Ein bisschen Husten, etwas Schnupfen – halb so wild? Nicht immer. Wenn die Temperaturen fallen, haben Viren Hochsaison. Besonders der RS-Virus breitet sich in der kalten Jahreszeit rasant aus – und kann für ältere Menschen gefährlich werden. Wer sich schützt, kann schweren Verläufen wirksam vorbeugen.
Wenn der Winter kommt, kann nicht nur eine Schniefnase drohen: Warum der allseits bekannte RS-Virus gefährlicher ist, als man meint, und vor allem ältere Menschen sich schützen sollten.
Viren, die die Atemwege angreifen, tummeln sich vor allem in den Herbst- und Wintermonaten. Dies liegt vor allem daran, dass die kalten Jahreszeiten beste Bedingungen für ihre Verbreitung bieten. Die niedrigen Temperaturen und die geringe Luftfeuchtigkeit sorgen für eine gesteigerte Stabilität und Übertragbarkeit, insbesondere von Influenza und Grippe. Die beiden haben nämlich eine kuschlige Hülle. Die Menschen halten sich auch in großer Menge eher in geschlossenen Räumen auf. Dadurch werden die Viren nicht verweht, sondern können zirkulieren und werden nicht durch lästige UV-Strahlung destabilisiert. Die kalten Temperaturen halten den Körper auf Trab und sorgen für eine Schwächung vor allem der Abwehr in den Schleimhäuten, so dass die Viren leichter hereinspazieren können.

Dr. med. Heinz Lehmann (Allgemeinarzt, MVZ Lappersdorf - Praxis Dr. Lehmann & Kollegen). © Heinz Lehmann
Dies macht vor allem ältere Personen und Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen zu einem dankbaren Ziel für die kleinen Biester. Denn diese Zielgruppe verspricht eine besonders ergiebige Vermehrung. RSV verbreitet sich über Tröpfchen- beziehungsweise Schmierinfektion, am liebsten innerhalb von Haushalten und Lebensgemeinschaften, denn dort verbreitet es sich am leichtesten. Mehrfachinfektionen im Laufe des Lebens sind möglich und so verursacht RSV wiederholte Infektionen während des gesamten Lebens, besonders aber bei Kindern und älteren Erwachsenen. Die meisten Kinder werden bis zum Alter von zwei Jahren infiziert und besitzen nach natürlicher Infektion nur eine recht unvollständige und unzulängliche Immunantwort, sprich Abwehr gegen folgende Infektionen. Deswegen treten RSV-Reinfektionen lebenslang auf, was vor allem für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen ein Problem darstellt: Hier ist nämlich die Gefahr für schwere Verläufe besonders hoch. Denn die sogenannte „antigen-spezifische zelluläre Antwort“, eine Sonder-Einheit, die vor allem bei der Abwehr solcher Viren wie dem RSV wichtige Dinge leistet, ist im Alter nicht so gut gewappnet wie bei den Jungen. Was wie eine leichte Erkältung beginnt, kann in eine schwere Lungenentzündung und bedrohliche Entgleisungen schwerer Erkrankungen vor allem an Herz und Lunge führen. Nicht wenige Erkrankte landen im Krankenhaus und an der Maschine und tragen bleibende Verschlechterungen davon. Da die Symptome nicht zu unterscheiden sind von den üblichen Erkältungen, wenig getestet wird und die Tests vor allem bei älteren Patienten im Vergleich zu Säuglingen schlechter anschlagen, ist es im Nachgang oft nicht klar, dass am Ende RSV dem Betroffenen zugesetzt hat und nicht bloß ein „Katarrh“.
Wer soll und darf sich denn jetzt laut STIKO (=Ständige Impfkommission) mit einer Impfung schützen gegen das RS-Virus: Patienten ab 75 Lebensjahren dürfen sich eine „Standard-Impfung“ und solche mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund bestehender Vorerkrankung dürfen sich eine sogenannte „Indikations-Impfung“ beim Arzt ihrer Wahl auf Kassenkosten verabreichen lassen. Außerdem solche Patienten ohne bestehende Grunderkrankung, wenn sie in einer Pflegeeinrichtung leben.
Diese Grunderkrankungen sorgen für eine erhöhte Gefährdung:
|
Derzeit gibt es drei verschiedene Impfstoffe (einen Totimpfstoff ohne und einen mit Adjuvans, einem Trägerstoff zur Verstärkung der Immunantwort, und einen mRNA-Impfstoff). Die Auswahl, welcher für den jeweiligen Patienten der bessere ist, muss individuell in Absprache mit dem Behandler getroffen werden. Die Hauptsache ist, die betroffene Zielgruppe schützt sich rechtzeitig und ausreichend, damit die „stade“ Zeit bestenfalls ohne Gehuste und Geschniefe oder schlechtestenfalls zumindest ohne Aufenthalt im Klinikum um‘s Eck verbracht werden muss. Informieren Sie sich am besten beim Arzt Ihres Vertrauens, wenn Sie sich angesprochen fühlen, er wird sich sicher freuen, wenn er Ihnen weiterhelfen kann!
Dr. med. Heinz Lehmann I filter Magazin