Auf der „Unteren Hofwiese“ in Laaber sollten ein Seniorenheim und mehrere Wohngebäude mit Ein- und Mehrfamilienhäusern entstehen. Der Marktgemeinderat sah darin bis vor Kurzem eine Notwendigkeit, doch bei den Bürgerinnen und Bürgern stieß dieses Vorhaben auf Unverständnis, denn: das vorgesehene Baugebiet ist häufig von Hochwasser betroffen.
Seit knapp zwei Jahren kämpft der Marktgemeinderat Laaber für eine Nutzung der Fläche der „Unteren Hofwiese“. Bislang prägt jedoch eine weite landwirtschaftliche Fläche das Bild. Angrenzend verläuft eine Straße die Richtung Ortskern führt, während auf der gegenüberliegenden Seite ein Fluss – die Schwarze Laber – fließt. Es kam immer wieder zu Petitionen, Änderungsplänen und Protesten. Der Grund: Bei der Fläche handelt es sich um ein Überschwemmungsgebiet. Nun wurden die Planungen für dieses Vorhaben endgültig gestoppt.
Hochwasser, Tiere und Boden: Baupläne lösen Kritik aus
Neben 38 eingereichten Petitionen von Bürgerinnen und Bürgern gab auch der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (Ortsgruppe Laaber-Deuerling-Brunn) seine Bedenken bekannt. In einer öffentlichen Stellungnahme äußerte der Verein seine Sorgen zu den ökologischen Gefahren. „Wenngleich wir der Schaffung von Altenbetreuungsplätzen grundsätzlich positiv gegenüberstehen, halten wir die Untere Hofwiese für den falschen Standort“, heißt es seitens des BUND Naturschutzes. Grund hierfür ist unter anderem die Hochwassergefahr, da das Gebiet sehr nah an der Schwarzen Laber liegt: Lediglich sieben Meter würden die Wiese von dem Fluss trennen. Außerdem würden die geplanten Gebäude und Straßen die landwirtschaftliche Fläche zu stark versiegeln und damit zu einer Verringerung der Versickerungsfähigkeit des Bodens führen. Neben den bereits aufgezählten Aspekten seien Tierarten wie Biber, Fledermäuse, Eisvögel und viele mehr gefährdet. Das Bauprojekt würde das Habitat stören und somit den Lebensraum der Tiere gefährden.
Trotz der Resonanz der Bürgerinnen und Bürger sowie des BUND Naturschutzes wurden die Planungen zunächst fortgesetzt. Im März dieses Jahres wurde eine Standortanalyse für das Bauvorhaben durchgeführt. Um das Projekt voranzutreiben, hatte der Eigentümer der Unteren Hofwiese die Ingenieurs- und Planungsgesellschaft Heisterkamp mbH beauftragt, die Bebaubarkeit des Grundstücks zu prüfen.
Ganze elf Änderungsanträge wurden in den Sitzungen des Marktgemeinderates gestellt, um das Bauvorhaben umzusetzen. Vorgesehen waren sechs Plätze für Einfamilienhäuser, drei Gebäude mit jeweils 15 Wohneinheiten, ein Seniorenzentrum mit 110 Betten, eine Parkanlage sowie Maßnahmen zum Wasserrückhalt. Diese Vorkehrungen aufgrund der Hochwassergefahr umfassten unter anderem, sämtliche Gebäude ohne Keller zu bauen.
Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes verhindert Bauprojekt
Doch nun ist das Projekt gescheitert: Anfang Oktober teilte das Laaber Bauamt auf Nachfrage der filter-Redaktion mit, dass die Planungen für neue Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie das Seniorenheim gestoppt wurden. Grund hierfür war eine Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes Regensburgs, laut dem der Bereich der Unteren Hofwiese als Überschwemmungsgebiet eingestuft wurde:
„Der geplante Standort liegt im Überschwemmungsgebiet sowie teilweise im Hochwasserabflussbereich der Schwarzen Laber. Aus unserer fachlichen Sicht ist die Ausweisung eines neuen Baugebiets im Außenbereich mitten im ermittelten Gebiet dementsprechend nicht zu-lässig“, teilt David Ipfelkofer, Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamtes für Stadt und Landkreis Regensburg, mit.
Ipfelkofer fügt an, dass Überschwemmungsgebiete grundsätzlich frei von Bebauungen bleiben sollten, um keine neuen Infrastrukturen zu gefährden. Außerdem könnte der Wasserfluss durch das Projekt verändert werden, was Bewohnerinnen und Bewohner sowohl stromaufwärts als auch stromabwärts gefährden und zu Hochwasser in den jeweiligen angrenzenden Häusern führen würde. Des Weiteren erklärt er, dass das Gebiet in Laaber einen vorhandenen Hochwasserrückhalteraum habe, der erhalten bleiben müsse. Die Untere Hofwiese nimmt das Hochwasser auf und hält es von Straßen und umliegenden Häusern fern und verhindert so eventuelle unkontrollierbare Schäden.
Wie geht es jetzt weiter?
Hans Schmid, erster Bürgermeister von Laaber, zieht nun die Reißleine. „Man war sich im Gremium einig, dass die aktuelle Planung aufgrund der negativen Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes Regensburg nicht weiterverfolgt werden kann“, heißt es in der Sitzung des Marktgemeinderates. Die bisherige Planung des Vorhabens finanzierte der Grundstückseigentümer der Unteren Hofwiese. Auch die Verwaltung bestätigte auf Anfrage der filter-Redaktion, dass seitens des Marktes Laaber keinerlei finanzielle Unterstützung geleistet worden sei.
Nachdem das Bauvorhaben an der Unteren Hofwiese endgültig gestoppt wurde, benötigt der Markt Laaber einen alternativen Standort. Die Gemeinde möchte das Ziel, Wohnraum für Senioren vor Ort zu schaffen, weiterverfolgen. Doch wo dieser entstehen soll, bleibt vorerst noch unklar.
Auf www.regensburger-nachrichten.de finden Sie laufend Informationen zum geplanten Bau des Seniorenheims und der künftigen Wohnungen in Laaber.
Ein Report von Sarah Solleder I filter Magazin