Wirtschaftskrise, Fachkräftemangel, Innenstadtsterben – viele Regionen in Deutschland blicken sorgenvoll in die Zukunft. Doch Regensburg trotzt dem Trend und belegt Platz 8 von 400 im Prognos Zukunftsranking. Damit überholt die Domstadt viele Großstädte. Doch auch der Landkreis legt eine beeindruckende Entwicklung hin. Was steckt hinter dem Erfolg?
In Deutschland zeichnet sich derzeit ein düsteres Zukunftsbild ab: Die Wirtschaft schwächelt, die Arbeitslosigkeit steigt und der demografische Wandel stellt das Land vor große Herausforderungen. Viele Menschen fürchten, dass ihre Rente nicht mehr zum Leben reicht, die gesellschaftliche Spaltung wächst und die Unsicherheiten angesichts globaler Konflikte und Krisen nehmen zu.
Immer mehr Städte kämpfen mit Leerstand, während kleinere Orte im Umland mit dem Strukturwandel ringen. Doch zwischen all den Negativschlagzeilen macht ein Ort Hoffnung auf eine positive Zukunft: Regensburg.
Im Prognos Zukunftsranking belegt unsere Domstadt nämlich Platz 8 – eine herausragende Platzierung, wenn man bedenkt, dass insgesamt 400 Kreise und kreisfreie Städte in Deutschland unter die Lupe genommen wurden. Obwohl die Stadt insgesamt einen stärkeren Platz belegt, so legt der Landkreis eine besonders starke Entwicklung hin – er steigt von Platz 183 auf Platz 73 und verbessert sich damit um mehr als 100 Plätze.
Obwohl auch in Regensburg Themen wie „Altstadtsterben“ oder die schleppende Digitalisierung im Umkreis immer wieder im Gespräch sind, so scheinen die beiden doch einiges richtig gemacht zu haben.
Was genau hat für diese äußerst positive Entwicklung gesorgt und was sagt das wirklich über die Zukunftsfähigkeit von Regensburg aus?
Prognos Zukunftsatlas – das Ranking, das Regionen vergleicht
Die Einstufung erfolgte durch den Prognos Zukunftsatlas. Das Analyse- und Beratungsunternehmen mit Sitz in Basel gibt bereits seit 2004 in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt alle drei Jahre ein Ranking heraus, das bestimmt, wie gut Kreise und Städte bundesweit für die Zukunft gewappnet sind. Insgesamt 31 ausgewählte makro- und sozioökonomische Indikatoren werden dafür bewertet. Diese können vier Themenfeldern zugeordnet werden: Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation, Wohlstand und soziale Lage.
21 sind Stärke- und 10 sind Dynamikindikatoren. Stärkeindikatoren geben dabei Auskunft über den Ist-Zustand eines Kreises oder einer Stadt, z. B.: Ist diese attraktiv für junge Erwachsene? Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit? Wie viele Patente werden in der Region angemeldet? Wie hoch ist das BIP? Wie viele Hochqualifizierte gibt es? Dynamikindikatoren bilden die Entwicklung ab, z. B.: Wie hat sich die Bevölkerungszahl in der Region entwickelt? Konnte der Kreis bzw. die Stadt in den letzten Jahren Beschäftigungen aufbauen? Wie hat sich die Arbeitslosenquote entwickelt? Wie stark hat sich die Anzahl an Forschungs- und Entwicklungspersonal verändert?
Mit der Aufnahme einiger neuer Indikatoren wie „Ausbaustand erneuerbare Energien“ und „Entwicklung des Zubaus mit erneuerbaren Energien“ rückt das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus.
Zudem werden ab jetzt auch Expertinnen und Experten ohne Hochschulabschluss als hochqualifizierte Fachkräfte berücksichtigt – also Beschäftigte hochwertige Qualifikationen, etwa Meisterinnen und Meister oder vergleichbare berufliche Spezialisten.
Am Ende werden die Kreise und Städte in acht Zukunftsklassen eingeteilt – von „sehr hohe Chancen“ bis „sehr hohe Risiken“.
Deutschland in der Krise
Die deutsche Wirtschaft steckt seit 2023 in einer anhaltenden Schwächephase. Das Bruttoinlandsprodukt ist in den vergangenen zwei Jahren leicht geschrumpft, Investitionen – vor allem in der Industrie – bleiben aus und der Export verliert an Dynamik. Gründe sind vor allem geopolitische Spannungen – wie etwa der russische Angriffskrieg oder die anhaltendenden Handelskonflikte zwischen den USA und China. Diese bremsen den Welthandel, stören Lieferketten und schaffen Unsicherheit – alles Faktoren, die besonders eine exportabhängige Wirtschaft wie Deutschland schwächen.
