Jeder vierte bis fünfte Patient ist in deutschen Krankenhäusern von Mangelernährung betroffen. Sie bleibt oft unbehandelt und erhöht dadurch laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) die Sterblichkeit um das Dreifache. Ein neuer Vertrag soll Abhilfe schaffen.
Die AOK Bayern und das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau haben jetzt einen neuen Qualitätsvertrag geschlossen, um die Ernährung von Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Das Ziel: Eine Versorgungsstruktur aufbauen, die eine bessere Diagnose, Behandlung und Prävention von Mangelernährung ermöglicht.
Gerade ältere Menschen oder Krebserkrankte betroffen
„Mangelernährung ist kein neues Phänomen. Trotzdem bekommt sie im klinischen Alltag immer noch zu wenig Aufmerksamkeit. Deshalb ist es uns ein Anliegen mit dem neuen Qualitätsvertrag eine bessere Versorgungsstruktur zu schaffen. Wir wollen die Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten steigern und somit ihren Allgemeinzustand verbessern“, so Dr. med. Tobias Hermann, Geschäftsbereichsleiter Stationäre Versorgung bei der AOK Bayern. Gerade vulnerable Gruppen wie ältere Menschen oder Krebserkrankte seien von Mangelernährung betroffen.
„Wir freuen uns sehr über die neue Kooperation mit der AOK Bayern, die es uns ermöglicht, die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten weiter zu optimieren. Durch den Kooperationsvertrag wird die Möglichkeit geschaffen krankheitsspezifische Mangelernährung in Krankenhäusern in den Fokus zu rücken und ihr gezielt entgegenzuwirken“, sagt Dr. med. Ariane Conrad vom Klinikum Aschaffenburg-Alzenau.
Screening, Ernährungspläne und Ernährungsberatung
Die Vereinbarung sieht ein systematisches Screening für erwachsene Versicherte der AOK Bayern vor, die stationär im Klinikum Aschaffenburg-Alzenau behandelt werden. Ein Ernährungsteam erstellt daraufhin ein Konzept für eine individualisierte Therapie. Diese beinhaltet einen auf den Patienten oder die Patientin abgestimmten Behandlungsplan, eine Ernährungstherapie und eine Ernährungsberatung. Während des stationären Aufenthalts kümmert sich ein Team von Ernährungsmedizinern und -fachkräften um die Patientinnen und Patienten. Vor der Entlassung erhalten Mangelernährte Informationen, wie sie die Therapie zu Hause fortsetzen.
Die Vereinbarung läuft bis Januar 2028. Danach erfolgt eine Auswertung durch das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG).
Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Krankenhaus Barmherzige Brüder
Bereits im Jahr 2024 hat die AOK Bayern einen vergleichbaren Qualitätsvertrag mit dem Krankenhaus Barmherzige Brüder in München abgeschlossen. Diese Zusammenarbeit hat sich bewährt: Durch ein speziell eingerichtetes Ernährungsteam und ein standardisiertes Screening wird Mangelernährung frühzeitig erkannt und gezielt behandelt. Auch Ernährungs- und Gesundheitskompetenz während und nach dem Krankenhausaufenthalt werden geschult.
„Unsere Kooperation mit den Barmherzigen Brüdern zeigt, dass eine strukturierte und patientenorientierte Versorgung bei Mangelernährung wichtig ist. Seit Vertragsstart sind inzwischen rund 20 weitere Krankenkassen als Partner hinzugekommen“, erklärt Dr. Hermann von der AOK Bayern. „Diese wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse wollen wir nun gemeinsam mit dem Klinikum Aschaffenburg-Alzenau weitertragen und aufbauen.“
Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert
„Die Zusammenarbeit im Rahmen des Qualitätsvertrages mit der AOK Bayern zeigt, dass eine interdisziplinäre, moderne ernährungsmedizinische Versorgung in deutschen Krankenhäusern gut umsetzbar ist und erheblich die Gesundheit und Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessert“, sagt Dr. med. Gert Bischoff vom Barmherzige Brüder-Krankenhaus München.
AOK Bayern / RNRed