Tech-Innovationen aus Regensburg prägen unseren Alltag nachhaltig. Von intelligentem Energiemanagement über smarte E-Mobilität bis hin zu VR-gestützter Pflegeausbildung – kreative Köpfe und Start-ups entwickeln Lösungen, die Energie sparen, Sicherheit erhöhen und Bildung revolutionieren.
Technologie hat unser Leben grundlegend verändert. Seit der Erfindung des World Wide Web entwickelte sich die Welt rasant weiter und High-Tech ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Neue technologische Errungenschaften helfen dabei, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten, Krankheiten besser zu diagnostizieren und zu behandeln, weltweit in Echtzeit zu kommunizieren, Bildung barrierefrei zugänglich zu machen und sogar unser Zuhause durch smarte Geräte zu automatisieren. Innovationen durchdringen nahezu jeden Lebensbereich – und werden auch in Zukunft großen Einfluss darauf haben, wie wir arbeiten, lernen und miteinander leben.
Auch in Regensburg forschen und tüfteln viele kreative Köpfe daran, wie unser Leben nachhaltiger, sicherer und effizienter werden kann. Innovationszentren wie etwa die TechBase und die OTH bieten ein ideales Umfeld, um Start-ups und junge Kreative in ihren Unterfangen zu unterstützen und Entwicklung voranzutreiben. Wir haben uns mit einigen von ihnen unterhalten und interessante Einblicke in ihre Ideen erhalten.
Günstiger Strom zu jeder Uhrzeit
Maximilian Stöckl, Geschäftsführer der Jostec Systems GmbH, hat sich der Herausforderung angenommen, den Eigenverbrauch von Solarstrom zu maximieren und zugleich Stromkosten durch intelligente Nutzung dynamischer Tarife deutlich zu senken. Mit VOLTRADER bietet sein Team ein intelligentes Energiemanagementsystem, das Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher, Wallboxen, Wärmepumpen, E-Autos und andere steuerbare Verbraucher im Haushalt vernetzt und deren Energieeinsatz optimal koordiniert. Auch neue gesetzliche Anforderungen wie § 14a EnWG – das Netzbetreibern erlaubt, bei hoher Netzbelastung kurzfristig Verbraucher (z. B. Wallboxen oder Wärmepumpen) zu drosseln, dafür aber niedrigere Netzentgelte gewährt – oder das Solarspitzengesetz – das starke Einspeisungsspitzen neuer Solaranlagen begrenzt und smarte Steuerung für mehr Eigenverbrauch vorschreibt – können mit VOLTRADER mühelos erfüllt werden.
Viele Hausbesitzer erzeugen eigenen Solarstrom, doch Batteriespeicher können oft nur einen Teil aufnehmen. Überschüsse werden ins öffentliche Netz eingespeist – meist zu stark schwankenden, oft niedrigen Vergütungen. Hier setzt VOLTRADER an: Das System erfasst in Echtzeit die Erzeugung der PV-Anlage und verteilt überschüssigen Strom gezielt an angeschlossene Geräte. So wird beispielsweise das E-Auto bevorzugt geladen, wenn ein Überschuss vorhanden ist. Auch Verbraucher wie Wärmepumpe oder Heißwasser¬boiler werden automatisch aktiviert. Über die App können Nutzer individuelle Einstellungen vornehmen, etwa bevorzugtes Überschussladen. Dadurch wird der Eigenverbrauch maximiert, die Einspeisung ins Netz minimiert und bis zu 20 % der Stromkosten pro Jahr eingespart.
In Zeiten geringer PV-Produktion – etwa bei schlechtem Wetter oder nachts – übernimmt die dynamische Tarifsteuerung: VOLTRADER nutzt intelligente Algorithmen und eine integrierte Trader-KI, um in Echtzeit den günstigsten Stromtarif an der Strombörse zu erkennen. Fehlt eigener Solarstrom, wird automatisch dann Strom aus dem Netz bezogen, wenn die Preise besonders niedrig oder sogar negativ sind. In Zeiten hoher Einspeisung, etwa mittags, kann es sogar vorkommen, dass Nutzer für den Strombezug Geld erhalten. VOLTRADER erkennt solche Preissignale automatisch und lädt Batteriespeicher oder E-Auto gezielt auf. „Wenn der Strompreis an der Börse negativ ist – was an sonnigen Tagen oft passiert – lädt unser System automatisch den Batteriespeicher oder das E-Autos auf. So kann ich auch im Winter oder bei schlechtem Wetter günstig laden und fast dieselben Einsparungen erzielen wie im Sommer mit PV“, erklärt Stöckl.