Auch Regensburg spürt die Folgen der schwachen Konjunktur – das zeigt sich unter anderem durch steigende Arbeitslosenzahlen: „Im September 2025 sind 13.955 Personen im Agenturbezirk Regensburg (Regensburg, Kelheim, Neumarkt in der Oberpfalz) gemeldet. Das sind um 2.140 oder 18,1 % mehr als im Vorjahr.“, erklärt Robert Brüderlein, Pressesprecher der Agentur für Arbeit. Die Arbeitslosenquote beträgt 3,8 % – und damit 0,6 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Auffällig sei laut Brüderlein auch die längere Verweildauer in der Arbeitslosigkeit: „Es wird zunehmend schwieriger, zeitnah einen neuen Arbeitsplatz zu finden.“
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich also weiter verschärft. Und dennoch zählen die Domstadt und ihre Region zu den Gewinnern im Zukunftsranking. Was also macht Regensburg anders, dass es trotz schwieriger Zeiten gut gewappnet für die Zukunft ist?
Wirtschaftliche Stärke, junge Köpfe und Lebensqualität
Ein Blick in den Zukunftsatlas 2025 zeigt: Die Stadt Regensburg gehört zu den zehn zukunftsfähigsten Regionen Deutschlands – und überholt damit zahlreiche Großstädte. Bereits 2022 belegte die Domstadt einen guten Platz 17. Die Stadt selbst führt diese positive wirtschaftliche Entwicklung bis heute unter anderem auf die „gezielt durchgeführten Infrastrukturmaßnahmen seit den 1960-er Jahren“ zurück. Dazu zählen die Gründung der Universität, der Fachhochschule (heute OTH) und des Universitätsklinikums sowie der Bau des Osthafens und des Main‐Donau‐Kanals. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die Ansiedlung mehrerer Großunternehmen. „Regensburg – einst als ‚Provinz- und Behördenstadt‘ tituliert – zählt heute zu den bundesweit stärksten Wachstumsregionen“, so Juliane von Roenne-Styra, Pressesprecherin der Stadt Regensburg.
Heute beruht die wirtschaftliche Stärke Regensburgs in erster Linie auf der Produktion hochwertiger Güter und unternehmensnahen Dienstleistungen. „Viele der in Regensburg ansässigen Firmen sind dem High-Tech-Bereich zuzuordnen und stark exportorientiert, das heißt, sie sind mit ihren Produkten und Dienstleistungen international wettbewerbsfähig“, erklärt von Roenne-Styra. Damit beschreibt die Stadt eine vielfältige und innovative Branchenlandschaft – von Elektrotechnik, Maschinenbau und Halbleiterindustrie über Biotechnologie und Softwareentwicklung bis hin zur Automobilwirtschaft.
Die Stadt verweist zudem darauf, dass gerade das verarbeitende Gewerbe in einigen Bereichen besonders stark auf bestimmte Branchen ausgerichtet ist – vor allem auf die Herstellung elektrischer Erzeugnisse. „Noch ausgeprägter ist die Spezialisierung auf die Automobilbranche und die entsprechenden Entwicklungsdienstleistungen“, teilt von Roenne-Styra mit. Viele Unternehmen in der Region arbeiten also direkt oder indirekt für die Automobilindustrie – von Zulieferern bis hin zu Entwicklungspartnern.
Gemessen an den hohen Beschäftigtenzahlen verfügt Regensburg laut der Stadt über einen „relativ kleinen gewerblichen Flächenbestand“. Anders gesagt: Es gibt viele Arbeitsplätze, aber wenig Raum für neue Unternehmen oder Erweiterungen. Die verfügbaren Flächen sind knapp – und werden entsprechend effizient genutzt.
Zugleich gibt es in Regensburg besonders viele Jobs im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Man spricht in dem Zusammenhang von einem hohen „Arbeitsplatzbesatz“. Das führt unter anderem dazu, dass viele Menschen aus dem Umland täglich in die Stadt pendeln. Die Stadt beschreibt trotzdem eine „insgesamt sehr positive Entwicklung des produzierenden Sektors entgegen dem allgemeinen Trend“ – ein Hinweis darauf, dass die Region wirtschaftlich widerstandsfähiger ist als andere.
