen zu können. Doch hat sich dieses nun tatsächlich zugespitzt oder haben wir nach den Vorkommnissen an der Neupfarrkirche nur den Blick dafür geschärft? Auf Nachfrage teilte die Polizei mit, dass die angezeigten Fälle tatsächlich zu - rückgegangen seien: „Im Jahr 2023 sind insgesamt 58 Fälle von Sachbeschädigung durch Graffitis in der Innenstadt angezeigt worden. Im Vorjahr waren es 90 Fälle“, so Zaschka. Die Fälle von 2024 seien erst nach Abschluss des Jahres bei vorliegender Polizeikriminalstatistik bekannt. Hier stellt sich die Frage, ob die Fälle nur weniger zur Anzeige gebracht wurden oder tatsächlich zurückgegangen sind? Abschließend bewerten lässt sich das an der Stelle nicht, da weder seitens der Stadt noch der Polizei eine Statistik über die allgemeine Häufigkeit von Beschmierungen in der Innenstadt geführt wird.
Couragiertes Handeln der Bevölkerung notwendig
Wenn solche Taten angezeigt werden, erfolge das laut Polizei zumeist durch die Gebäudeeigentümer. Es scheint also selten der Fall zu sein, dass Bürger etwas beobachten und zur Anzeige bringen. Genau das würde sich die Polizei jedoch wünschen: „Bei Sachbeschädigung durch Graffiti handelt es sich um kein Kavaliersdelikt. In diesem Bereich versuchen wir, repressiv stark tätig zu sein. Allerdings sind wir aufgrund sehr kurzer und geräuschloser Tatausführung immer auf eine wachsame Bevölkerung angewiesen“, so Zaschka. Tatsächlich scheint es in einer Stadt wie Regensburg – mit vielen kleinen, verwinkelten Gassen – relativ einfach, unbemerkt Schmierereien und Sticker anzubringen. Couragiertes Eingreifen durch Bürger könne laut Polizei daher immer wieder zu Festnahmen oder zur Verhinderung von Taten führen.
© Fotos: Salzburg / Simone Zaar
Wie empfinden Touristen und Bewohner eigentlich unsere Stadt?
Nun haben wir viel über Zahlen, Fakten und Maßnahmen erfahren. Doch interessant ist doch: Wie empfinden eigentlich Bewohner, Besucher und Touristen unsere Stadt? Hier gingen die Meinungen weit auseinander. Viele Besucher und Bewohner kritisierten die Sauberkeit Regensburgs und betonten, dass ihnen die Beschmierungen sehr deutlich auffallen würden. Wie - der andere gaben an, dass ihnen die Stadt bisher nicht als besonders dreckig oder von Graffitis übersät vorgekommen sei. Auffällig war: Besonders Touristen, die aus größeren Städten kamen, beschrieben, dass sie Regensburg „im Verhältnis zu Großstädten“ als sehr sauber empfänden und ihnen auch Graffiti nicht besonders ins Auge gestochen seien. Fast alle gaben jedoch an, dass ihnen die Sticker, die überall kleben, unangenehm aufgefallen seien und auch das Bahnhofsviertel wurde negativ wahrgenommen – sowohl hinsichtlich Sauberkeit als auch Beschmierungen.
Insgesamt liegt auch das, wie so vieles, im Auge des Betrachters und hängt sicherlich mit davon ab, mit welchen Städten man Regensburg vergleicht. Letzt - endlich haben alle Städte – mache mehr, manche weniger – mit dem Problem Graffiti und Beschmierungen zu kämpfen. Obwohl die Stadt sowie die Polizei bereits einige Maßnahmen in die Wege geleitet haben, wird das Problem wohl so schnell nicht zu lösen sein. Es bleibt trotzdem festzuhalten, dass es sich im Falle von Beschmierungen und Beklebungen um Vandalismus handelt und man damit das Eigentum anderer beschädigt. Deshalb sollten solche Straftaten nicht ignoriert und schon gar nicht unseren Kindern vorgelebt werden. Vielmehr sollten wir alle wieder mehr darauf achten, das Eigentum von anderen zu achten und einen respektvollen Umgang miteinander zu pflegen. Denn wollen wir nicht alle gemeinsam in einer schönen und sauberen Stadt leben?
Teilen Sie uns gerne Ihre Meinung zur Sauberkeit Regensburgs, insbesondere in Bezug auf Schmierereien und Beklebungen, per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! mit. Betreff: „Sauberkeit in Regensburg“. Wir freuen uns auch über Ihre Vorschläge zur Bekämpfung des Problems.
Marina Triebswetter | filterVERLAG