Maximilian Stöckl, Geschäftsführer der Jostec Systems GmbH / © Jostec Systems
Das System unterstützt über 350 Komponenten und optimiert nicht nur neue, sondern auch bestehende Solaranlagen. Selbst Haushalte ohne PV profitieren: „Schon mit einem kleinen Speicher an der Steckdose und unserem System kann ich Strom gezielt dann nutzen, wenn er besonders günstig ist – auch in der Mietwohnung“, betont Stöckl.
Die zentrale Steuereinheit – ein kompaktes Gateway, kaum größer als ein WLAN-Router – wird einfach zu Hause installiert und mit dem Internet verbunden. Angeschlossene Geräte wie Speicher, Wechselrichter oder Wallboxen werden erfasst und über eine intuitive App gesteuert. VOLTRADER ist flexibel erweiterbar, funktioniert bei kleinen wie großen Installationen und lässt sich bei einem Umzug problemlos mitnehmen. Damit wird intelligentes Energiemanagement für alle möglich – unabhängig davon, ob man im eigenen Haus oder in einer Mietwohnung lebt.
Das Gerät ist bereits auf dem Markt erhältlich und kostet 199 Euro.
E-Mobilität trifft auf Energiemanagement
Auch ein weiteres Regensburger Unternehmen beschäftigt sich mit dem Thema Strom und Energie, allerdings aus einer etwas anderen Perspektive: AI-Charge Technologies GmbH entwickelt Lösungen rund ums Laden von Elektroautos. Ziel ist es, E-Mobilität nicht nur zugänglicher, sondern auch intelligenter zu gestalten – technisch wie ökologisch.

Dr. Hans-Joerg Wirhoff, CEO Stefan Roess AI-Charge Technologies GmbH / © AI-Charge Technologies GmbH
Hinter dem Start-up steht Stephan Röß, der bereits mehrere Unternehmen im Bereich Digitalisierung begleitet hat. Mit AI-Charge will er eine Brücke schlagen zwischen Elektromobilität, erneuerbarer Energie und praktischer Alltagstauglichkeit. Gemeinsam mit Dr. Hans-Jörg Wirhoff und seinem Team entwickelt er Systeme, die E-Autos nicht nur laden, sondern auch aktiv in die Energieversorgung einbinden.
Entwickelt wurde eine Ladestation, die sich von der klassischen Wallbox unterscheidet: Sie kann nicht nur Strom ins Auto leiten, sondern auch wieder zurück – etwa ins Haus oder ins öffentliche Netz. „Bidirektionales Laden bedeutet, dass das Auto nicht nur tankt, sondern auch als Stromspei¬cher verwendet werden kann”, erklärt Röß die Technologie, die vor allem im Zusammenspiel mit Photovoltaik-Anlagen spannend wird.

© AI-Charge Technologies GmbH
Das System wird dabei von einer KI-gestützten Software begleitet. Diese prüft in Echtzeit Strompreise, Wetterprognosen und Netzauslastung, um die besten Ladezeitpunkte zu finden. Technisch ist das komplex – im Alltag soll es jedoch möglichst einfach funktionieren. Zugang gibt es per App, Funkerkennung durch Radiowellen (RFID) oder einfach durch Einstecken des Ladekabels.
Neben privaten Haushalten wird sich das System auch an Wohnanlagen, Gewerbebetriebe und Städte richten. Unternehmen sollen so ihre Fahrzeugflotten effizienter laden können. Die Software ermöglicht es, Strombudgets zu verteilen, Ladevorgänge zu priorisieren oder Preismodelle dynamisch anzupassen. Auch öffentliches Laden ist vorgesehen – inklusive Abrechnungsfunktion.
Die Wallbox AI-Charger Home kostet 1249 Euro inklusive 19 % Mehrwertsteuer. Für den halböffentlichen und öf¬fentlichen Bereich gibt es die eichrechtskonforme Variante AI-Charger Eichrecht zum Preis von 1799 Euro.
In der Entwicklung kooperiert AI-Charge mit verschiedenen Hochschulen, unter anderem mit der TH Deggendorf und der FAU Erlangen-Nürnberg. Themen sind unter anderem eine intelligente Netzanbindung, Ladeoptimierung durch maschinelles Lernen und eine Integration in zukünftige Smart-City-Konzepte.
Neben kompakten Wallboxen bietet AI-Charge auch größere Ladesäulen für den halböffentlichen und öffentlichen Raum an, die bereits in Regensburg getestet werden. Interessant ist, dass sich das Unternehmen auch mit gestalterischen Fragen beschäftigt: „Die Ladestationen sollen nicht nur funktionieren, sondern sich auch optisch gut ins Stadt- oder Wohnumfeld einfügen“, so Röß. Unternehmen sollen so ihre Fahrzeugflotten effizienter laden können. Die Software ermöglicht es, Strombudgets zu verwalten, Ladevorgänge zu priorisieren und Preismodelle dynamisch anzupassen. Auch öffentliches Laden inklusive Abrechnungsfunktion ist vorgesehen.
Nachhaltigkeit ist ein weiteres Thema, das bei AI-Charge eine Rolle spielt: Reparaturfreundlichkeit, langlebige Materialien und die Möglichkeit zur Weiterverwendung sind Teil des Konzepts. Noch handelt es sich um ein junges Unternehmen, aber mit seinem breiten Ansatz zeigt AI-Charge, wie viel Potenzial in der Schnittstelle zwischen Mobilität, Energie und digitaler Steuerung liegt – auch auf lokaler Ebene.
Unsichtbarer Einbruchschutz
Um Sicherheit geht es bei der emgenics GmbH, ebenfalls in der TechBase angesiedelt. Ursprünglich als Beratungsfirma für die Automobilindustrie gegründet, hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren zu einem kreativen Technologieentwickler gewandelt – mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit und intelligente Smart-Home-Lösungen.