Weiter verweist sie darauf, dass viele Unternehmen stark exportorientiert seien, die Diversifizierungsquote des Wirtschaftsstandorts hoch und auch der Anteil an High-Tech-Unternehmen überdurchschnittlich sei. Das bedeutet: Die Wirtschaft in Regensburg ist nicht nur breit aufgestellt, sondern auch international gut vernetzt – was besonders für technologiegetriebene Branchen gilt.
Als Hochschulstandort spielt Regensburg zudem eine zentrale Rolle für die Ausbildung und Forschung in der Region. Die Universität und Hochschulen sorgen nicht nur für Innovation, sondern ziehen auch viele junge Menschen an, die später als Fachkräfte in der Region bleiben. Alleine 33.000 Studierende zählt die Domstadt aktuell. „Die Hochschulen tragen merklich zum heutigen Wohlstand bei. Zur Hochschullandschaft gehört eine Vielzahl weiterer Einrichtungen, wie das Universitätsklinikum Regensburg inklusive der kooperierenden Kliniken. Auf dem Galgenberg befindet sich ein Schwerpunkt ‚Innovation, Forschung und Wissenschaft‘.“ Laut der Stadt Regensburg sei das eine wesentliche Stärke, die in der Stadtgesellschaft jedoch vergleichsweise wenig präsent sei.
Neben Wissenschaft und Wirtschaft prägt auch die Funktion als Einkaufs- und Versorgungszentrum das Gesicht der Stadt. Pressesprecherin von Roenne-Styra erläutert, dass die „Einzelhandelszentralität des Regionalzentrums Regensburgs prägend für die Stadt“ sei. Dahinter steckt, dass Regensburg nicht nur für seine eigenen Bewohnerinnen und Bewohner ein wichtiges Einkaufs- und Versorgungszentrum ist, sondern auch für das Umland.

Wissenschaft im Wandel: Die Universität Regensburg (hier ein Bild aus dem Jahr 1967). © Stadt Regensburg Bilddokumentation
Platz 1 vs. Platz 225
Im Bereich Demografie schaffte es die Stadt Regensburg sogar auf Platz 1. Der Zuwachs der Bevölkerung 2023 gegenüber 2022 um 1,5 % (Rang 4) sei laut Prognos ein zentraler Grund dafür. Diese positive Entwicklung der Bevölkerungszahl bestätigt auch die Stadt Regensburg: So sei diese bereits in den vergangenen zehn Jahren von 156.886 auf 179.090 Einwohner gestiegen – das entspricht einem Anstieg von 22.204 Einwohnern (14,2 %).
Doch das ist nicht der einzige Grund für die gute Platzierung. So beschreibt Bernhard Wankmüller, Projektleiter im Bereich Regionen und Standorte bei Prognos, dass Regensburg als Universitätsstadt besonders beliebt bei jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18-29 Jahre sei. Über 20 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner gehören zu dieser Altersgruppe – ein überdurchschnittlich hoher Wert im Vergleich zu anderen Städten und Landkreisen. Zudem punktet die Stadt mit dem höchsten Wanderungssaldo: Es ziehen also deutlich mehr junge Menschen nach Regensburg, als die Stadt verlassen.
Während die Stadt in der Kategorie „Demografie“ besonders stark abschneidet, reicht es in den Sektoren „Arbeitsmarkt“, „Wettbewerb & Innovation“ und „Wohlstand & soziale Lage“ nicht für die Top 10. Bei der Stadt Regensburg nach den Gründen gefragt, meint diese: „In diesen Bereichen ist das Spitzenfeld eng besetzt. Erfolgsstandorte wie Regensburg sind in der Regel in Lebensunterhalt und Wohnen teuer. Kostengünstigen Wohnraum zu schaffen, ist deshalb eine Hauptaufgabe der Stadt.“
Wankmüller von Prognos betont zudem, dass die Stadt Regensburg auch in den beiden Bereichen „Arbeitsmarkt“ und „Wettbewerb & Innovation“ sehr gut abschneidet – beide Male schafft sie es unter die Top 25 in Deutschland. Auch die Stadt selbst findet, dass sich der Standort in puncto Innovation durchaus sehen lassen könne und erklärt, dass man sich in letzter Zeit gezielt auf zukunftsträchtige Themen wie KI, Digitalisierung und Cross Innovation konzentriere. Auch das Thema „Soziale Innovation“ soll weiter in den Fokus rücken, um neue Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen zu finden.
