Die Arbeitswelt wandelt sich rasant – neue Technologien, KI und gesellschaftliche Veränderungen stellen bisherige Berufsbilder auf den Prüfstand. Doch dieser Wandel birgt auch große Chancen: Wer flexibel und lernbereit ist, kann seine Zukunft aktiv gestalten und davon profitieren.
Die Welt befindet sich im größten Wandel aller Zeiten. Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) verändern in rasantem Tempo ganze Branchen, während Krisen wie die Corona-Pandemie gezeigt haben, wie fragil vermeintlich sichere Jobs sein können. Was gestern noch zukunftssicher schien, kann morgen schon verschwinden.
Doch in diesem Umbruch liegen auch Chancen: Während manche Berufe obsolet werden, entstehen gleichzeitig neue Sparten. Wer bereit ist, sich auf Veränderungen einzulassen und neugierig zu bleiben, kann den Wandel nicht nur meistern, sondern sogar aktiv von ihm profitieren. So wird die Berufswahl trotz aller Unsicherheiten auch zu einer spannenden Möglichkeit, die eigene Zukunft selbst zu gestalten.

Elektroniker - Energie für morgen. © Foto Baumann
„Die Generation, die jetzt auf den Arbeitsmarkt kommt, hat so gute Chancen wie selten zuvor“
Toni Lautenschläger, Leiter des Amtes für Wirtschaft und Wissenschaft bei der Stadt Regensburg, sieht die Zukunftsaussichten der Jugend äußerst positiv. „Die Generation, die jetzt auf den Arbeitsmarkt kommt, hat so gute Chancen wie selten zuvor. Demografisch bedingt werden in den nächsten Jahren viele Stellen frei, da die Babyboomer in Rente gehen. Außerdem gab es in Regensburg noch nie so viele Arbeitsplätze wie heute.”

Toni Lautenschläger, Leiter des Amtes für Wirtschaft und Wissenschaft bei der Stadt Regensburg. © Toni Lautenschlager
Doch zahlreiche Branchen erleben derzeit einen tiefgreifenden technologischen Wandel. Laut einer Umfrage des ifo Institut verwenden aktuell 40,9 Prozent der Unternehmen in Deutschland KI, um Prozesse zu beschleunigen und Produktivität zu steigern. Das ist eine Steigerung von 13,9 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Weitere 18,9 Prozent der Betriebe planen, KI in den nächsten Monaten einzusetzen. Einen besonders rasanten Anstieg verzeichnen dabei das Bauhauptgewerbe, der Handel, das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungsbranche. Vorreiter bei der Nutzung sind Unternehmen in der Werbung und Marktforschung, IT-Dienstleister und die Automobilbranche. Für zukünftige Mitarbeiter gilt es daher, sich die notwendigen Fähigkeiten im Umgang mit diesen Technologien anzueignen, um auf veränderte Anforderungen vorbereitet zu sein.
„Flexibilität, Agilität und ein breites Kompetenzprofil sichern langfristig die besten Chancen“
Einfachere Tätigkeiten werden nach und nach automatisiert werden und wegfallen. Wer in Zukunft erfolgreich sein will, braucht eine gute Ausbildung.
„Bildung zählt”, so Toni Lautenschläger. Je besser und breiter man qualifiziert ist, desto leichter findet man einen Job. Flexibilität, Agilität und ein breites Kompetenzprofil sichern langfristig die besten Chancen.”
Besonders im Gesundheitswesen sieht der Amtsleiter großes Potential, denn der demographische Wandel bringe einen wachsenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften mit sich.
Wer sich zu technischen und humanistischen Themen hingezogen fühlt, kann sich im Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) eine großartige Zukunft aufbauen.
In den MINT-Labs in Regensburg werden Talente früh gefördert. Hier können Kinder bereits ab acht Jahren nach Herzenslust experimentieren, tüfteln und ausprobieren. Dabei geht es nicht nur um Mathematik und Technik, sondern auch um Elektronik, Handwerk, Pharmazie, Physik, Programmierung, Chemie, Biologie und sogar um Kunst.

Pflege - nah am Menschen, nah an der Zukunft. © bigstock / alexraths
MINT-Experten stehen viele Türen offen und ihre Einsatzgebiete sind vielfältig, z. B. zur Umsetzung der Energiewende. Diese droht nämlich vom Fachkräftemangel ausgebremst zu werden. Alleine die Aufgabengebiete Solar, Wind und Wasserstoff umfassen rund 250 Berufe, von dual ausgebildeten Kaufleuten über Industriemeister bis hin zu Ingenieuren. Laut der Studie der Prognos AG „Fachkräftebedarf und Fachkräftegewinnung in der Transformation“, die im Auftrag der Deutschen Industrie- und Handelskammer durchgeführt wurde, fehlen branchenübergreifend bis 2035 rund 560.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die OTH Regensburg bietet interessante Studiengänge auf diesem Gebiet. Von Umwelt- und Industriesensorik bis hin zu KI und Datascience ist die Hochschule breit aufgestellt. Um den Anforderungen einer dynamischen Arbeitswelt gerecht zu werden, entwickelt die OTH ihre Studiengänge in Absprache mit Unternehmen kontinuierlich weiter. So wurden beispielsweise die Studiengänge Scientific Computing (B. Sc) oder Nachhaltige Energie-und Wasserstoffsysteme (B. Eng.) neu geschaffen. Ein anderes Beispiel ist der Studiengang Digital Business Management (B. A.), der um die Herausforderungen der digitalen Transformation erweitert wurde.
Die enge Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Unternehmen gewährleistet dabei eine praxisnahe Ausbildung ergänzt durch Praxissemester, Projektarbeiten oder duale Studienmodelle, die den direkten Bezug zur Berufswelt fördern. Zudem werden Schlüsselkompetenzen wie interdisziplinäres Denken, Teamarbeit und digitale Kompetenzen gezielt vermittelt – Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt stark gefragt sind.
Doch nicht jeder kann sich für eine akademische Laufbahn begeistern und sie ist keineswegs eine zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere. Mit 130 Ausbildungsberufen bietet das Handwerk ein breites Spektrum an interessanten Tätigkeiten und hat sich zu Coronazeiten als besonders systemrelevant hervorgetan.
„Das besondere am Handwerk ist die Mischung aus Kopf, Hand und Herz“
Mit den Händen zu arbeiten und dabei Kreativität und Herzblut einfließen zu lassen, ist, was viele am Handwerk begeistert. Hans Schmidt, stellvertretender Haupteschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, ist überzeugt, dass das Handwerk auch in Zukunft hervorragende Karrierechancen bietet.

