Bei der Erteilung einer Arbeitsgenehmigung für Asylbewerber, die noch keinen Schutzstatus haben, hat die Bundesregierung im letzten Jahr die Frist für ein Beschäftigungsverbot von neun auf sechs Monate gesenkt. Die Ausländerbehörde des Landkreises kümmert sich aktiv um die Integration von Asylbewerbern in den regionalen Arbeitsmarkt.
Ziel ist, bereits den Asylbewerbern, die sich noch im laufenden Verfahren befinden und in Notunterkünften wohnen, die Möglichkeit zu geben, ihren Lebensunterhalt eigenständig zu sichern.
„Ein Schritt in die richtige Richtung“
Bereits 2015 hatte Landrätin Tanja Schweiger gefordert, dass Asylbewerber die Möglichkeit haben, arbeiten zu können. „Die Regelung, die wir seit Februar 2024 haben, ist ein Paradigmenwechsel im Vergleich zur Haltung der letzten Jahrzehnte. Die Liberalisierung des Arbeitsmarktzugangs für im Verfahren befindliche Asylbewerberinnen und -bewerber ist ein Schritt in die richtige Richtung – generell wäre es aber wichtig, eine Arbeitspflicht ab der Zuweisung zu den Kreisverwaltungsbehörden festzulegen, und denjenigen Asylbewerbern eine Arbeitserlaubnis zu geben, die zwar einen Ablehnungsbescheid erhalten haben, aber faktisch nicht abschiebbar sind. So könnten und müssten diese Personen zumindest für ihren Lebensunterhalt sorgen“, so die Landrätin.
Heranführung an den Arbeitsmarkt mit gemeinnütziger Arbeit
Die Asylbewerber, die aus rechtlichen Gründen keine Arbeitserlaubnis bekommen, versucht der Landkreis mit so genannten 80-Cent-Arbeitsgelegenheiten an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Hierbei handelt es sich um gemeinnützige Arbeit, welche die Asylbewerber von Anfang an in staatlichen Einrichtungen oder bei gemeinnützigen Trägern leisten dürfen. Eine generelle Verpflichtung zu 80-Cent-Jobs scheint aus Sicht von Landrätin Tanja Schweiger nicht zielführend. So lange es keine Sanktionsmöglichkeiten gebe, sei der Aufwand hinsichtlich Personalkosten und Bürokratie zu hoch. Im Landkreis Regensburg setzt man hingegen auf Freiwilligkeit. Knapp 80 dieser Asylbewerber, die sich noch im laufenden Verfahren befinden und aus rechtlichen Gründen keine Arbeitserlaubnis bekommen dürfen, sind im Landkreis zu Reinigungsdiensten in den Unterkünften oder bei der Kreisklinik Wörth für Gartenpflege oder Spüldienst eingesetzt.
Proaktive Integration von Asylbewerbern in den regionalen Arbeitsmarkt
Asylbewerber mit Bleibeperspektive versucht der Landkreis so früh wie möglich in reguläre – also sozialversicherungspflichtige – Beschäftigungen zu vermitteln. Bei der Erteilung einer Beschäftigungserlaubnis hat die Ausländerbehörde einen Ermessensspielraum. Bereits mehr als 40 Personen aus Notunterkünften des Landkreises konnten in 2024 direkt oder über eine Zeitarbeitsfirma in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vermittelt werden, noch bevor die reguläre Vermittlung durch das Jobcenter anlief. Auch künftig sind Vorstellungsgespräche bei regionalen Firmen geplant.
Zudem konnten in 2024 zwölf Personen, die ausreisepflichtig sind, aber aus tatsächlichen Gründen nicht abgeschoben werden konnten, in reguläre Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden, so dass sie nicht mehr auf Sozialleistungen angewiesen sind.
Job-Speed-Dating-Veranstaltungen im Landratsamt
Bei den Job-Speed-Dating-Veranstaltungen erhielten zahlreiche Geflüchtete die Chance, direkt mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt zu treten. Diese Formate helfen nicht nur bei der Arbeitsaufnahme, sondern geben den Geflüchteten wertvolle Erfahrungen für die Zukunft. Insgesamt waren 34 Arbeitgeber und 257 Bewerber/-innen bei den Datings anwesend. Es fanden 312 Gespräche statt, wobei 117 Mal eine Probearbeit oder ein erweitertes Vorstellungsgespräch vereinbart wurden. Bisher sind dadurch elf Arbeitsverhältnisse entstanden, Tendenz steigend. Die Bewerber/-innen kamen sowohl vom Jobcenter Landkreis Regensburg als auch vom Jobcenter Stadt Regensburg und aus der Gruppe der betreuten Asylbewerber durch die mobile Bildungsberatung der Volkshochschule Regensburger Land (vhs).
Jobmesse für ausländische Hilfs- und Servicekräfte
Im November fand zudem eine Jobmesse für ausländische Hilfs- und Servicekräfte statt. Die Veranstaltung wurde von der Wirtschaftsförderung und dem Regionalmanagement des Landkreises organisiert. Fast 300 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, mit anwesenden Unternehmen und Personaldienstleistern ins Gespräch zu kommen, sich über offene Stellen zu informieren und ihre Bewerbungsunterlagen abzugeben. Die Messe richtete sich insbesondere an ausländische Fachkräfte, die in den Bereichen Hilfs- und Servicearbeit tätig sind oder eine Anstellung suchen. Großen Anteil am Gelingen der Veranstaltung hatten die Ausländerbehörde, der Integrationslotse des Landkreises sowie die Mobile Bildungsberatung der vhs Regensburger Land. Im Vorfeld waren sie den Bewerberinnen und Bewerbern bei der Erstellung von Lebensläufen behilflich und organisierten unter anderem die Dolmetscher und Dolmetscherinnen.
Landkreis Regensburg / RNRed