Im Bereich Wohlstand sieht es jedoch schlechter aus: Hier landet Regensburg auf Rang 225. „Es gibt beispielsweise einen vergleichsweise starken Anstieg bei Menschen in Bedarfsgemeinschaften (Rang 242) sowie eine hohe Kriminalitätsrate (Rang 361 von 400)“, ordnet Wankmüller von Prognos ein. Das zeigt: Wirtschaftlicher Erfolg und soziale Stabilität gehen nicht immer Hand in Hand.

© Prognos AG / Handelsblatt (2025) – Zukunftsatlas, Karte: OSM
110 Plätze nach oben – Der Landkreis zieht an
Der Landkreis Regensburg landet auf Platz 73 und damit deutlich weiter hinten als die Stadt. Trotz der schlechteren Platzierung zeigt er eine gewaltige Entwicklung – im Prognos Zukunftsatlas 2022 lag er noch auf Platz 183. Damit zählt dieser nun zu den Regionen mit „hohen Zukunftschancen“. In den Kategorien „Wettbewerb & Innovation“ (Rang 33) sowie „Wohlstand & soziale Lage“ (Rang 24) liegt er bundesweit sogar in der Spitzengruppe.
Diese erfolgreiche Entwicklung führt der Landkreis auf konsequente Investitionen in Digitalisierung, Energie, Bildung, Fachkräfteentwicklung und Mobilität zurück.
Einen weiterer Grund für die positive Entwicklung sieht der Landkreis in seiner vielfältigen, stabilen Wirtschaftsstruktur: „Maschinenbau, Automatisierung, Energie, IT, Gesundheitswesen, Handwerk, Logistik und Landwirtschaft prägen das Bild. Mit Leitbetrieben wie der Krones AG in Neutraubling sowie einem starken Mittelstand steht der Landkreis auf einer wirtschaftlich soliden Basis.“, erklärt Hans Fichtl, Pressesprecher des Landkreises Regensburg.
Stadt und Landkreis Regensburg haben sich beide stark verbessert, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. „Während die Stadt Regensburg (Platz 8) von Dichte und Universitäten profitiert, bietet der Landkreis Raum für Gewerbe, Fachkräfte und Familien – Stadt und Land ergänzen sich ideal“, ordnet Fichtl ein. Auch Wankmüller von Prognos führt diese Divergenz teilweise auf typische Stadt-Land-Unterschiede zurück: „Das zeigt beispielsweise der Bereich ‚Demografie‘. Junge Menschen zieht es vor allem in die Städte, da dort die Ausbildungschancen höher sind. Hier schneidet der Landkreis deutlich schlechter ab. Andererseits steht der Landkreis beispielsweise im Bereich ‚Wohlstand & Soziale Lage‘ deutlich besser da – mit weniger Menschen in Bedarfsgemeinschaften und deutlich niedrigen Kriminalitätsraten.“
Der Landkreis Regensburg zählt zu den sichersten in Bayern: Laut der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2024 liegt das Sicherheitsniveau deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt. Umfragen zeigen: Sicherheit spielt für Bürgerinnen und Bürger eine besonders große Rolle – sie gilt als wichtiger Faktor für Lebens- und Wohnqualität.

Westhafen: Stadtlagerhaus. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1958. © Stadt Regensburg Bilddokumentation
Auch beim Thema Bevölkerungsentwicklung blickt der Landkreis optimistisch in die Zukunft: „Das Bayerische Landesamt für Statistik prognostiziert auf Basis der Zensusdaten (Stand: 31.12.2023 = 193.801 EW) für 2033 eine Einwohnerzahl von rund 202.700 und für 2038 von etwa 205.700. Das entspricht einem erwarteten Zuwachs von 4,6 bis 6,1 %. Damit zählt der Landkreis Regensburg zu den weiterhin wachstumsstarken Regionen Bayerns.“, zeigt Fichtl auf.
Zukunftswerkstatt: Spannende Projekte
Doch nicht nur Stadt und Landkreis schneiden gut ab – sondern der gesamte Süden zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend. So stammen überdurchschnittlich viele Regionen, die seit der vergangenen Messung mehr als zehn Ränge nach oben geklettert sind, aus den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. In Baden-Württemberg zählen inzwischen 91 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte zu den Regionen mit sehr guten Zukunftschancen, in Bayern sind es über 70 Prozent.