Mathias Bauer, Geschäftsführer der emgenics GmbH / © emgenics
Aus der Problematik zunehmender Autodiebstähle entstand die Idee, einen kleinen, kostengünstigen und smarten Sensor zu entwickeln, der Haus- und Wohnungsbesitzer besser vor Einbrüchen schützen soll. „Der Einbruchsensor ist im Grunde ein Fensteröffnungssensor“, erklärt Geschäftsführer Matthias Bauer. „Er erkennt, ob ein Fenster geöffnet oder geschlossen wird, und bietet zusätzlich eine Einbrucherkennung.“ Das Besondere am Sensor: Er misst Vibrationen. „Das Öffnen und Schließen eines Fensters erzeugt stets ein charakteristisches Erschütterungsmuster. Jede Abweichung davon kann ein Hinweis auf einen Einbruchsversuch sein“, so der Geschäftsführer.
Technologisch setzt emgenics dabei auf den neuen Matter-Standard, ein herstellerübergreifendes Protokoll, das die einfache und sichere Vernetzung von Smart-Home-Geräten ermöglicht. Der Sensor selbst kommuniziert über den besonders stromsparenden Funkstandard Thread, der für stabile, energieeffiziente Netzwerke sorgt. So kann das Gerät jahrelang mit einer Batterie betrieben werden und wird unauffällig per Klebestreifen direkt in den Fensterrahmen angebracht – komplett unsichtbar von außen.
Der smarte Sensor ist kein vollständiges Sicherheitssystem, es ist jedoch eine wesentlich kostengünstigere Variante für Menschen, die sich mehr Sicherheit wünschen, ohne große Umbaumaßnahmen durchzuführen. Voraussetzung ist ein Smart Home System, das ebenfalls günstig im Handel erhältlich ist. Wird eine Manipulation am Fenster erkannt, wird diese an das System weitergeleitet. Wie dieses auf die Manipulationserkennung reagiert, und ob z. B. eine Meldung an die Polizei oder nur an den Eigentümer selbst gesendet wird, entscheidet der Eigentümer.

© emgenics
Neben der einfachen Integration punktet der Einbruchsensor vor allem in Sachen Datenschutz. „Da hört tatsächlich gar nichts mit. Kein Mikrofon, keine Kamera. Es wird nur die Erschütterung gemessen“, versichert Herr Bauer. Die Auswertung der Vibration erfolgt lokal auf dem Gerät, es werden keine Daten gespeichert oder in die Cloud gesendet.
Auch Nachhaltigkeit spielt eine Rolle: Kunden sollen zwischen einem Sensor mit neuwertigem Polycarbonatgehäuse und einer Version aus recyceltem Material wählen können. „Was viele nicht wissen: Recyceltes Material ist teurer als neues. Trotzdem wollen wir beide Varianten zum gleichen Preis anbieten und die Entscheidung den Kunden überlassen.“
Für rund 25 bis 35 Euro pro Sensor wird der Einbruchsensor deutlich günstiger sein als vergleichbare andere Systeme, die oft mehrere hundert Euro pro Fenster kosten. Damit positioniert sich emgenics gezielt im Bereich erschwinglicher Smart Home Lösungen für Privatnutzer und kleinere Unternehmen.
Bessere Ausbildung in Pflege und Medizin durch Virtual Reality
Auch im Bereich Gesundheit und Pflege entstehen in Regensburg wegweisende Innovationen – etwa an der Ost¬bayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg. Hier wird im Rahmen des EU-Projekts VReduMED an neuen Wegen gearbeitet, wie Virtual Reality (VR) sinnvoll in die Ausbildung im Gesundheitswesen integriert werden kann. Professorin Dr. rer. medic. Christa Mohr, verantwortlich für den Bereich Pflegewissenschaften, erklärt: „Wir wollten ein zusätzliches Medium schaffen, das es ermöglicht, Handlungsabläufe realitätsnah zu trainieren – unabhängig von Ort und Zeit.“

