Menschen begleiten, Teilhabe ermöglichen, Vertrauen aufbauen – genau das suchte Kili Roßmann. In seinem Praxissemester bei der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der Caritas Regensburg fand der 23-jährige Student der Sozialen Arbeit seine berufliche Erfüllung.
„Ich wollte eine Aufgabe, die mich fordert“, sagt Kili Roßmann. Er ist einer von neun Semesterpraktikanten bei der Caritas Regensburg. Nach seinem ersten Kurzpraktikum in der Behindertenhilfe zu Beginn seines Studiums war für ihn klar: „Diesen Bereich möchte ich näher kennenlernen.“ Gesagt, getan. Seit März ist er für ein Semester Praktikant in der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der Caritas Regensburg.
Theoretisches Wissen wird umgesetzt
Das Semesterpraktikum dauert mehrere Wochen und muss von Studentinnen und Studenten der OTH Regensburg im Rahmen ihres Studiums absolviert werden. Die Studierenden setzen dabei ihr theoretisches Wissen in die Praxis um und sammeln erste berufliche Erfahrungen. Auch die Einrichtung profitiert: Sie gewinnt durch die Studierenden frische Impulse – und stärkt zugleich die Nachwuchsgewinnung.
Beeindruckende Vielfalt tagtäglich
In der OBA übernimmt Rossmann vielfältige Aufgaben. Im Familienentlastenden Dienst (FED) unterstützt er Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung – sei es bei der Freizeitgestaltung oder im Alltag, „wo eben Hilfe gebraucht wird“, erklärt er. Auch Gruppenangebote wie Kinder- und Teenietreffs, Tagesausflüge – etwa zum Waldwipfelweg – oder mehrtägige Freizeiten gehören zu seinen Aufgaben.
Vor seinem ersten Praktikum fühlte er sich im Umgang mit der Zielgruppe unsicher. „Ich hatte wenig Berührungspunkte und einige Vorurteile“, gibt er zu. Doch die Realität überraschte ihn. „Ich dachte, die Arbeit wäre viel pflegerischer und weniger kommunikativ.“ Stattdessen erlebte er eine beeindruckende Vielfalt: „Es gibt so viele unterschiedliche Behinderungsbilder – kein Tag gleicht dem anderen. Jeder Autist, jeder Mensch mit Downsyndrom ist einzigartig.“
Ein Schwerpunkt seines Studiums liegt auf Musik und Bewegung – etwas, das er aktiv in die OBA einbringt. Oft begleitet er Freizeitgruppen mit seiner Gitarre. „Musik ist ein Kommunikationsmittel, wenn Sprache nicht funktioniert“, sagt er. Mit diesem Credo bewegte er einen jungen Klienten, der kaum mit seinem Umfeld interagiert, zu einer gemeinsamen Musiksession. „Musik ist ein tolles Werkzeug, um Beziehung zu gestalten“, so Roßmann.
„Das ist echte Teilhabe“
Eine prägende Erinnerung bleibt ein Moment mit einem zweieinhalbjährigen Buben mit Entwicklungsverzögerung. „Ich war erst zwei Wochen in der Familie. Beim Vorlesen eines Buches ist der Junge auf meinem Schoß eingeschlafen – ein großer Vertrauensbeweis.“ Gerade weil unklar war, ob das Kind sich auf eine neue Bezugsperson einlassen würde, bedeutete dieser Moment Roßmann viel.
Entlastung der Angehörigen sowie Teilhabe der jungen Menschen liegen dem Praktikanten am Herzen. Er betont, wie wichtig die Teilhabeangebote für die Kinder und Jugendlichen sind. „Ich bin regelmäßig mit einem 15-jährigen Klienten beim Basketballspielen – das würde er weder allein noch mit seinen Eltern machen.“ In der Gruppe erlebt er Gemeinschaft auf Augenhöhe – ein zentraler Aspekt der Inklusion. „Die OBA ermöglicht Freizeitfahrten mit Gleichaltrigen – das ist echte Teilhabe.“
Roßmann übernimmt in seinem Praktikum viel Verantwortung und fühlte sich von Anfang an als Teil des Teams. „Ich fühle mich verwirklicht“, sagt er. Die Arbeit bereichert ihn. „Gerade Kinder mit Handicap geben ungefiltertes Feedback – das ist großartig.“ Seine Zukunft sieht er klar: „Ich bin sicher, dass ich nach dem Studium in der Behindertenhilfe weiterarbeiten werde.“
Möglichkeiten der Mitarbeit in der Offenen Behindertenarbeit
Die Offene Behindertenarbeit (OBA) der Caritas Regensburg bietet verschiedene Möglichkeiten der Mitarbeit: Sei es im Rahmen eines Semesterpraktikums, einer ehrenamtlichen Tätigkeit oder eines Minijobs.
Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V. / RNRed