Mit der neuen Prognos Zukunftswerkstatt können nun jedoch Kreise und kreisfreie Städte deutschlandweit zeigen, wie sie sich für die Zukunft wappnen. Bis zu zehn innovative Zukunftsprojekte kann jeder einreichen. Daraus entstehen soll eine interaktive Karte, die zeigt, wie die Regionen in Deutschland ihre Zukunft gestalten wollen.
„Vom MediTech-Quartier in Oldenburg, das die Gesundheitswirtschaft und das Klinikum näher zusammenbringen soll, über das KI-Lab im Landkreis Böblingen, wo KMU eine Anlaufstelle für den Einstieg in die Welt der künstlichen Intelligenz finden, bis zur Fachkräfteinitiative Glas-Campus im Landkreis Nordsachsen“ – sind laut Prognos Zukunftsatlas bereits zahlreiche Projekte eingereicht worden.
Von Stadt und Landkreis Regensburg lagen bis Ende Oktober noch keine Einreichungen vor. Auf Rückfrage, ob eine Beteiligung noch geplant sei und ob auch Bürgerinnen und Bürger Ideen einbringen könnten, teilte die Stadt mit: „Die Stadt Regensburg hat keine Projekte eingereicht, da sie von dieser Zukunftswerkstatt keine Kenntnis hatte. Stand heute werden auch keine mehr eingereicht. Die Ideen der Bürgerinnen und Bürger werden immer wieder in diversen Beteiligungsformaten zu verschiedenen Projekten und Planungen abgefragt.“ Speziell für die Prognos-Zukunftswerkstätten werde die Stadt jedoch keine Beteiligung aufsetzen.
Der Landkreis hingegen kündigte an, mehrere Projekt einreichen zu wollen – etwa zu Energie, Digitalisierung, Inklusion und regionaler Ernährung: „Bürgerinnen und Bürger sollen mit ihren Ideen aktiv einbezogen werden – über Workshops und Beteiligungsformate.“
Unter diesem Link findet sich eine interaktive Deutschlandkarte, auf der man sieht, welche Kreise und kreisfreien Städte bereits spannende Zukunftsprojekte eingereicht haben und wie diese aussehen: www.prognos.com/de/zukunftswerkstatt-deutschland.
Zukunft gesichert?
Heißt das nun, dass Stadt und Landkreis Regensburg aufatmen und sich zurücklehnen können, weil ihre Zukunft gesichert ist? So einfach ist es leider nicht.
Denn beide sehen sich nach wie vor mit unterschiedlichen Problemen und Risiken konfrontiert. So nennt die Stadt Regensburg insbesondere den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, eine zum Teil überlastete Verkehrsinfrastruktur (Mobilitätswende), einen Fachkräftemangel in vielen Branchen sowie einen strukturellen Wandel in Schlüsselbranchen, wie z. B. der Automobilindustrie, als zentrale Herausforderungen. Zudem rücken Themen wie die Dekarbonisierung des Baubestands und der Industrie, die Anpassung an den Klimawandel und der Erhalt des sozialen Zusammenhalts in den Fokus.

Eine Luftaufnahme des BMW-Werks in Regensburg. © Stadt Regensburg Bilddokumentation
Dem Landkreis Regensburg bereitet vor allem die kommunale Finanzlage Sorge: „Diese wird maßgeblich durch wachsende Aufgaben im sozialen Bereich beeinflusst, die von Bund und Ländern übertragen wurden, ohne dass eine ausreichende finanzielle Kompensation erfolgt ist“, so Fichtl. Eine faire Aufgaben- und Finanzierungsverteilung sei eine zentrale Voraussetzung für die langfristige Handlungsfähigkeit der Kommunen.
„Darüber hinaus beschäftigen uns Zukunftsthemen wie die fortschreitende Digitalisierung, die Weiterentwicklung einer leistungsfähigen Infrastruktur und eines nachhaltigen Mobilitätssystems sowie die Bewältigung des Fachkräftemangels“, erklärt Pressesprecher Hans Fichtl.
Auch die demografische Entwicklung und die Unterbringung und Integration von Geflüchteten zählen zu den wichtigen Aufgaben der kommenden Jahre.
