Autonom, elektrisch und alltagstauglich: Der AutBus bringt frischen Wind in die Mobilität ländlicher Regionen. Mit bis zu 60 km/h unterwegs, per App buchbar und klimaneutral – ein zukunftsweisendes Projekt der OTH Amberg-Weiden und AVL, das zeigt, wie Mobilität morgen aussehen kann.
Das Leben auf dem Land hat viele Vorteile: Ruhe, Natur und ein hohes Maß an Lebensqualität ziehen immer mehr Menschen in ländliche Regionen. Doch beim Thema Mobilität sieht es oft anders aus. Kleine Orte und Dörfer sind meist schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, und ohne eigenes Auto kommt man nur schwer von A nach B. Vor allem für ältere Menschen kann der Weg zum Arzt oder Supermarkt somit schnell zur Herausforderung werden.
Erste autonome Kleinbus
Die OTH Amberg-Weiden und die AVL Software and Functions GmbH in Roding haben sich daher zusammengeschlossen, um eine flexible, kostengünstige und klimaneutrale Lösung für eine bessere Anbindung ländlicher Regionen zu entwickeln. Das Ergebnis: der AutBus – einer der ersten autonomen Kleinbusse Deutschlands, der bereits eine Zulassung für Testfahrten im Straßenverkehr erhalten hat. Die Probephase startete im Sommer 2024. Zwischen dem 15. Juli und 14. August war der vollelektrische AutBus in einer ersten Testphase in Neubäu am See unterwegs – mit hochkarätigen Passagieren an Bord, darunter Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume.
Das Besondere am AutBus? Er schleicht nicht nur im Schritttempo dahin, sondern kann mit bis zu 60 km/h über die Landstraße rauschen – ein echter Fortschritt gegenüber bisherigen autonomen Shuttles, die meist deutlich langsamer unterwegs sind. Derzeit ist zwar noch ein Sicherheitsfahrer mit an Bord, der im Notfall eingreifen kann, aber langfristig soll der AutBus tatsächlich vollautonom fahren. Gebucht wird die Fahrt dann ganz bequem per App.
Hightech aus Roding: Wie der AutBus funktioniert
Die Entwicklung der autonomen Fahrfunktionen fand im AVL Mobilitäts- und Sensorzentrum in Roding statt – in Zusammenarbeit mit führenden Universitäten, Forschungsinstituten und Kunden. Dort wurde die Sensorik des Fahrzeugs entwickelt und unter fast realen Bedingungen getestet. In einer Indoor-Testhalle können verschiedenste Szenarien simuliert werden – von Starkregen über blendendes Gegenlicht bis hin zu plötzlichen Hindernissen auf der Fahrbahn. Schließlich muss ein autonomes Fahrzeug, genau wie ein menschlicher Fahrer, auf unvorhersehbare Situationen reagieren können. Ergänzend dazu wird das System auf einer Outdoor-Teststrecke unter realen Bedingungen bei höheren Geschwindigkeiten weiter erprobt.
Doch was steckt technisch dahinter? Der AutBus nutzt eine Vielzahl von Sensoren, um seine Umgebung in 360 Grad zu erfassen. LiDAR-Sensoren, Kameras und Radarsysteme arbeiten zusammen, um ein detailliertes Bild der Umgebung zu erstellen. Diese Sensorfusion ermöglicht es dem Fahrzeug, Hindernisse zu erkennen, Abstände zu messen und die Geschwindigkeit anderer Verkehrsteilnehmer richtig einzuschätzen. Die in Roding entwickelte Technik stellt sicher, dass der AutBus auch bei schlechten Wetterbedingungen zuverlässig funktioniert. Durch die kontinuierliche Auswertung der gesammelten Daten wird die Software stetig optimiert.
Mobilität der Zukunft?
Die Technologie des AutBus könnte weit mehr als nur den ländlichen Raum revolutionieren. Auch in Städten hat sie Potenzial – etwa, um Pendler zu entlasten und den Individualverkehr zu reduzieren. Vielleicht lassen in Zukunft immer mehr Menschen ihr eigenes Auto stehen und lassen sich bequem, sicher und stressfrei von einem AutBus zur Arbeit fahren.
Bis das autonome Fahrzeug offiziell zugelassen wird, sind noch ein paar weitere Testphasen notwendig. Doch die ersten großen Hürden hat AVL bereits erfolgreich überwunden.
Eines ist sicher: Nachhaltigkeit und moderne Mobilität schließen sich nicht aus. Projekte wie der AutBus zeigen, dass wir dank moderner Technologie auch in Zukunft flexibel und umweltfreundlich unterwegs sein können.
Kathrin Gnilka / filterMagazin