Seit die Menschheit sesshaft wurde, geißeln sie die Zivilisation: Infektionskrankheiten. All diese Seuchen sollten uns nicht nur daran erinnern, was die ungehinderte Verbreitung eines neuen Virus anrichten kann, sondern auch vor Augen führen, von welchem Wert Impfungen für die moderne Zivilisation sind. In unserer Serie stellen wir Ihnen jeden Samstag eine Infektionskrankheit vor – heute: Diphtherie.
Das Auftauchen des Coronavirus SARS-CoV-2 hat die Krone der Schöpfung nicht nur auf seine grundsätzliche Verletzbarkeit zurückgeworfen, vielmehr schafft das Fehlen eines wirksamen Medikaments oder Impfstoffs gegen COVID-19 ähnliche Verhältnisse, wie sie noch vor über 100 Jahren herrschten, als sich Infektionserkrankungen ungehindert durch die Bevölkerung seuchen konnten. Wir haben ein Lexikon der am meisten gefürchteten Infektionskrankheiten in der Geschichte der Menschheit zusammengestellt und stellen Ihnen jeden Samstag eine vor. Lesen Sie heute mehr zum Thema Diphtherie.
Diphtherie
Noch im frühen 20. Jahrhundert wird die Diphtherie als der „Würgeengel der Kinder“ bezeichnet. Bereits der Name zeigt, dass es sich bei der Erkrankung der oberen Atemwege um eine der gefürchtetsten Kindererkrankungen der neuesten Geschichte handelt. Alleine in Preußen starben in den Jahren 1881 bis 1886 jährlich 25.000 Säuglinge und Kleinkinder an den Folgen einer Diphtherie-Infektion. Erst mit der Entdeckung eines Antitoxins und der Einführung einer Impfung gingen die Todeszahlen zurück. Die letzte Epidemie ereignete sich in Deutschland zwischen 1942 und 1945 mit einem Hoch an 245.000 Infektionsfällen im Jahr 1943.
Verlauf
Der Verlauf der Diphterie gestaltet sich je nach Infektionsherd (Nase, Rachen, Kehlkopf und seltener auch die Haut) anders. Charakteristisch für eine Atemwegsinfektion ist allerdings der süßliche Mundgeruch. Bei der Erkrankung kommt es neben Fieber zur Zerstörung des infektiösen Gewebes mit brauner Schorf- und Eiterbildung sowie auftretenden Funktionsstörungen wie Schluckbeschwerden. Die Infektion kann zu einem Verschluss der Atemwege führen. Gewebezerstörend wirkt das vom Erreger ausgesonderte Diphtherietoxin. Wird das Toxin vor allem während der Endphase der Krankheit über die Entzündungsstellen via Blut auch zu anderen Organen wie Herz, Leber und Niere transportiert, kommt es zu lebensbedrohlichen Komplikationen.
Letalität
Behandelte Diphterie-Infektion der Atemwege bei Kindern unter fünf Jahren: 5 bis 10 Prozent; bei Erwachsenen über 40 Jahre: 20 bis 40 Prozent. Ohne rechtzeitige Behandlung versterben 25 Prozent aller Infizierten.
Medikation
Für eine erfolgreiche Medikation ist eine besonders zeitnahe Behandlung wichtig. Bestmöglich werden bereits am ersten Erkrankungstag Antitoxine verabreicht, um Gewebeschädigungen der Atemwege zu vermeiden oder einzudämmen. Das Bakterium wird mit Antibiotika bekämpft. Gegen Diphtherie existiert ein effektiver Impfstoff.
Verbreitung
Das Erregerbakterium der Diphtherie tritt weltweit auf. In Ländern mit niedriger Impfrate wie in Teilen Osteuropas, Afrika, Naher Osten sowie Südostasien ist das Infektionsrisiko sogar noch heute hoch bis sehr hoch.
Lexikon der Infektionskrankheiten: Diphterie
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