Er ist Rockstar, Publikumsliebling – und hat sich diesen verschmitzten, kindlichen Charme bewahrt, der ihn so nahbar macht. Bald können wir Samu Haber in unserer Region live erleben. Im Interview verrät uns der finnische Sänger, warum Lachen manchmal besser hilft als Bankdrücken und was seine „Ninja-Ladies“ damit zu tun haben. Er schlägt aber auch nachdenkliche Töne an.
Am 30.07.2025 ist es soweit – Samu Haber kommt in unsere Region – genauer gesagt zum ersten Schlossparkfestival in Schwarzenfeld. Wir haben den sympathischen Sänger zum Interview getroffen und ihn als genau den offenen, sympathischen Finnen mit dem Lausbubenlächeln erlebt, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Er hat sich aber auch von seiner nachdenklichen Seite gezeigt und mit uns offen über seine Therapie gesprochen und darüber, bei wem er wirklich „der echte Samu“ sein kann.
Du startest jetzt dann deine große Open-Air-Tour durch Deutschland. Am 30. Juli bist du beim 1. Schlosspark Festival in Schwarzenfeld. Worauf freust du dich am meisten?
Ich habe jetzt sechs Monate keine Musik gemacht und kann es wirklich kaum erwarten, wieder auf der Bühne zu stehen. Ich fühle mich wie ein Kind vor Weihnachten und zähle schon die Tage (lacht). Aktuell basteln wir noch an der Setlist und den ganzen Details. Ich freue mich schon total auf die Show, es wird definitiv Rock’n’Roll! Hoffentlich scheint die Sonne (lacht).
Was hat sich für dich auf der Bühne verändert, seit du als Solokünstler unterwegs bist?
Gar nicht so viel, ehrlich gesagt. Früher habe ich on stage nie Klavier gespielt – jetzt spiele ich Klavier und Gitarre. Und natürlich haben sich die Leute um mich herum verändert. Aber ich bin mittlerweile seit zweieinhalb Jahren mit dieser Band unterwegs und wir sind richtig eng zusammengewachsen. Ich bin wirklich dankbar für diese tollen Begleiter auf meiner Reise. Insgesamt würde ich sagen: Es ist eine neue Zeit, neue Gesichter, neue Momente. Das Leben verändert sich – und wir verändern uns mit ihm.
Du schreibst deine Songs selbst. Wie kann man sich den Prozess vorstellen – setzt du dich dafür bewusst an den Schreibtisch oder kommen die besten Ideen ganz klassisch beim Zähneputzen?
Spätabends kommen mir oft Einfälle. Ich habe einen wunderschönen Bösendorfer-Flügel im Wohnzimmer und kurz vor dem Schlafengehen spiele ich manchmal noch und plötzlich entsteht etwas. Aber meistens kommen die besten Ideen tatsächlich, wenn ich nicht bewusst darüber nachdenke – wenn ich im Supermarkt bin, jogge oder Motorradfahre. Plötzlich geht mir eine Melodie durch den Kopf. Dann versuche ich sie, direkt aufzunehmen und arbeite später daran weiter. Mein iPhone ist voller Ideen – um die 50.000 – und irgendwo dazwischen sind fünf richtig gute (lacht). Aber ich setze mich nie wie ein professioneller Komponist an den Schreibtisch und beginne einfach zu schreiben.

Samu Haber lächelt verschmitzt in die Kamera. © Janita Autio
„Es ist die letzte wirklich gute Musikshow auf der Welt“
Bei „The Voice of Germany“ gehörst du mittlerweile fast schon zum Inventar – trotz längerer Pausen zieht es dich immer wieder zurück auf den roten Stuhl – ganz zur Freude deiner Fans. Was macht für dich die Show so besonders?
Ganz ehrlich – es macht einfach unglaublich Spaß! Ich habe letztes Jahr wirklich überlegt, ob ich zurückkomme – aber als ich hörte, dass Mark (Forster) und Yvonne (Catterfeld) ebenfalls wieder mitmachen, stand für mich fest: Ich will unbedingt wieder als Coach dabei sein. Man trifft außerdem so viele coole Leute und schließt neue Freundschaften. Und es ist natürlich auch eine super Gelegenheit, um die eigene Musik bekannter zu machen. „The Voice of Germany“ ist einfach ein gutes Format. Ich finde, es ist die letzte wirklich gute Musikshow auf der Welt.
