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An Baustellen mangelt es Regensburg wahrlich nicht. In der Altstadt wird das Pflaster erneuert oder neue Sitzgelegenheiten geschaffen. Im Stadtwesten entstehen neue Wohnblöcke, immer wieder kommt es durch Bauarbeiten zu kurzzeitigen Verkehrseinschränkungen – ein unvermeidbares Phänomen, das letztendlich der Verschönerung unserer Donaustadt gelten soll. Grund genug, sich nicht alleine im Auto durch die Staus zu quälen, sondern den ÖPNV der Stadt zu nutzen, der oft eigene Spuren nutzen kann und zugleich die Umwelt schont. Doch auch am größten Knotenpunkt des ÖPNVs steht zukünftig eine Großbaustelle für ein Großprojekt an: Ein neuer, provisorischer Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) soll entstehen, um Raum für umfassende Umbaumaßnahmen im Bahnhofsvorfeld zu ermöglichen.

Albertstraße platzt nach mehr als 20 Jahren aus allen Nähten

Aktuell befahren täglich mehr als 2.500 Busse die Kreuzungen im Umfeld des Regensburger Hauptbahnhofs, dazu kommen etwa zehn Mal so viele Fußgänger und bis zu 12.000 Radler. Also eine zentrale und übersichtliche Anlaufstelle, an der ein bequemer und problemloser Umstieg garantiert wird und durch kurze Wege auch noch Zeit gespart werden kann? Fehlanzeige!

Bei der aktuellen Lage der Bushaltestellen rund um das Bahnhofsareal kann schon einmal kurzzeitig die Orientierung verloren gehen: 29 Bussteige verteilen sich auf fünf verschiedene Straßen vor den Toren der historischen Altstadt. Konkret handelt es sich dabei um die Bahnhofsstraße, die Maximilianstraße, die Albertstraße, den Ernst-Reuter-Platz und schlussendlich um die Galgenbergbrücke. Den Passanten blüht hier schlimmstenfalls eine Umsteigestrecke von bis zu 400 Metern. Wer bereits eine Runde um die Tartanbahn spaziert ist und nicht Usain Bolt heißt, weiß, wie lange das dauern kann. Hinzu kommt, dass längst nicht alle Bussteige barrierefrei sind. Doch nicht nur Passanten hetzen oft alternativlos umständlich von Haltestelle zu Haltestelle, auch Busse müssen hier oft zeitraubende Schleifen fahren.

Zwanzig Jahre nach seiner Errichtung ist der aktuelle Busbahnhof in der Albertstraße dem Fahrgastaufkommen jedoch kaum mehr gewachsen. Im Gegenteil: Die Zahl der Fahrgäste wuchs von 26 Millionen auf über 38 Millionen an. Gleichfalls werden mit aktuell 400 Bussen fast doppelt so viele Fahrzeuge wie noch vor gut 20 Jahren eingesetzt. Die logische Konsequenz daraus: Sie platzt aus allen Nähten, was obendrein Einbußen bei der Attraktivität des ÖPNV mit sich zieht.

Die Stadt Regensburg plant deswegen bereits einen neuen Zentralen Omnibusbahnhof. Doch bis dieser steht, ist bei den Regensburgern noch ein langer Atem nötig. Im Zeitplan des Stadtplanungsamtes ist laut Beschlussvorlage ein Baubeginn des neuen ZOB für das Jahr 2023 vorgesehen. Damit es während der Baumaßnahmen aber nicht zu einem Zusammenbruch des ÖPNV kommt, musste eine Übergangslösung her: Am Ernst-Reuter-Platz soll nun ein Interims-ZOB entstehen.

Voraussetzung ist allerdings ein freies Baufeld, weshalb der Kepler-Bau zunächst rückgebaut werden muss. Hierfür ist das Evangelische Siedlungswerk (ESW) zuständig, das auf Anfrage mitteilte, im Laufe des Jahres 2019 die Durchführung des Abrisses zu planen und das Grundstück anschließend wieder an die Stadt Regensburg zu übergeben. Ein konkretes Unternehmen, das den Abriss durchführt, steht laut ESW noch nicht fest, weshalb der genaue Ablauf noch nicht final bestimmt werden kann. Sie rechnen indes mit einer Abrissdauer von mehreren Monaten.

