Die MS Rossini wird nicht mehr länger als Notunterkunft für Geflüchtete benötigt. Seit Februar 2023 waren dort 632 Asylbewerber untergebracht.
Die Anmietung weiterer Wohnobjekte – in Wenzenbach, Wörth an der Donau, Niedertraubling, Thalmassing und ab dem 1. Dezember 2025 in Lappersdorf – mit insgesamt 83 neuen Plätzen und das aktuelle verringerte Zuzugsgeschehen ermöglichen es dem Landratsamt Regensburg, nun auch den Betrieb der MS Rossini als Notunterkunft einzustellen. Dieses Jahr haben bereits die Unterkünfte in Obertraubling (Februar) und in Bernhardswald (Anfang April) ihren Betrieb eingestellt.
Anlässlich der Schließung der Notunterkunft in Bach an der Donau hat der Landkreis in einer Pressekonferenz am 29. Juli Bilanz über die zweieinhalb Jahre gezogen, in denen die MS Rossini als Notunterkunft zur Verfügung stand. Neben Vertretern des Landkreises kamen auch die Bürgermeister der Gemeinden Donaustauf und Bach an der Donau, EPHK Thomas Wagner und PHK Josef Neft von der Polizeiinspektion Wörth an der Donau, der Schiffsbetreiber Richard Müller sowie ehemalige Bewohner zu Wort.
52 verbleibende Bewohner
Die MS Rossini wurde seit Anfang Februar 2023 als Notunterkunft in Bach an der Donau genutzt. In dieser Zeit wurden dort 632 Asylbewerber untergebracht – in der Spitze waren 190 Menschen an Bord. Die verbleibenden 52 Bewohner– überwiegend aus dem Iran und aus Syrien – werden nun auf dezentrale Unterkünfte und die verbleibenden Notunterkünfte verteilt.
MS Rosini statt Schulturnhallen
Nachdem sich im Winter 2022/23 die Möglichkeiten der Unterbringung von Geflüchteten im Landkreis Regensburg zugespitzt hatten und der Freistaat immer mehr sogenannte „Notfallpläne“ zur spontanen Unterbringung von Flüchtlingen aus dem arabischen Raum aufstellte, versuchte der Landkreis Regensburg, durch die Anmietung der MS Rossini als Notunterkunft ab Februar 2023 die Nutzung von Schul- und Vereinsturnhallen zu vermeiden.
Entspanntes Zusammenleben auf der MS Rosini
Die MS Rossini hat sich in den zweieinhalb Jahren der Nutzung als Notunterkunft bewährt. Das Zusammenleben mehrerer Nationen an Bord – darunter Geflüchtete aus Syrien, dem Iran, der Ukraine, der Türkei und Tunesien – gestaltete sich im Vergleich mit ähnlichen Notunterkünften äußerst entspannt, denn die Unterbringung in Doppelkabinen anstatt in Gemeinschaftsunterkünften reduziert die Gefahr sozialer Spannungen. Das Bordpersonal organisierte die Abläufe und übernahm damit eine wichtige Aufgabe für das Landratsamt. Der Landkreis Regensburg bedankte sich daher auch beim Reeder und der Crew. „Die Kosten der Unterbringung bewegten sich auf dem üblichen Niveau einer Unterbringung in Notunterkünften (Pensionen oder dergleichen). Anders als bei der Unterbringung in Hallen musste der Landkreis keine Infrastruktur –wie Nasszellen und Küchen – schaffen. Mit Ablauf des Mietvertrags entstehen daher kein zusätzlicher Aufwand und keine Folgekosten“, erklärt der Landkreis Regensburg.
Landrätin Tanja Schweiger bedankte sich auch bei den Bürgerinnen und Bürgern in Bach für ihre Geduld und ihr Verständnis.
Unsicherheiten zu Beginn
Bürgermeister Thomas Schmalzl beschreibt die anfängliche Zeit als herausfordernd – insbesondere deshalb, weil unklar war, welche Auswirkungen die Ankunft des Schiffs mit sich bringen würde. „Die Unsicherheit in der Bevölkerung war zu Beginn groß: Wie viele Menschen würden kommen? Wie würde sich ihr Aufenthalt auf das Gemeindeleben auswirken? Diese Bedenken haben sich im Nachhinein jedoch nicht bestätigt. Es ist zu keinem Zeitpunkt zu gravierenden Konflikten gekommen“, so Thomas Schmalzl.
Bürgerinitiative gegen die Unterbringung verlief sich im Sande
Ein wiederkehrender Kritikpunkt betraf jedoch die technische Ausstattung des Schiffs: Die Aggregate verursachten ein Brummen, das besonders von den näheren Anwohnern in Bach als störend empfunden wurde. Trotz dieser akustischen Belastung sei es aber insgesamt bei einem friedlichen Miteinander geblieben, so der Bürgermeister. Auch die zunächst gegründete Bürgerinitiative gegen die Unterbringung auf dem Schiff habe sich im Sande verlaufen, nach dem sich die anfängliche Aufregung gelegt habe.
Selbst nach der Rückkehr des Schiffs – zwischenzeitlich war es für ein halbes Jahr nach Donaustauf verlegt worden – sei der öffentliche Protest gering geblieben.
Positives Fazit von Seiten der Polizei
Auch seitens der Polizeiinspektion Wörth an der Donau wurde die Atmosphäre an Bord der MS Rossini durchweg als ruhig, geordnet und angenehm wahrgenommen, berichten der Leiter der Polizeiinspektion Wörth an der Donau, EPHK Thomas Wagner und sein Stellvertreter, PHK Josef Neft. Dieses Ergebnis unterstreiche die besondere Qualität der Unterbringung. Im Vergleich zu anderen Einrichtungen, in denen Geflüchtete in offenen Hallenbereichen untergebracht waren – lediglich durch Bauzäune voneinander getrennt – zeige sich ein deutlicher Unterschied. In solchen Massenunterkünften sei die Privatsphäre stark eingeschränkt, was naturgemäß zu mehr Reibungspunkten, Spannungen und Konflikten führen könne.
„Die Kabinenunterbringung auf der MS Rossini bot ein hohes Maß an Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten – das hat wesentlich dazu beigetragen, das soziale Miteinander zu entspannen und Konflikte zu vermeiden“, so EPHK Thomas Wagner, Leiter der Polizeiinspektion Wörth an der Donau.
6.800 Personen mit Asylbezug leben im Landkreis Regensburg
Im Moment leben knapp 6.800 Personen mit Asylbezug, einschließlich etwa 1.900 Ukrainern im Landkreis. Trotz Zuzug bleibt diese Zahl seit längerer Zeit konstant, weil aus dieser Gruppe viele Menschen nach drei beziehungsweise fünf Jahren einbürgert werden. In 2024 waren es 1.000, in 2023 etwa 500 Einbürgerungen. In diesem Jahr wurden bis jetzt 651 Personen eingebürgert.
Landkreis Regensburg / RNRed