© Uwe Moosburger
Kern des Projekts ist die Entwicklung und Etablierung praxisnaher VR-Szenarien. Dazu gehört ein Reanimationstraining, bei dem die Nutzerinnen und Nutzer mit VR-Brille in ein realistisches Notfallszenario eintauchen und gleichzeitig an einer Puppe üben. „Man ist wirklich in der Situation drin – mit all dem Stress, der Hektik und den Emotionen, die so ein Ernstfall mit sich bringt“, beschreibt Mohr. Ziel sei es, nicht nur die Technik, sondern auch das Verhalten unter Stress zu trainieren.
Ein weiteres entwickeltes Szenario nennt sich „Room of Horror“. Hier betreten Pflegekräfte ein virtuelles Krankenzimmer, in dem bewusst Fehler eingebaut wurden – etwa vergessene Dokumentationen oder falsch angebrachte Infusionen. „Die Studierenden sollen lernen, spielerisch Fehler zu erkennen und daraus zu lernen“, erklärt Mohr. Gerade in komplexen klinischen Umgebungen könne VR helfen, die Aufmerksamkeit für Details zu schulen.
Besonders spannend sind die Möglichkeiten, die sich durch VR für kollaboratives Lernen eröffnen: Über eine spezielle Anatomie-App können Studierende gemeinsam – von zu Hause aus – virtuelle Körper erkunden, Organe betrachten und Krankheitsbilder nachvollziehen. „Man kann regelrecht durch das Herz wandern oder sich das Auge von innen anschauen“, berichtet Mohr begeistert. Diese Form des immersiven Lernens schaffe ein tieferes Verständnis, das über traditionelle Lehrmethoden hinausgehe.
VR-Training sei dabei nicht als Ersatz gedacht, sondern als sinnvolle Ergänzung zum klassischen Unterricht. „Wir brauchen den zwischenmenschlichen Kontakt. Aber VR bietet die Möglichkeit, selbstständig, individuell und wiederholbar zu üben – ohne Druck und unabhängig von realen Patienten“, betont Mohr.
Besonders im Bereich der Pflichtschulungen, etwa zur Reanimation, sieht sie großes Potenzial. Auch für internationale Pflegekräfte bietet VR Vorteile, da Sprachbarrieren reduziert und Abläufe visuell vermittelt werden können.
Das Projekt VReduMED wird von fünf Ländern getragen und verfolgt das Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Ausbildungseinrichtungen im Gesundheitswesen und MedTech im Bereich Virtual Reality zu verbessern. In den Ländern arbeiten dabei immer eine Bildungseinrichtung und ein Technisches Unternehmen zusammen. Die Anwendungen, die in diesen Partnerschaften entwickelt werden, werden laufend verbessert und praxisnah getestet. Das daraus entstehende Handbuch soll Bildungseinrichtungen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Mit dem Einsatz von VR-Technologie eröffnet sich ein neuer Weg, um umfassendes, gesundheitsbezogenes Wissen zu vermitteln und praktische Kompetenzen zu stärken.

© Uwe Moosburger
Technologische Innovationen sind breit gefächert und können in ganz unterschiedlichen Bereichen Verbesserungen herbeiführen, die allen zugutekommen.
Ob Energie, Mobilität, Sicherheit oder Gesundheit – Innovationen aus der Region tragen dazu bei, aktuelle Herausforderungen kreativ und praxisnah zu lösen. Und sie beweisen: Zukunft entsteht dort, wo Ideen auf Mut zur Umsetzung treffen.
Ein Report von Kathrin Gnilka I filterMagazin