Die Kaiser-Therme in Bad Abbach ist für viele ein Erholungszentrum: Ob Therme, Sauna, Wellness oder Therapie – das Kurbad bietet zahlreiche Angebote für Körper und Geist an. Doch nun braucht es eine umfangreiche Sanierung – aufgrund der hohen Kosten soll daher ein Investor die Wohlfühloase übernehmen. Doch was geschieht, wenn sich kein Käufer findet? Besteht dann die Gefahr, dass die Therme abgerissen wird? Und welche Folgen hätte das für die Beschäftigten vor Ort? Könnte der Markt Bad Abbach die Therme übernehmen und somit auch retten?
Feststeht: Die Kaiser-Therme muss renoviert werden – 52 Millionen Euro würde dieses Vorhaben kosten. Nachdem der Markt Bad Abbach nicht die Mittel hat, diese Summe zu investieren, wird nun nach einem Investor gesucht, der sich nicht nur der Sanierung, sondern auch der angrenzenden Grundstücke der Therme annimmt. Außerdem sollen die rund 50 Mitarbeitenden vor Ort übernommen werden, sodass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren. Einheimische wollen den Kur-ort jedoch nicht an einen privaten Investor verkaufen, daher wurde die Bürgerinitiative „ProTherme“ ins Leben gerufen.
Ausschreibung soll potenziellen Käufer finden
Die Kaiser-Therme in Bad Abbach wurde 1993 für rund 60 Millionen D-Mark – heutzutage wären das etwa 30 Millionen Euro – gebaut. Über drei Jahrzehnte später muss der Kurort nun für circa 52 Millionen Euro saniert werden. Davon sollen rund 22 Millionen Euro zur Erneuerung der Technik verwendet, und weitere 13 Millionen Euro für die notwendigen Instandhaltungen, wie die Reparatur von Beleuchtung, Ersatz von defekten Fliesen oder Leckage des Wildwasserbeckens, ausgegeben wer-den. Zudem sollen 17 Millionen Euro für die Finanzierungskos-ten anfallen.
Doch neben den Kosten für die Sanierung stellt sich die Frage, was mit den Grundstücken vor Ort passieren soll. Dr. Benedikt Grünewald, erster Bürgermeister des Marktes Bad Abbach, hat auf Nachfrage der filter-Redaktion mitgeteilt, dass mehrere Märk-te einen Anteil an der Therme und den zugehörigen Grundstücken hätten: „Eigentümer ist der Zweckverband Kurmittelhaus Bad Abbach, an dem die Gemeinde zu 20 Prozent, der Landkreis Kelheim ebenfalls mit 20 Prozent und der Bezirk Niederbayern mit 60 Prozent beteiligt ist.“

© Kaiser-Therme
Ein Gutachten beziffert den Wert der Therme, ohne die umliegenden Flächen, auf etwa 1.526.000 Euro. Der Markt Bad Abbach hatte bis zum 3. November 2025 eine Ausschreibung veröffentlicht, bei der sich potenzielle Käufer Details und Unterlagen des Kurorts online ansehen konnten. Wie viele Interessenten sich darauf gemeldet haben, teilte Dr. Grünewald nicht mit, da das Verfahren vertraulich behandelt werde.
„Ich prophezeie die Zerstörung eines gesamten Heilbetriebs“
Die beiden Bürger des Marktes Bad Abbach, Josef Geitner und Joachim Wollenweber, halten das Vorhaben jedoch für unnötig und haben daher im Juni 2024 die Initiative „ProTherme“ gegründet. Eine Petition sollte den Verkauf des Kurorts verhindern – 2.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt, doch davon lasse sich niemand beeindrucken: „Bürgermeister Grünewald steht unserer Initiative aufgrund des Gegenwindes und unserer inzwischen bayernweit publizierten Aufklärungsarbeit kritisch gegenüber“, sagt Josef Geitner, Initiator von „ProTherme“ und ehemaliger Bürgermeister von Bad Abbach.

