Wie gelingt Teilhabe am Arbeitsmarkt für geflüchtete Menschen mit Behinderung? Beim Kongress „Arbeit – aber wie?“ diskutierten Expertinnen und Experten, Fachstellen und Politik Lösungsansätze, Erfahrungen und Wege zu mehr Inklusion – praxisnah, engagiert und mit inspirierenden Beispielen.
Rund 80 Teilnehmende aus Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft kamen kürzlich im Diözesanzentrum Obermünster in Regensburg zusammen, um beim Kongress „Arbeit – aber wie?“ Wege in den Arbeitsmarkt für zugewanderte und geflüchtete Menschen mit Behinderung zu diskutieren. Die Veranstaltung bot einen offenen Austausch, konkrete Lösungsansätze und positive Beispiele für gelungene Inklusion. Der Landkreis Regensburg war als Mitveranstalter dabei.
Starke Signale für mehr Inklusion
Eröffnet wurde der Kongress von Holger Kiesel, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Landrätin Tanja Schweiger, MdL Karl Straub, Vorsitzender des Sozialausschusses im Bayerischen Landtag, sowie Bernadette Dechant, Leiterin der Abteilung Soziales im Bezirk Oberpfalz. Landrätin Tanja Schweiger erläuterte, dass im Landkreis rund 35.160 Menschen mit Behinderung leben, davon rund 400 Kinder und Jugendliche unter 25 Jahren. Gleichzeitig leben hier momentan fast 23.800 Menschen, die keinen deutschen Pass haben. Behörden dürfen aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen statistisch nicht erfassen, ob diese Menschen eine Behinderung oder chronische Erkrankung haben. „Das würde uns aber helfen, diese Menschen auch zu erreichen und besser unterstützen zu können“, ist sich Landrätin Tanja Schweiger sicher.
Wege zur Teilhabe – Forderungen und Ideen
In Podiumsgesprächen und World-Café-Runden standen folgende Punkte im Mittelpunkt:
- Bürokratie abbauen: Abschaffung von Arbeitsverboten, längere Aufenthaltstitel und klarere Verfahren.
- Barrieren überwinden: Niederschwellige Sprachkurse, Dolmetscherangebote und barrierefreie Arbeitsplätze.
- Frühzeitige Unterstützung: Individuelle Bedarfsfeststellung und gezielte Beratung.
- Empowerment durch Peer-Beratung: Menschen mit Behinderung beraten andere aus eigener Erfahrung.
- Praxisorientierung: Praktika, Fahrtkostenübernahme und Beratungsstellen als Brücke in den Arbeitsmarkt.
- Positive Beispiele sichtbar machen: Unternehmen, die Inklusion erfolgreich leben, sollen stärker gewürdigt werden.
- Netzwerke stärken: Ausbau von Beratungsstrukturen und Einbindung von Ehrenamt als Chance für Teilhabe.
Mut machende Erfolgsgeschichten
Besonders eindrücklich schilderte die erblindete Zoya Dimitrova aus Neutraubling ihren Weg: Sie kam 2013 aus Bulgarien nach Deutschland, meisterte trotz fehlender Integrationskurse zahlreiche Hürden und arbeitet heute bei der Agentur für Arbeit. Ihre Botschaft: Mit Unterstützung von Fachstellen wie dem Blindeninstitut oder dem Integrationsfachdienst kann Teilhabe gelingen. Der Kongress verdeutlichte: Berufliche Teilhabe für geflüchtete Menschen mit Behinderung ist möglich, wenn gesellschaftliche Offenheit, politische Rahmenbedingungen und praktische Unterstützung ineinandergreifen.
Stadt Regensburg / RNRed