„Meine Mutter war alleinerziehend mit drei Kindern“
Seit Jahren zeigen Studienergebnisse, dass die Finnen zu den glücklichsten Menschen der Welt zählen. Gründe dafür sind unter anderem starke soziale Strukturen und eine gute Work-Life-Balance. Für viele ist Zufriedenheit wichtiger als Perfektion. Würdest du dem zustimmen? Würdest du dich selbst als glücklichen Menschen bezeichnen?
Also zuerst mal würde ich dem zustimmen. Ich liebe es, in Finnland zu leben. Aber es gibt natürlich überall glückliche und unglückliche Menschen. Aber was ich an Finnland besonders schätze, ist, dass Gleichberechtigung hier großgeschrieben wird. Ich glaube fest an eine starke, solidarische Gesellschaft – unabhängig vom Geschlecht oder von der Meinung, die man vertritt. Elitäre Einrichtungen wie Privatschulen gibt es kaum, und auch das allgemeine Sicherheitsgefühl ist sehr hoch. Mich selbst würde ich auch als sehr glücklichen Menschen bezeichnen. Obwohl ich aus einer einfachen Familie komme – meine Mutter war alleinerziehend mit drei Kindern – hat es uns nie an etwas gefehlt. Ihr war es mit einem Job möglich, uns alle zu unterstützen: Sowohl mich in meiner Musikkarriere als auch meine Schwester und meinen Bruder auf ihrem Weg.
Hat sich dein Verständnis von Glück im Laufe der Zeit verändert?
Eigentlich hat es sich nicht großartig verändert: Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich mit dem, was ich liebe, meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Der Job nimmt ja einen riesigen Teil des Lebens ein und man identifiziert sich auch ein Stück weit über ihn. Songs zu schreiben und sie für Menschen spielen zu dürfen, ist für mich ein riesiges Geschenk. Glück bedeutet für mich aber auch, Zeit mit Menschen zu verbringen, bei denen ich ich selbst sein kann. Bei meinen Freunden kann ich der echte Samu sein – ich muss keine Rolle spielen. Und natürlich gehören vor allem Gesundheit, genügend zu Essen zu haben und diese ganzen Dinge auch zum Glücklichsein.
„Das macht mich manchmal melancholisch, weil ich dieses Leben wirklich liebe“
Du schreibst auf deinem Blog auch über das Älterwerden und dass du dich als Teenager immer zu jung gefühlt hast und dann zum Höhepunkt deiner Karriere – als Teenie-Idol mit 30+ – fast zu alt. Wie gehst du heute mit dem Älterwerden um?
Man kann es sowieso nicht ändern, daher sollte man sich nicht verrückt machen. Es ist egal, ob du 25 oder 55 bist – Hauptsache, du kümmerst dich um dich. Und damit meine ich sowohl die körperliche als auch die mentale Gesundheit. Zum Höhepunkt meiner Karriere hatte ich vielleicht Angst, ob ich es noch rechtzeitig schaffen würde, als Newcomer richtig durchzustarten – oder ob ich dann schon zu alt sein würde. Heute denke ich anders darüber. Wenn mich irgendwann keiner mehr auf der Bühne sehen möchte, dann werde ich einfach etwas anderes machen – vielleicht unterrichte ich Yoga. Das Einzige, was mich am Älterwerden traurig macht, ist, dass einem bewusst wird, dass das Leben endlich ist. Das macht mich manchmal melancholisch, weil ich dieses Leben wirklich liebe. Gleichzeitig hilft es einem auch, zu schätzen, was man hat. Man entscheidet bewusster darüber, wie man sein Leben leben möchte, mit wem man Musik machen oder neben wem man jeden Tag aufwachen möchte.

Helsinki. © victor-malyushev, unsplash
„Lacht einfach mal öfter und entspannt euch ein wenig“
Du wirst nächstes Jahr 50, wirkst aber deutlich jünger. Was machst du, um dich körperlich, aber auch mental fit zu halten?
