Im Juli dieses Jahres kam es zu einem tödlichen Unfall an der Walhalla, der eine Debatte um die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher des Denkmals entbrannte.
Ein 32-Jähriger war gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin abends bei der Walhalla unterwegs, als er plötzlich ins Leere trat und 8,5 Meter in die Tiefe stürzte. Noch im August brachte die verantwortliche Bayerische Schlösserverwaltung als Reaktion auf diesen tragischen Vorfall Absperrungen mit Ketten und Warnschilder an.
Wenn die Besucherinnen und Besucher heute vom Parkplatz bei der Walhallastraße zum Denkmal gehen, erwarten sie mehrere rot-weiß-gestreifte Absperrbaken, die mit weißen Ketten verbunden sind. Zwischen den Absperrungen hängen weiße Schilder mit einem Warnsymbol. Darauf zu sehen ist ein schwarzes Männchen, das von einer Treppe fällt. Man kann noch immer zur Aussichtsplattform gelangen, doch sobald die Gäste den Blick über die Donau schweifen lassen, sehen sie nicht nur die idyllische Natur, sondern auch graue Absperrgitter unterhalb der Treppen. Wird die Walhalla nun ihr rot-weißes Sicherheitskleid für immer tragen?
Nicht der erste Vorfall auf der Walhalla
Auf Nachfrage der filter-Redaktion, ob die aktuellen Vorrichtungen dauerhaft bestehen bleiben, wies die Bayerische Schlösserverwaltung darauf hin, dass es sich dabei lediglich um vorübergehende Maßnahmen handle: „Im Rahmen erster Abstimmungen der Arbeitsgruppe wurde vorgeschlagen, die bestehenden Sicherungsmaßnahmen und Sicherheitshinweise durch reversible Maßnahmen – etwa durch das Anbringen von Ketten mit Gefahrenschildern – besser zu verdeutlichen“, teilt die Schlösserverwaltung mit.
Dabei betont sie: Die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher habe stets höchste Priorität.

Ein Blick über die Donau zur Walhalla. © filterVERLAG
Denn tatsächlich kam es dort in den vergangenen Jahren vermehrt zu Unfällen. Zwischen 2012 und 2013 stürzten insgesamt drei Menschen von den Treppen und zogen sich schwere Verletzungen zu. Während der Corona-Pandemie, im Jahr 2020, fielen zwei weitere Personen in die Tiefe, dabei starb ein 65-Jähriger. Nach dem erneut tödlichen Ausgang im Juli 2025 entbrannte die Diskussion um die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher der Walhalla erneut.
Schlösserverwaltung plant weitere Maßnahmen
Um die Sicherheit an der Walhalla besser einschätzen zu können, hat das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat eine Arbeitsgruppe gebildet. Ihr gehören Expertinnen und Experten aus den Bereichen Denkmalschutz, Bau, Justiz sowie Vertreterinnen und Vertreter der Bayerischen Schlösserverwaltung an. Ziel ist es, insbesondere bauliche, sicherheitstechnische und denkmalpflegerische Aspekte zu überprüfen.
Weitere Sicherheitsvorkehrungen sind bereits in Planung: „In den nächsten Monaten werden langfristige Lösungsansätze geprüft und im Anschluss mit allen Institutionen beraten. Erst dann können Entscheidungen zu einer möglichen Umsetzung, auch unter Berücksichtigung des he-rausragenden Baudenkmalcharakters der Walhalla, getroffen werden“, so die Bayerische Schlösserverwaltung.