Aktueller Planungsstand und Standards

In Bezug auf den aktuellen Planungsstand der Stadt Regensburg zum Interims-ZOB gibt es diverse Parameter zu beachten: Sicherzustellen sind hier beispielsweise ein einfacher Betriebsablauf, einfaches Umsteigen und genügend Abstellflächen für Linienbusse. Um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern, soll die Interimslösung zudem gewisse Qualitätsstandards aufweisen. Laut Beschlussvorlage vom 19.03.2019 dürfe der Kunde durch die Veränderungen nicht zum Umstieg aufs Auto verleitet werden. Zu den Mindestanforderungen für einen provisorischen ZOB gehören demnach insgesamt 35 Haltestellenpositionen: sechs für den Stadtbus, 13 für den Regionalbus, eine für den Altstadtbus. Dazu kommen die fünf bestehenden Haltestellen auf der Galgenbergbrücke und etwa zehn Bereitstellungsplätze für Regionalbusse.
 



Im Zuge der Planung wurde deshalb seitens der Stadt eine Standortprüfung im gesamten Bahnhofsumfeld durchgeführt. Dabei wurden insbesondere dem innerstädtischen Verkehr und der Attraktivität des ÖPNV eine hohe Bedeutung beigemessen. Das Ergebnis: Ohne die Einbeziehung des Kepler-Areals zum Ernst-Reuter-Platz müsste mit erheblichen Einschränkungen, wie beispielsweise eine nicht ausreichende Anzahl an Haltestellen oder erschwerte Umsteigebeziehungen, kombiniert mit bedingter Übersichtlichkeit, gerechnet werden.

Wird das Areal in die Planungen mit einbezogen, ergibt sich ein zufriedenstellendes und stimmiges Ergebnis: Es sind ausreichend Haltestellenpositionen vor Ort, durch die Bildung einer Mittelinsel – natürlich barrierefrei – ist eine gute Übersichtlichkeit und Umsteigesituation gewährleistet, die Fahrzeiten sind kurz und genügend Bereitstellungsplätze können untergebracht werden. In summa ist die temporäre Nutzung des besagten Bereichs, in Verbindung mit einem Teilbereich der südlichen Maximiliansstraße und des Haltestellenbereichs in der Albertstraße, laut Beschlussvorlage die perfekte Lösung für einen Interims-ZOB.

Dauer der Inbetriebnahme abhängig von weiteren Planungsschritten

Weiterhin haben wir Alexander Matzka aus dem Planungs- und Baureferat der Stadt Regensburg zu diversen Details der bisherigen Planung befragt. Er ist maßgeblich an der Gestaltung des (Interims-)ZOB sowie der Frei- und Grünflächen beteiligt. Laut seiner Aussage soll mit der Übergangslösung für den Zeitraum der umfangreichen und mehrjährigen Baumaßnahmen in der Bahnhofsstraße eine provisorische, aber dennoch verlässliche und vor allem funktionierende Haltestellensituation im Bahnhofsumfeld realisiert werden.

Bei den angesprochenen Baumaßnahmen handelt es sich selbstredend um den Bau eines neuen ZOB mit Funktionsgebäuden sowie die Neugestaltung der Bahnhofstraße und des Bahnhofsvorplatzes, inklusive Tiefgarage. Geplant sind für die Interimslösung weiterhin eine Überdachung zentraler Haltestellenbereiche, eine Standmöblierung in Form von Mülleimern und allem Drum und Dran sowie erforderliche Einrichtungen wie sanitäre Anlagen. Wie lange der Interims-ZOB in Betrieb sein wird, hängt natürlich von der Dauer der Baumaßnahmen des neuen ZOB ab. In den Jahren 2019/2020 folgt mit dem Verkehrs- und Freianlagenkonzept der nächste Planungsschritt. Erst danach können laut Matzka genauere Angaben gemacht werden. Er selbst gehe jedoch von einer mindestens fünfjährigen Nutzung des Interims-ZOB aus.

Verkehrskonzept

Hinsichtlich der Sicherheit sowie der Abläufe werden etwaige verkehrstechnische Maßnahmen getroffen. Auf der bereits bestehenden Fläche im Bereich Ernst-Reuter-Platz/St.-Peters-Weg bedarf es eines Kreisverkehrs, um die Haltestellen des Interims-ZOBs zu erschließen. Der Autoverkehr muss dabei möglicherweise mit einer Reduzierung von Fahrspuren rechnen. Härter trifft es Autofahrer jedoch in der südlichen Maximiliansstraße sowie in den östlichen Teilbereichen der Albertstraße: Hier gilt mit Inbetriebnahme des Interims-ZOBs ein Ausschluss des Autoverkehrs – die Sicherheit der Fahrgäste, Fußgänger und Radfahrer hat Vorrang.
 

