Süßer Dampf, ernste Folgen: E-Zigaretten gelten oft als harmlose Alternative zur klassischen Zigarette – doch ihr Einfluss auf Lunge, Herz und Umwelt wird häufig unterschätzt. In einem Interview mit Professor Dr. Christian Schulz, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des Uniklinikum Regensburgs und Leiter des Lungenkrebszentrums, klären wir auf, wie gefährlich das Dampfen wirklich ist – gesundheitlich und ökologisch.
Erdbeere, Mango, Blaubeere – was wie eine Zutatenliste für einen saftigen Kuchen oder einen leckeren Smoothie klingt, steht heute auch für beliebte Geschmacksrichtungen für E-Zigaretten. Mittlerweile gibt es nicht nur eine große Bandbreite an Aromen, sondern auch an Marken und Dampfintensitäten. Doch so süßlich die Duftwolken auch sind, die Nutzer ein- und ausatmen: Die kleinen elektrischen Geräte haben auch eine weniger angenehme Seite: Sie reizen die Atemwege und können Lungenkrebs begünstigen.
Die E-Zigarette verbreitete sich in den vergangenen Jahren rasant, insbesondere im Raum Asien und Europa. Ob sie, wie häufig be¬hauptet, tatsächlich weniger gesundheitsschädigend im Vergleich zur herkömmlichen Zigarette ist, haben wir im Interview mit Professor Dr. Christian Schulz, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des Uniklinikum Regensburgs und Leiter des Lungenkrebszentrums besprochen. Doch bevor wir auf seine Einschätzung eingehen, klären wir vorweg einige grundlegende Fragen: Was sind E-Zigaretten? Wie funktionieren sie? Sind sie eine günstige Alternative zu den herkömmlichen? Und gilt das Rauchverbot auch für E-Zigaretten?
Die Entwicklung der heutigen E-Zigarette
Die E-Zigaretten – wie wir sie heute kennen – wurden vom chinesischen Unternehmer Hon Lik im Jahr 2003 hergestellt. Bis heute wird er als „Vater der E-Zigarette“ bezeichnet. Inspiriert wurde er von seiner eigenen Geschichte, da Hon Liks Vater ein starker Raucher war und später sogar an Lungenkrebs verstarb.
Ziel des Unternehmers war es daher, eine Alternative zur herkömmlichen Zigarette zu entwickeln. Statt jedoch primär als Entwöhnungshilfe zu dienen, wurde das Produkt zunehmend zum Trend. Vor allem Jugendliche greifen häufig zur E-Zigarette – nicht nur um „cool“ zu sein, sondern auch, damit sie sich einer Gruppe zugehörig fühlen und im sozialen Umfeld nicht ausgegrenzt werden.
Ein Blick ins Innere
Elektrische Zigaretten enthalten – anders als herkömmliche Zigaretten – weder Tabak noch Teer. Stattdessen befindet sich eine Flüssigkeit – die auch als „Liquid“ bezeichnet wird – darin. Dieses besteht meist aus Propylenglykol (das als Trägerstoff für die Aromen dient), Glycerin (was die Dampfwolke beim Ausatmen verursacht), Nikotin und diversen Aromastoffen wie Ethylacetat, Linalool, Zimtaldehyd und unterschiedlichen Geschmacksstoffen.
Es gibt verschiedene Arten von E-Zigaretten. Neben Einweg-E-Zigaretten, die eine begrenzte Anzahl an Zügen beinhalten und im Anschluss entsorgt werden müssen, gibt es auch solche mit einem nachfüllbaren Tank für das Liquid. Bei dieser Variante kann die Flüssigkeit mit dem gewünschten Geschmack versetzt und somit immer wieder aufgefüllt werden.
Zudem enthalten sowohl Einweg als auch nachfüllbare E-Zigaretten einen Akku, einen Tank (in dem sich das Liquid befindet) und eine Verdampfer-Einheit. Letztere beinhaltet einen Draht, der vom Liquid umgeben ist. Wird der Draht durch den Akku erhitzt, verdampft die Flüssigkeit – und es entsteht der typische Dampf. Deshalb wird die E-Zigarette im Englischen auch ‚Vape‘ genannt – abgeleitet vom Wort ‚vapor‘, das ‚Dampf‘ bedeutet. Einige Modelle sind sowohl mit als auch ohne Nikotin erhältlich.

Eine nachfüllbare E-Zigarette wurde zerlegt, um das Liquid einzufüllen. © bigstock / librakv
Günstige Alternative zur normalen Zigarette?
Eine Packung mit 20 herkömmlichen Zigaretten kostet im Schnitt etwa acht Euro. Eine Einweg-Vape liegt – je nach Marke – bei fünf bis zwölf Euro und ist sowohl online als auch im stationären Handel erhältlich.
Eine Einweg-Vape mit etwa 600 Zügen entspricht rund 40 bis 60 Zigaretten, also etwa zwei bis drei Schachteln der oben genannten Packungsgröße. Preislich kann sie also – abhängig vom Konsumverhalten – günstiger sein als eine herkömmliche Zigarettenpackung.
Gilt das Rauchverbot auch für E-Zigaretten?
Nachdem die Kostenfrage beantwortet ist, klären wir ein weiteres Fragezeichen vieler Konsumenten: Wo darf man eine E-Zigarette rauchen und wo ist es verboten? Seit dem 1. Mai 2013 gilt in Deutschland ein Rauchverbot in Gaststätten, Clubs und Büros. Das schließt sowohl herkömmliche Zigaretten als auch Vapes ein. Das Rauchen ist zudem an Flughäfen grundsätzlich verboten. In einem separaten Raucherbereich können Zigaretten und Vapes jeglicher Art – ob nachfüllbar oder Einweg – benutzt werden. In Parks, Biergärten oder Straßencafés ist sowohl das Dampfen als auch das Rauchen einer herkömmlichen Zigarette in der Regel im Außenbereich erlaubt.
Zwischen Trend und Risiko – was passiert im Körper?
Welche gesundheitlichen Folgen elektrische im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten haben können, klären wir in einem Interview mit Professor Dr. Christian Schulz, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des Uniklinikum Regensburgs und Leiter des Lungenkrebszentrums.