Wandlungsfähig bleiben
Trotz aller Fortschritte bleibt die Zukunftsfähigkeit von Stadt und Landkreis Regensburg kein Selbstläufer. Die aktuelle bundesweite Rezession ist ein echter Stresstest für die Resilienz aller Regionen – also ihre Fähigkeit, Krisen abzufedern, sich anzupassen und gestärkt daraus hervorzugehen. „Resilienz bedeutet nicht durchhalten, sondern wandlungsfähig bleiben“, beschreibt Wankmüller von Prognos. Zukunftsstarke Regionen würden sich durch eine hohe Innovationskraft auszeichnen – und genau diese Anpassungsfähigkeit und diesen Innovationsgeist möchten Stadt und Landkreis Regensburg weiterhin unter Beweis stellen.
Dafür plant die Stadt unter anderem in der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne circa 1.200 neue Wohnungen mit einer weitgehend CO2-freien Energieversorgung und einem innovativen Mobilitätskonzept. „Auch im Stadtnorden werden wir in den kommenden Jahren eine große Siedlungsmaßnahme mit rund 5.000 Menschen im Endausbau beginnen“, beschreibt Pressesprecherin von Roenne-Styra.

Regensburg entwickelt sich stetig weiter. Der Spatenstich für das neue Porschezentrum im Jahr 2022 ist ein Beispiel dafür, wie der Standort wächst und sich modernisiert. © filterVERLAG
Sie gibt zudem bekannt, dass eine weitere TechBase für technologieaffine Unternehmen und junge Startups entstehen soll.
„Im Zuge der kommunalen Wärmeplanung befinden sich bereits verschiedene Projekte auf Basis regenerativ erzeugter Wärme in Planung oder bereits in der Umsetzung“, ergänzt die Stadt.
Auch der Landkreis richtet den Blick nach vorn: Dieser sieht seine zentralen Aufgaben im Ausbau einer leistungsfähigen Bildungs- und Verkehrsinfrastruktur, in der konsequenten Fortführung des Digitalisierungsprozesses sowie in der stetigen Verbesserung des vielfältigen Dienstleistungsangebots des Landratsamts. Gemeinsam mit den Landkreisgemeinden und Nachbarregionen möchte er den ÖPNV stärken und die Lebensqualität nachhaltig sichern.
„Darüber hinaus engagiert sich der Landkreis aktiv in der Arbeitsmarktintegration, unterstützt das Ehrenamt mit innovativen Projekten und stärkt so den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Miteinander in der Region“, erläutert Fichtl.
Der Landkreis setzt dabei auf gezielte Zukunftsinvestitionen – so soll ab 2025 gemeinsam mit dem Landkreis Neumarkt ein interkommunaler Glasfaserausbau mit über 2.000 Kilometern Trassen und 45.000 Anschlüssen starten. Ein neues Mobilitätskonzept mit 45 Maßnahmen soll zudem den Umweltverbund (ÖPNV, Rad, Fuß) stärken und die Stadt-Umland-Verbindungen verbessern.
Zudem wird eine neue Digitalisierungsstrategie mit KI-gestützten Verwaltungsprozessen umgesetzt. Beim Klimaschutz stehen der Ausbau erneuerbarer Energien, klimaneutrale Liegenschaften und mehr E-Mobilität im Fokus.
Auch Innovation und soziale Teilhabe fördert der Landkreis gezielt – etwa durch die Unterstützung des Technologie-Campus Wörth-Wiesent zur engeren Vernetzung von Forschung und Mittelstand, das Inklusionsprojekt „THEO – Erlebnisraum mit Tieren“ (222.000 Euro Förderung*) oder die Öko-Modellregion Stadt.Land.Regensburg, in der mehr als 200 Biobetriebe nachhaltige Landwirtschaft und regionale Wertschöpfung stärken.
*Die 222.000 Euro stammen aus dem EU-Förderprogramm LEADER, das beim Landkreis Regensburg angesiedelt ist. Der Zuschuss deckt 50 Prozent der förderfähigen Nettokosten für die Gestaltung des Außenbereichs des Projekts „Theo – ErlebnisRaum mit Tieren“. Die verbleibenden Kosten trägt der Projektträger, der Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (vkm) Regensburg e.V..
Damit wird klar: Stadt und Landkreis ruhen sich nicht auf ihrem Erfolg aus, sondern investieren gezielt in Zukunftsthemen. Nicht ohne Stolz können wir damit auf unsere starke Region blicken, die sich immer wieder neu erfindet – und sind überzeugt davon, auch morgen in einer zukunftsfähigen und lebenswerten Umgebung leben zu können.
Marina Triebswetter I filter Magazin