Um ein Verkehrschaos durch entstehende Verlagerungen, insbesondere auf die Achse Hemauerstraße/D.-Martin-Luther-Straße, zu vermeiden, soll dem Autoverkehr auch in der Bahnhofsstraße die Durchfahrt verwehrt werden. Diese Verkehrsänderungen haben zur Folge, dass der Hauptbahnhof ab Inbetriebnahme des Interims-ZOBs mit dem Auto nur noch von Osten und Westen zugänglich ist. Die Erreichbarkeit der Altstadt bleibt laut Stadtplanungsamt nach wie vor über die Parkhäuser Petersweg und Dachauplatz bestehen.

Das Tor zur Altstadt soll wieder schöner werden – Neuer, zukunftsweisender ZOB

Matzka geht aktuell von einem Beginn der Baumaßnahmen eines neuen ZOBs ab dem Jahr 2022 aus, wohingegen der Interims-ZOB bis 2021 fertiggestellt werden soll. Die Verfüllung, der Bau und die Inbetriebnahme des Letzteren sind laut Beschlussvorlage für 2020/21 geplant – die Verfügbarkeit der zurückgebauten Flächen des Kepler-Areals sowie erforderliche personelle und finanzielle Mittel vorausgesetzt. Ende November 2018 stellten Fachleute im Stadtplanungsamt eine umfangreiche Ausschreibung fertig. Die Stadt sucht nun in einem Vergabeverfahren nach einem geeigneten Büro, das ein Konzept zum Bau des neuen ZOB sowie zur Neugestaltung der Bahnhofstraße und des Bahnhofsvorplatzes ausarbeitet.

Die tatsächliche Ausgestaltung der Tiefgarage wird Gegenstand eines Wettbewerbs „ZOB und Bahnhofstraße" sein. Die Tiefgarage im unmittelbaren Bahnhofsumfeld ermöglicht insbesondere die Gestaltung eines verkehrsbefreiten Bahnhofsplatzes. Laut Stadtplanungsamt sind neben der Verlagerung der bestehenden Stellplätze, unter anderem der Bundespolizei und der Deutschen Bahn AG, weitere Stellplätze für eine langfristige Nachnutzung des Ernst-Reuter-Platzes angedacht. Jedoch machten sie auch deutlich, dass ein automatischer Rückschluss auf Nachnutzung nicht möglich sei, da diese eines eigenen Planungsprozess bedürfe. Matzka fügt zudem hinzu, dass es zukünftig trotz Tiefgarage auch oberirdisch sogenannte Kiss+Ride-Parkplätze geben wird, um ein schnelles und barrierefreies Ankommen und Abholen – insbesondere für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen – zu gewährleisten. Auch gut erreichbare Taxistellplätze seien Gegenstand der Planungen.

Neuer ZOB dringend von Nöten

Die Situation zeigt vor allem eines: ein neuer Zentraler Omnibusbahnhof, der den ÖPNV der Stadt und der Region nutzerfreundlich und barrierefrei verbindet, ist in der Weltkulturerbestadt dringend notwendig. Um den Öffentlichen Personennahverkehr wieder möglichst leistungsfähig und attraktiv zu machen, sollen im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsviertels weitere Neuerungen entstehen, wie beispielsweise Verkehrsberuhigungen zugunsten der Fußgänger und Radfahrer sowie eine Trasse für die geplante Stadtbahn, deren Nord-Süd-Achse über die Galgenbergbrücke verlaufen und dort mit dem neuen ZOB verbunden werden soll.

Ziel ist es unter anderem, vor den Toren der Altstadt wieder eine einladende, auch begrünte und vor allem verkehrsfreie Fläche zu bieten, die zudem als i-Tüpfelchen einen funktionierenden und übersichtlichen Zentralen Omnibusbahnhof beinhaltet. Dieser neue funktionale und barrierefreie ZOB soll dann Busse, Stadtbahn und die anliegende Eisenbahn verbinden und Regensburg letztendlich in Sachen ÖPNV für die Zukunft wappnen.

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