Jochen Wollenweber (links) und Josef Geitner (rechts) übergeben 2024 im Rathaus eine Petition zum Erhalt der Kaiser-Therme. © Initiative „ProTherme“
Die 20 Mitstreiter der Bürgerinitiative möchten sich für den Kurort einsetzen. Auch einzelne Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter der Therme sollen Mitglieder der Initiative „ProTherme“ gewesen sein. Laut Jochen Wollenweber, ehemaliger Buchhändler und Journalist, verließen manche Mitarbeiter die Initiative, da sie Angst hatten, ihren Job in der Therme gänzlich zu verlieren, wenn sie weiterhin Teil der Bürgerinitiative blieben.
Als ehemaligem Bürgermeister blute Josef Geitner das Herz, wenn er an den Verkauf der Therme denke. „Ich befürchte nicht nur die Beendigung des Thermenbetriebs, sondern den gesamten Niedergang des Kurortes und Gesundheitsstandortes Bad Abbach“, sagt er. Auch ein Abriss der Therme sei für die Initiatoren nicht unwahrscheinlich, da die geplanten Sanierungskosten „völlig überzogen“ seien und eine Investition „zum Nulltarif“ sich für keinen Investor lohne. „Ein Thermenabriss hätte ruinöse Auswirkungen auf Tourismus und Gastronomie“, führt Geitner fort. Beide Initiatoren sind sich einig: Für 50 Millionen Euro ließe sich eine neue Therme bauen. „Die gleichnamige Summe als Reparaturleistung hört sich deswegen nahezu unglaubwürdig und nur mit Haken begründbar an“, fügt Jochen Wollenweber an.
Geitner erklärt zudem, dass im Falle einer Stilllegung der Therme weitere Aktionen, wie eine rechtliche Überprüfung geplant seien. „Ich prophezeie die Zerstörung eines gesamten Heilbetriebs zusammen mit der massiven Ausdünnung der Thermenbelegschaft, wenn ein Bad mit Warmwasser-Thermalgewässer für Kurzwecke nicht mehr zur Verfügung steht. Jeder ältere Mensch ist heilfroh über die gesundheitsfördernde Wirkung von Heilbädern. Wenn schon eine Quelle vorhanden ist, sollte diese erhalten bleiben.“

© Kaiser-Therme
„Bloßer Protest bleibt wirkungslos“
Dr. Grünewald hingegen sieht keine rechtliche Möglichkeit, durch das Sammeln von Unterschriften auf den Verkauf der Kaiser-Therme Einfluss zu nehmen. „Der Marktgemeinderat und ich haben in übergroßer Einmütigkeit den Weg des konstruktiven Begleitens und Mitgestaltens gewählt, um möglichst viel Einfluss auf Verfahren und Ergebnisse zu nehmen. Bloßer Protest bleibt dagegen wirkungslos“, erklärt der Bürgermeister.

Dr. Benedikt Grünewald, erster Bürgermeister von Bad Abbach. © Manuela Wahode
Außerdem könne er die Sichtweise der Gründer der Bürgerinitiative nicht nachvollziehen: „Aus der Bürgerschaft höre ich weit überwiegend Verständnis für den eingeschlagenen Kurs. Wir arbeiten alle seit jeher für einen Erhalt der Therme und der damit verbundenen Arbeitsplätze“, versichert er.
Wie sieht es mit dem Ankaufsrecht aus?
Auf die Frage, welche Folgen es nach sich ziehen würde, sollte kein Investor gefunden werden, erklärt Dr. Grünewald, dass der Markt Bad Abbach von einem Ankaufsrecht Gebrauch machen könnte. Doch hier würden sich aufgrund der angespannten finanziellen Lage weitere Problematiken ergeben: „Pflichtleistungen wie das Errichten eines neuen Feuerwehrhauses, die Sanierung der Grundschule oder unserer Turnhalle haben Priorität“, sagt Dr. Grünewald entschlossen.
Wie es mit der Kaiser-Therme weitergeht, bleibt vorerst noch unklar. Sobald der Markt Bad Abbach weitere Informationen zum aktuellen Stand des Kurorts preisgibt, finden Sie diese auf www.regensburger-nachrichten.de.
Eine Reportage von Sarah Solleder I filter Magazin