Seit Sommer 2024 ist das ehemalige Galeria Kaufhof-Gebäude verwaist. Nach dem Wirbel um einen angeblichen Käufer mit Plänen für ein muslimisches Kulturkaufhaus wurde es ruhig um das Gebäude im Herzen Regensburgs. Hat der angebliche Käufer das Gebäude überhaupt gekauft? Und wie geht es jetzt weiter damit? Droht ein jahrelanger Leerstand?
Seitdem die Stadt Regensburg Ende Februar entscheiden hat, keinen Gebrauch von ihrem Vorkaufsrecht zu machen, hört man nichts mehr vom Thema Galeria Kaufhof und der leerstehenden Fläche inmitten von Regensburg. Kommt dort nun tatsächlich ein muslimisches Kulturkaufhaus oder haben die Käufer einen Rückzieher gemacht? Haben mittlerweile Gespräche mit der Stadt Regensburg stattgefunden? Wie lange wird das Gebäude leerstehen?
Auf Rückfrage bei der Stadt Regensburg, ob bereits etwas über die Zukunft des ehemaligen Galeria Kaufhof-Gebäudes bekannt ist, äußerte diese lediglich: „Klare Zielsetzung der Stadt bleibt, eine möglichst baldige Zwischen- und Nachnutzung am Standort zu ermöglichen. Das liegt aber vordringlich im Verantwortungsbereich der Eigentümer und Besitzer der Gesamtimmobilie.“
Kein neuer Eigentümer für Galeria Kaufhof
Der aktuelle Eigentümer sei laut aktuellem Stand der Stadt Regensburg nicht der ominöse neue Käufer, sondern weiterhin der vorherige Eigentümer, die Kaufhof Regensburg GmbH. Der Stadt sei bis heute nicht bekannt, dass ein tatsächlicher Verkauf stattgefunden habe. Mit dem Noch-Eigentümer stehe die Stadt laufend in Kontakt. Zu den Inhalten der Gespräche möchte sie sich jedoch nicht öffentlich äußern.

„Die Kaufhof-Ruine am Neupfarrplatz tut uns unendlich weh“
Wir haben mit den Kandidaten der CSU und der SPD für das Oberbürgermeisteramt über das Gebäude am Neupfarrplatz 8 gesprochen. Sowohl Dr. Astrid Freudenstein (CSU) als auch Dr. Thomas Burger (SPD) blicken mit Sorge auf das Objekt.
„Die Kaufhof-Ruine am Neupfarrplatz tut uns unendlich weh“, betont die Oberbürgermeisterkandidatin der CSU. Auch die ganze Umgebung dort leide. „Das werden wir nicht lange aushalten. Der Kaufhof hat Frequenz an Besuchern gebracht, die jetzt weg ist. Das merken auch der Christkindlmarkt und alle Geschäfte rundum. Da muss ganz dringend etwas passieren.“ Sie bezeichnet den Leerstand als eine „offene Wunde mitten in der Stadt“. Dabei sei das eigentlich eine große Chance für die Altstadt.
„Dieses Thema wäre bei mir ganz klar Chefsache“
Beide Kandidaten haben schon Ideen, was sie mit dem Gebäude am „Neupfarrplatz 8“ unternehmen würden, wenn sie zukünftige Bürgermeisterin beziehungsweise Bürgermeister werden würden.
„Dieses Thema wäre bei mir ganz klar Chefsache. Ein Leerstand dieser Größenordnung und an dieser Stelle muss dringend zusammen mit regionalen Investoren einer neuen Nutzung zugeführt werden“, stellt Dr. Burger klar.
Ihm schwebe an diesem Ort eine gemischte Nutzung vor, die von einem öffentlichen Charakter geprägt sein müsse. Ein „muslimisches Kulturkaufhaus“ komme natürlich nicht, stellt auch er noch einmal klar. „Bereits die erste entsprechende Meldung war erkennbar diffus und unstimmig. Dies hat leider so einige nicht davon abgehalten, ihre eigenen Interessen über die unserer Stadt zu stellen, Ängste zu schüren und Menschen gegeneinander aufzubringen; dabei wäre es gerade in so einem Fall wichtig, dass die Stadtgesellschaft selbstbewusst zusammensteht!“
„Wir können an dieser Stelle etwas wirklich Gutes für Regensburg machen“, zeigt sich auch Dr. Freudenstein optimistisch: „Eine gute durchmischte Bebauung mit Handel, Dienstleistung, Dachcafé, Brunnen oder Ähnlichem. So vieles dort ist möglich und würde uns helfen“, ist sie überzeugt und kritisiert in diesem Zusammenhang: „Der Kaufhof ist ja Chef-Sache. Aber leider gibt es dazu keinerlei Information der Oberbürgermeisterin.“
„Ruhe bewahren“
Dr. Burger verweist darauf, dass die Stadt sich bereits in Gesprächen mit den Beteiligten befinde. Die Rahmenbedingungen seien bei diesem Gebäude aufgrund der Besitzverhältnisse durch die Zweiteilung des Gebäudes besonders herausfordernd. „Aber gerade deshalb ist es wichtig, sich zwar nicht Zeit zu lassen, aber Ruhe zu bewahren – und zielgerichtet zu führen.“
„Die Menschen in dieser Stadt müssen mitgenommen werden“
Dr. Burger macht deutlich, wie wichtig Kommunikation in der aktuellen Situation sei: „Die Menschen in dieser Stadt müssen mitgenommen werden, damit kommunikatives Vakuum nicht wieder missbraucht werden kann.“ Im Januar dieses Jahres hatte die Stadt Regensburg erst nach öffentlichem Bekanntwerden der Käuferpläne durch eine regionale Zeitung eine Stellungnahme zu Galeria Kaufhof abgegeben – was auf große Kritik seitens der Bürgerinnen und Bürger gestoßen war.
„Es war richtig, als Stadt nicht vorschnell einen Teil des Gebäudes zu kaufen; ansonsten hätte sich die Stadt in eine ungünstige Verhandlungsposition hinsichtlich des gesamten Areals gegeben“, ist Dr. Burger nach wie vor überzeugt von der Entscheidung der Stadt, keinen Gebrauch vom Vorkaufsrecht zu machen. „Nun sind faire und selbstbewusste Verhandlungen auf Augenhöhe gefragt – zusammen mit denen, die an diesem Ort Zukunft mitgestalten möchten.“
Es bleibt also weiterhin abzuwarten, was beziehungsweise ob etwas aus diesen Verhandlungen hervorgeht und ob sich daraus konstruktive Lösungen für die Zukunft des prominentesten Leerstands Regensburgs ergeben.
Wir halten Sie laufend auf www.regensburger-nachrichten.de auf dem laufenden Stand zu den Entwicklungen rund um das ehemalige Galeria Kaufhof-Gebäude.
Marina Triebswetter | RNRed