Die Kosten für die Vorkehrungen, die bereits an der Walhalla erfolgt sind, liegen laut der Schlösserverwaltung im mittleren dreistelligen Bereich. Welche Kosten im Rahmen neuer Sicherheitsmaßnahmen anfallen könnten, ist bisher noch unklar. Auch auf die Frage, wer die aktuellen und zukünftigen Vorkehrungen bezahlen wird, konnte die Bayerische Schlösserverwaltung keine Auskunft geben. Der CSU Ortsverband Donaustauf-Sulzbach räumte jedoch ein: „Der Freistaat Bayern ist Eigentümer der Walhalla, daher müssen alle Verbesserungen vom bayerischen Steuerzah-ler bezahlt werden.“

Absperrketten und Warnschilder sind zwischen den Säulen des Denkmals angebracht. © filterVERLAG
Online-Petition fordert Entfernung der Absperrungen
Allgemein sieht der CSU Ortsverband Donaustauf-Sulzbach die Vorkehrungen kritisch. So hat dieser am 26. August 2025 eine Online-Petition gegen die aktuellen Maßnahmen an der Walhalla gestartet. Bisher hat die Partei aus Donaustauf 3.000 Unterschriften gesammelt – ihr Ziel sei es, 5.000 Unterschriften zu erreichen.
„Die provisorischen Absperrungen lassen befürchten, dass das Denkmal dauerhaft verändert wird. Unsere Forderung lautet: keine sichtbaren Eingriffe, die den Charakter und das historische Erscheinungsbild der Walhalla verändern oder beeinträchtigen“, beschreibt Martin Sendlbeck, 1. Vorsitzender der CSU Donaustauf-Sulzbach den Hintergrund für die Petition. Sein Stellvertreter Christian Blüml bezeichnet die derzeitigen provisorischen Absperrungen sogar als gefährlich. Viele Besucherinnen und Besucher würden über die Ketten steigen, um weiterhin ganz nach vorne zu gelangen, dabei können sie mit dem Bein hängen bleiben, was erst recht zu Unfällen führen kann.
Der Ortsverband der CSU schlägt stattdessen Maßnahmen vor, die die Ästhetik des Denkmals weniger beeinträchtigen würden: „Man könnte die Warnhinweise etwas deutlicher gestalten, zum Beispiel mit farbigen Piktogrammen oder akustischen Signalen mittels Lichtschranken, die nicht massiv und permanent in die Bausubstanz eingreifen. Massive Absperrungen würden den einmaligen Charakter des Ruhmestempels für alle Zeiten beeinträchtigen oder gar zerstören“, begründet Martin Sendlbeck.
„Es hat mich gewundert, dass gerade die CSU diesen Weg wählt“
Auch Ursula Hildebrand, Vorsitzende der SPD in Donaustauf, sieht die bisherigen Absperrungen als Dorn im Auge. Für sie seien die Maßnahmen der Schlösserverwaltung völlig übertrieben. Doch neben den Ketten und Schildern an der Walhalla habe sie vor allem die Online-Petition etwas überrascht: „Es hat mich gewundert, dass gerade die CSU in Bayern diesen Weg wählt, hätte sie doch den direkten Draht zur Regierungsfraktion“, sagt Hildebrand.
Damit bezieht sich die SPD-Vorsitzende auf die Vorgehensweise des Ortsverbandes. Petitionen sind in der Regel ein Instrument der Oppositionsparteien oder von Bürgerinnen und Bürgern, die keinen unmittelbaren Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Der CSU-Ortsverband hingegen hätte durchaus die Möglichkeit, sein Anliegen an CSU-Abgeordnete im Landtag heranzutragen. Da die CSU die Regierungspartei in Bayern darstellt und die Walhalla Eigentum des Freistaates Bayern ist, könnte die Partei direkt Einfluss auf die Sicherheitsmaßnahmen nehmen.
Der Grund für die Petition des CSU-Ortsverbandes sei – laut der SPD-Vorsitzenden – lediglich ein Mittel zum Zweck, um öffentlichen Druck aufzubauen. „Ich gehe davon aus, dass diese Petition keinen Erfolg haben wird. Sollten die Absperrungen abgebaut werden, ist es wohl der Gesamtsituation zu verdanken, und nicht einzelnen Petitionen“, teilt Ursula Hildebrand auf Nachfrage der filter-Redaktion mit.