Ich denke, dass Humor eine ganz wichtige Rolle spielt. Mein Opa – er war ein wirklich weiser Mann – hat immer gesagt: „Es ist zu spät zu weinen, wenn die Scheiße schon in der Hose ist.“ Also: Manche Dinge kann man nicht mehr ändern. Und egal, was passiert – es geht immer irgendwie weiter und am Ende wird alles gut werden. Ich bin selbst ein sehr emotionaler, sensibler Mensch – deshalb war es gut und wichtig für mich, über sechseinhalb Jahre eine Therapie zu machen. Ich bin heute sehr froh und dankbar dafür, da ich in der Zeit gelernt habe, meine Emotionen und eigenen Werte besser zu verstehen.
Ernährung und Bewegung spielen aber auch eine wichtige Rolle. Egal, ob man tanzt, Fahrrad fährt oder joggt – Hauptsache man bleibt in Bewegung! Ich liebe Martial Arts (Anm. d. Red.: Kampfsport) und Yoga. Im Moment gebe ich zum Beispiel einen Mixed-Martial-Arts-Kurs, in dem nur Frauen sind – die Gruppe heißt „Ninja Ladies“. Und alle haben so viel Spaß – wir lachen dort so viel und das tut einfach gut. Es gibt so viele ernste Menschen, mein Tipp an sie: Lacht einfach mal öfter und entspannt euch ein wenig.
„Ich mache kein Bankdrücken oder trainiere meinen Bizeps“
Gehst du auch ins Fitnessstudio?
Wenn du zum Beispiel Jiu-Jitsu machst, dann bist du die ganze Zeit am Boden und ringst mit anderen Menschen – da braucht man nicht unbedingt zusätzliches Gewicht. Auch Yoga stärkt den Körper. Trotzdem mache ich so ein- bis zweimal pro Woche Krafttraining – aber nur, um in meinen anderen Sportarten besser zu werden. Ich mache also kein Bankdrücken oder trainiere meinen Bizeps.
Ich glaube, dass es auch wichtig ist, sich das innere Kind zu bewahren. Bei dir hat man auch immer das Gefühl, dass du innerlich ein Stück weit Kind geblieben bist. Empfindest du das selbst auch so?
Absolut und ich hoffe, dass ich das nie verliere. Es ist nicht wichtig, wie alt man ist und man sollte auch nicht zu viel darüber nachgrübeln, was in zwei Wochen oder in einem Jahr passiert, sondern lernen, öfter im Hier und Jetzt zu sein und das Leben zu genießen. Natürlich muss man sich auch mit schlimmen Dingen wie Kriegen oder anderen Ungerechtigkeiten auf der Welt auseinandersetzen und versuchen, denen, die es nicht so gut haben, zu helfen. Doch es gibt Dinge, auf die hat man keinen Einfluss und eine gewisse kindliche Leichtigkeit hilft einem dabei, das zu akzeptieren und nicht alles zu überdenken.
Zum Schluss gibt es noch ein kleines Quick Q&A:
Was hörst du privat am liebsten?
Ehrlich gesagt höre ich nicht viel Musik, besonders jetzt, wo ich selbst Songs schreibe. Ab und zu läuft elektronische Musik im Hintergrund, aber ich höre eigentlich vor allem Podcasts oder Nachrichten.
Deine Lieblingsbeschäftigung in der Freizeit?
Martial Arts, mit meinem Boot fahren, Motorrad fahren, im kalten See schwimmen.
Dein Lieblingsessen?
Mein Lieblingsessen bleibt Pasta – auch weil es mir richtig viel Energie gibt.
Mit welchem Künstler würdest du gern mal einen Song aufnehmen?
Ehrlich gesagt mit keinem (lacht). Ich liebe, was ich tue, und arbeite schon mit genau den Menschen, mit denen ich arbeiten möchte. Ich mag normale Leute – Leute mit einem guten Herz.
Was war dein Berufswunsch als Kind?
Es war immer Eishockeyprofi! Aber als ich so 14 oder 15 war, hat die Musik mein Herz erobert. Dann war der Eishockey-Traum vorbei und ich habe einen ganz neuen Weg eingeschlagen.
Vielen Dank, Samu, für das emotionale und ehrliche Interview. Es hat total Spaß gemacht und wir freuen uns schon, dich am 30. Juli 2025 beim 1. Schlosspark Festival in Schwarzenfeld live zu sehen!
Ein Interview von Marina Triebswetter