Hans Schmidt, stellvertretender Haupteschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. © Graggo
„Das Besondere am Handwerk ist die Mischung aus Kopf, Hand und Herz. Es braucht Wissen und Können, aber genauso Leidenschaft für den Beruf. Gerade für junge Menschen ist das wichtig: Sie wollen nicht nur Geld verdienen und eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit haben, sondern auch das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Am Ende des Tages zu sehen, was man mit den eigenen Händen geschaffen hat – genau das macht viele Handwerksberufe so attraktiv”, so Schmidt.
Handwerk bleibt – und wird auch in 200 Jahren noch gebraucht
Auch im Handwerk hat KI längst Einzug gehalten und verändert die Branche hin zu mehr Technologie und Zukunftsfähigkeit. Das Bild des ölverschmierten Kfz-Mechanikers gehört der Vergangenheit an. Heutzutage arbeiten hervorragend ausgebildete Kfz-Mechatroniker in Werkstätten, die High-Tech-Betrieben ähneln. Hier können sie ihre Leidenschaft für Technik und ihre handwerklichen Fähigkeiten voll ausleben. Gleichzeitig schafft diese Mischung aus fundierten Kenntnissen, praktischer Anwendung und einer guten Portion an Kreativität auch eine gewisse Sicherheit für die Zukunft, denn Handwerk ist keine Massenfertigung und kann nur bedingt automatisiert werden. KI ist also ein unterstützender Faktor, weniger ein Ersatz. „Handwerk bleibt – und wird auch in 200 Jahren noch gebraucht” – darüber ist sich Hans Schmidt sicher.

Eine gute Ausbildung für eine sichere Zukunft. © bigstock / lightpoet
Auch in vielen anderen Bereichen wie Elektro, SHK (Sanitär, Heizung und Klima), Land- und Baumaschinen, Bau, Metallbau oder Lebensmittel sehen die Zukunftsaussichten rosig aus und der Bedarf an Auszubildenden und Fachkräften ist hoch. Dabei ist mit der Karriere im Handwerk nach der Ausbildung noch lange nicht Schluss. Mit der Weiterbildung zum Meister ist eine Tätigkeit als Führungskraft oder die Gründung bzw. Übernahme eines Handwerksbetriebes möglich. Zusätzlich existieren auch Möglichkeiten, berufliche und akademische Bildung zu verbinden. „Es gibt duale Studiengänge, die Ausbildung und Studium kombinieren“, erklärt Hans Schmidt. „Manche Meister machen nach dem Meistertitel noch ein Studium, manche Bachelorabsolventen absolvieren nach dem Studium noch eine Ausbildung. Diese Verzahnung ist uns wichtig. Jugendlichen sage ich: Informiert euch, probiert euch aus, und wählt den Weg, der zu euren Stärken passt – ob auf der Hochschule, in einer Ausbildung oder kombiniert. Wichtig ist, offen zu sein und nicht nur einen Weg als den einzig richtigen zu sehen.”
Für Interessierte gibt es viele Angebote, um sich zu informieren. Jobmessen, Berufsberatungen sowie das BerufeNet der Bundesagentur für Arbeit, aber auch die Informationsabende und Studienberatung der Hochschulen, sowie die Handwerkskammer bieten wichtige Informationen. Schnuppertage und Praktika geben weitere Einblicke in Betriebe und deren Tätigkeitsfelder. Toni Lautenschläger rät viel auszuprobieren: „Wichtig ist, frühzeitig in Kontakt mit der Arbeitswelt zu kommen und verschiedene Berufsbilder kennenzulernen.”
Die Zeiten bieten also trotz KI und wirtschaftlicher Unwägbarkeiten viele Möglichkeiten für junge Menschen. Voraussetzung ist natürlich die Bereitschaft, diese Möglichkeiten durch Eigenmotivation und Fleiß auch zu nutzen – oder wie Toni Lautenschläger es passend zusammenfasst: „Wer bereit ist, sich zu engagieren und sich zu qualifizieren, braucht keine Angst vor der Zukunft zu haben.”
Kathrin Gnilka I filterMagazin