43 Fachkräfte aus Schule, Jugendsozialarbeit, Betrieben, Jugendhilfe und Suchthilfe kamen kürzlich zu einer Veranstaltung des Suchtarbeitskreises Regensburg im Landratsamt zusammen. Im Mittelpunkt stand der autobiografische Kurzfilm „Erinnerungen einer vergessenen Kindheit" von Lars Smekal, der das Leben eines Kindes in einem suchtbelasteten Elternhaus aus der Ich-Perspektive erzählt.
Der Film schildert eindrücklich und dicht das Leben des elfjährigen Niklas, der zwischen der Alkoholsucht seiner Mutter und der Glücksspielsucht seines Vaters aufwächst. Der Teufelskreis aus Sucht, Verrat, Verlassenheit und Ohnmacht wird in intensiven Szenen deutlich sichtbar und hinterlässt beim Publikum bleibenden Eindruck.
„Blinde Flecken“
Im Anschluss an die Vorführung hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, Lars Smekal Fragen zu stellen und sich intensiv mit ihm auszutauschen. Die offene Gesprächsrunde ermöglichte es, tiefergehende Einblicke in die Entstehung des Films sowie die persönlichen Erfahrungen des Regisseurs zu gewinnen und gemeinsam über die Herausforderungen und Bedürfnisse von Kindern aus suchtbelasteten Familien zu diskutieren.
Das Publikum zeigte sich tief berührt von der authentischen und offenen Darstellung seiner Kindheit. Besonders hervorgehoben wurde die Überforderung aller Charaktere auf vielfältigen Ebenen sowie die Tatsache, dass viele Menschen im Umfeld der Familie beteiligt und oft hilflos sind. Die anwesenden Fachkräfte aus dem Hilfesystem betonten die Wichtigkeit, „Blinde Flecken“ im Umgang mit suchtbelasteten Kindern zu erkennen und die Sprachlosigkeit zu überwinden. Ebenso wurde die Sensibilisierung für die Bedürfnisse dieser Kinder als zentraler Aspekt herausgestellt. Die Begegnung auf Augenhöhe mit Betroffenen wurde als besonders wertvoll empfunden und spiegelt sich auch im Film wider.
Die Veranstaltung bot einen wertvollen Einblick in die oft verborgene Lebenswelt von Kindern aus suchtbelasteten Familien und trug dazu bei, das Bewusstsein und die Handlungsfähigkeit von Fachkräften im Umgang mit diesem sensiblen Thema zu stärken.
Hintergrund
Derzeit leben in Deutschland circa drei Millionen Kinder mit mindestens einem suchtbelasteten Elternteil. Damit ist jedes vierte bis fünfte Kind betroffen. Kinder aus suchtbelasteten Familien sind die größte bekannte Risikogruppe für eine spätere eigene Suchterkrankung (Nacoa Deutschland).
Hilfe und Unterstützung erhalten Familienangehörigen, Nachbarn, Lehr- und Erziehungspersonal bei den Sucht- und Erziehungsberatungsstellen.
Beratungsstellen in Regensburg
- Fachambulanz für Suchtprobleme der Caritas Hemauerstr. 10c, 93047 Regensburg Tel.: 0941 / 63 08 27-0
- Landratsamt - Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Regensburg Altmühlstr. 3, 93059 Regensburg Tel.: 0941 / 4009 -724 oder -758
- Drugstop akut, Drogenhilfe Regensburg e.V. Landshuterstr. 10, 93047 Regensburg Tel.: 0941 / 37 80 37 50
Landkreis Regensburg / RNRed