Konkrete Vorschläge für die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher habe die Partei nicht. „Hier geht es um Eigenverantwortung. Jeder, der die Walhalla besucht, erkennt auf den ersten Blick, dass es hier besser ist, sich nicht nahe an die Kante zu wagen“, ist Ursula Hildebrand überzeugt.
Sie plädiert dafür, dass die Schlösserverwaltung zur alten Regelung ohne Absperrungen zurückkehren solle. „Beim aktuell diskutierten Sicherheitsdenken müsste auch so mancher Berggipfel eingezäunt und abgeschirmt werden. Dies ist einfach nicht sinnvoll“, schließt die SPD-Vorsitzende ab.

Kein Zugang zu den Treppen. © filterVERLAG
Grüne fordern: Menschen müssen Verantwortung übernehmen
Bei diesem Thema sind sich die Parteien offensichtlich einig. Nicolai Bube, Marktgemeinderat in Donaustauf und Mitglied der Partei Bündnis 90/Grünen, ist der Meinung, dass die Absperrungen an der Walhalla sich negativ auf das Erscheinungsbild des Denkmals auswirken würden. „Natürlich ist jede/r Verletzte oder gar Tote tragisch, aber alle Unfälle verhindern zu wollen, scheint kaum realisier-bar“, sagt Bube. Die bisherigen Maßnahmen würden die Risiken nicht schmälern. Dabei nimmt er ebenfalls Bezug auf die Absperrketten, dort würden Menschen Fotos machen, hinüberklettern oder sich sogar daran anlehnen, würden. „Insofern sind die bisherigen Markierungen mit Warnhinweisen in drei Sprachen (Deutsch, Englisch und Französisch) ausreichend“, fügt er hinzu.
Die Fraktion fordert daher, die provisorischen Ketten und Barken wieder zu entfernen, sonst müssten „viele Wanderwege im Gebirge oder sogar Gehwege an Straßen allerorten mit Absperrungen versehen werden, damit niemand zu Schaden kommt“.
„Zur Verbesserung der Sicherheit auf der Walhalla würden wir empfehlen, dass die Menschen bereit sind, für sich und ihr Handeln Verantwortung zu übernehmen und entsprechend zu agieren“, schließt Bube ab.
Wie gefährlich sind die Freizeit-Aktivitäten in unserer Region?
Auch im Herzen der Domstadt sind potenzielle Unfallstellen ungesichert. So zum Beispiel am Uferweg nahe des Eisernen Stegs: Dabei fallen vermehrt Treppen auf, die den Einstieg in das kühle Nass im Sommer erleichtern sollen. Dabei besteht besonders hier ernsthafte Verletzungsgefahr: Neben dem nicht-vorhandenen-Geländer zum Wasser hin fehlt oberhalb der Treppe eine Reling. Wer hier joggt oder beim Gehen den Blick über die Donau schweifen lässt, könnte die abrupte Verengung des Weges übersehen und sogar zwei bis drei Meter in die Tiefe stürzen, hinab auf eine Betonplatte.

Einstieg in die Donau beim Eisernen Steg. © filterVERLAG
Ein gewisses Risiko für Verletzungen tragen Besucherinnen und Besucher solcher Sehenswürdigkeiten und Freizeit-Aktivitäten somit immer. Aus diesem Grund sollte man Menschen diese Risiken niemals unterschätzen und stets Acht geben.
Ob die verantwortliche Bayerische Schlösserverwaltung für die Walhalla künftig auch auf die Vernunft der Besucherinnen und Besucher setzt oder die Sicherheitsvorkehrungen doch noch einmal anpassen beziehungsweise ausweiten wird, bleibt abzuwarten.
Alle aktuellen Informationen zu den kommenden Sicherheitsmaßnahmen der Walhalla finden Sie auf www.regensburger-nachrichten.de.
Ein Report von Sarah Solleder I filterMagazin