Professor Dr. Christian Schulz © UKR / Franziska Holten
Wie kann das Rauchen von E-Zigaretten die Gesundheit beeinflussen?
E-Zigaretten reizen die Atemwege und können chronische Entzündungen der Atemwege hervorrufen. Somit erhöht der Konsum auch das Risiko für die Manifestation einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). In Zellkulturen konnten zusätzlich genetische Veränderungen an Lungenzellen induziert werden, welche prinzipiell zur Entstehung von Lungenkrebs beitragen können.
Der Konsum von E-Zigaretten führt zu einer Fehlfunktion der Gefäßinnenhaut und erhöht durch oxidativen Stress das Risiko einer Herzkranzgefäßverkalkung sowie das Auftreten von Herzinfarkten.
Welche Suchtgefahr geht von E-Zigaretten aus und wodurch entsteht in diesem Fall eine Abhängigkeit?
Insbesondere durch das Nikotin in den E-Zigaretten besteht ein hohes Suchtpotenzial, da Nikotin sehr rasch Abhängigkeiten induziert. Bei Verzicht auf Nikotin in den E-Zigaretten kann diese Suchtkomponente vermieden werden.
Gibt es Hinweise darauf, dass E-Zigaretten den Einstieg in das Rauchen herkömmlicher Zigaretten erleichtern?
E-Zigaretten stellen häufig den Einstieg in die Nikotinabhängigkeit dar. Durch den Konsum von E-Zigaretten erhöht sich insbesondere bei Jugendlichen das Risiko dramatisch, dass sie zu aktiven Zigarettenrauchern werden und einen Dual-Use (sowohl normale Zigaretten als auch E-Zigaretten) betreiben.
Gibt es Studien, die zeigen, ob „Zigaretten-Raucher“ nun vermehrt zur E-Zigarette greifen anstatt zur klassischen Zigarettenschachtel? Und gibt es wissenschaftliche Nachweise, dass E-Zigaretten dabei helfen können, mit dem Rauchen aufzuhören?
Studien belegen, dass Zigarettenraucher häufig zu beiden Produkten greifen und sich ein Dual-Use etabliert, welcher mit ähnlichen Risiken wie das ausschließliche Zigarettenrauchen verbunden ist. E-Zigaretten können grundsätzlich beim Rauchstopp helfen. Der Zusatznutzen ist aber im Vergleich zu anderen Nikotinersatzprodukten in der Regel geringer ausgeprägt.
Ist Passiv-Rauchen auch im Falle von E-Zigaretten ein Problem? Wenn ja, ist der Dampf, der dabei entsteht, für Mitmenschen weniger schädlich als der einer herkömmlichen Zigarette?
E-Zigaretten führen zu Aerosolbildungen mit entsprechend toxischen und potenziell gesundheitsschädlichen Bestandteilen. Auch krebserregende Substanzen können dazugehören. Für Nichtraucher besteht somit auch durch den Dampf von E-Zigaretten ein erhöhtes Gesundheitsrisiko.
Vielen Dank, Professor Dr. Christian Schulz für Ihre Zeit!
Zu diesem breit gefächerten Thema gibt es allerdings nicht nur gesundheitliche, sondern auch ökologische Aspekte, die berücksichtigt werden sollten.
Unseren Planeten sauber halten – Vapes richtig entsorgen
Leider landen viele E-Zigaretten in Mülleimern oder auf der Straße. Das trägt nicht nur zur Umweltverschmutzung bei, sondern ist zudem auch sehr gefährlich: In einigen Fällen kam es bereits zu Explosionen der Batterien – teils noch nach dem die elektrische Zigarette kein Liquid mehr enthielt. Sie müssen also richtig entsorgt werden, aber wie und wo kann man sie abgeben?
Da E-Zigaretten eine Batterie enthalten, wird das Produkt als Elektrogerät eingestuft und muss daher bei einer Sammelstelle für Elektroschott abgegeben werden. Das gilt für alle Arten von Vapes, ob nachfüllbar oder Einweg. In Regensburg gibt es mehrere Möglichkeiten, die Geräte ordnungsgemäß zu entsorgen: Recyclinghöfe, Kioske, Tankstellen. Supermärkte und Discounter mit mehr als 800 Quadratmetern müssen die leeren E-Zigaretten ebenfalls annehmen, wenn sie diese vertreiben. Das wurde im sogenannten Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) festgelegt.
E-Zigaretten haben sich von einer vermeintlichen gesünderen Alternative zum Lifestyle-Trend etabliert. Das moderne Design und die kreativen Geschmacksrichtungen sollen Vapes besonders attraktiv gestalten, jedoch werden die gesundheitlichen und ökologischen Aspekte dabei häufig ausgeblendet.

Von Einweg-Vapes über nachfüllbare E-Zigaretten bis hin zur herkömmlichen Zigarette: Das Rauchen schadet der Lunge auf Dauer. © bigstock / vfhnb12
Letztendlich entscheidet jeder selbst über seine Gesundheit, dennoch sollten Konsumenten sich der Risiken bewusst sein. Zudem sollten Nutzer darauf achten, diese der Umwelt zuliebe korrekt zu entsorgen.
Sarah Solleder I filterMagazin