Licht an, Heizung an – nicht in allen Haushalten klappt das problemlos. Viele können sich den Strom und das Heizen nicht leisten. Singles, Pärchen, Familien, alleinerziehende Mütter und Väter mit ihren Kindern oder Seniorenhaushalte: In Regensburg leben nach Schätzungen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mehr als 7.500 Menschen in Haushalten, die ihre Rechnungen beim Energieversorger nicht oder nicht pünktlich bezahlen können.
Die NGG Oberpfalz beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Demnach haben bundesweit im Schnitt fünf Prozent der Bevölkerung Probleme beim Bezahlen von Strom- und Gasrechnungen. Mieter seien dabei deutlich häufiger im Zahlungsrückstand als Menschen mit Wohneigentum.
NGG fordert „Stromsteuer-Rabatt“
„Steigende Strompreise setzen viele Menschen in Regensburg unter Druck. Und wer für einen Niedriglohn arbeitet oder sogar nur den Mindestlohn bekommt, muss ohnehin jeden Cent zweimal umdrehen. Wenn Strom jetzt mehr und mehr zum Luxusgut wird, dann muss dringend etwas passieren“, sagt Rainer Reißfelder.
Der Geschäftsführer der NGG Oberpfalz fordert die Bundesregierung auf, die Stromsteuer für private Haushalte – wie im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbart – zu senken. „Der Effekt wäre sofort da: Mit geringeren Stromkosten hätten die Menschen mehr Geld zur Verfügung, was auch der Wirtschaft auf die Sprünge helfen würde“, so Reißfelder.
Der Gewerkschafter appelliert an die Bundestagsabgeordneten aus Regensburg und der Region, sich in Berlin „für einen kräftigen und dauerhaften Stromsteuer-Rabatt stark zu machen“. Außerdem gehörten Stromnetze in die öffentliche Hand: „‚Strom-Autobahnen‘ dürfen nicht zur Rendite-Infrastruktur für Investoren werden“, fordert Reißfelder.
Gefährden hohe Energiekosten die Arbeitsplätze?
Für private Haushalte sei es wichtig, möglichst langfristig stabile Energiekosten zu haben. Davon würden aber auch Schwimmbäder, Schulen und Krankenhäuser profitieren, so die NGG Oberpfalz. Die vom Bund geplante Senkung der Stromnetzentgelte könnte genauso wie die Befreiung der Gaskunden von der Gasspeicherumlage nur ein erster Schritt sein, um die Energiekosten für private Haushalte spürbar zu senken.
Die NGG Oberpfalz begrüßt zwar den vom Bund für das kommende Jahr bis 2028 geplanten vergünstigten Industriestrompreis von rund fünf Cent pro Kilowattstunde, kritisiert jedoch die Ungleichbehandlung von gewerblichem und privatem Strom. Zudem sei jetzt entscheidend, welche energieintensiven Unternehmen nach dem Willen der Bundesregierung davon profitieren sollen. „Gerade auch die Lebensmittelindustrie hat einen hohen Energiebedarf. Das müssen die heimischen Bundestagsabgeordneten jetzt gegenüber der Bundesregierung in Berlin deutlich machen. Auf jeden Fall ist es für die Ernährungswirtschaft in Regensburg und der Region wichtig, dass der Bund die Stromsteuer auch über das Jahresende hinaus senkt. Denn hohe Energiekosten dürfen keine Arbeitsplätze gefährden“, so Rainer Reißfelder. Insgesamt arbeiten in Regensburg allein in der Ernährungswirtschaft rund 1.180 Beschäftigte in 24 Betrieben, so die NGG Oberpfalz. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur.
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Oberpfalz / RNRed