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Die bösartige Erkrankung der männlichen Vorsteherdrüse, der Prostatakrebs, ist aktuell die am häufigsten bei Männern diagnostizierte Krebsart. Über 50.000 Männer erkranken und rund 12.000 Männer versterben jährlich an dieser tückischen Erkrankung. Bedingt durch den demographischen Wandel ist mit einer Verdoppelung dieser Zahlen bis zum Jahr 2050 zu rechnen.

Vorsorgeuntersuchungen nutzen

Um einen drastischen Verlauf abzuwenden, ist ein frühzeitiges Erkennen der Erkrankung sinnvoll, da der Prostatakrebs erst in fortgeschrittenen Stadien zu merklichen Beschwerden führt. Seit 1971 gibt es aus diesem Grund als Angebot von den Krankenkassen für alle Männer ab dem 45. Lebensjahr die Möglichkeit, jährlich an einem Screening, der Prostatakrebsfrüherkennung, teilzunehmen. Bei Männern, die familiär bedingt ein erhöhtes Erkrankungsrisiko (z.B. frühe Prostatakrebserkrankung des Vaters, frühzeitige Erkrankung des Bruders) besitzen, kann die Untersuchung schon ab dem 40. Lebensjahr durchgeführt werden.

Krebsvorsorge Mann Untersuchung Ab wann? Wie oft?
äußere Geschlechtsorgane und Prostata -   gezielte Anamnese (Erfragen evtl. bestehender Beschwerden)
-   Inspektion und Abtasten der äußeren Geschlechtsorgane
-   Abtasten der Prostata
-   Abtasten der zugehörigen Lymphknoten
-   Beratung
ab dem 45. Lebensjahr (bei erhöhtem Risiko ab dem 40. Lebensjahr) jährlich

Von zentraler Bedeutung ist die sogenannte Tastuntersuchung der Prostata, also das rektale Ertasten der Prostata mit dem Finger im Enddarmbereich. Im Volksmund wird speziell dieser Abschnitt der Untersuchung liebevoll „Hafenrundfahrt“ genannt. Viele Männer fürchten diese Maßnahme so dermaßen, dass sie erst gar nicht an der Vorsorgeuntersuchung teilnehmen. Was die weibliche Hälfte der Menschheit ab dem Teenager-Alter jährlich in der Überzahl geduldig über sich ergehen lässt, meiden erwachsene, zum Teil mit beiden Beinen fest im Leben stehende Mannsbilder wie der Teufel das Weihwasser. Die Beteiligung am Prostata-Screening ist mit 15 Prozent aber nicht nur überraschend, sondern zugleich schockierend niedrig. Dabei ist die Chose am Ende gar nicht so erniedrigend, wie es von manchem geschildert wird. Denn die Untersuchung ist unkompliziert, nicht schmerzhaft und verlangt weder dem Patienten noch dem Arzt eine große Überwindung ab.

Nach Vorgabe der Experten ist im Rahmen der Untersuchung zusätzlich eine Kontrolle des PSA-Wertes durchzuführen, um das tatsächliche Risiko einer immanenten Krebserkrankung richtig abschätzen zu können. PSA steht für „prostataspezifisches Antigen“. Dies ist ein Eiweißstoff, der im Prostatagewebe gebildet wird. Eine erhöhte Konzentration im Blut kann ein Anzeichen für eine bestehende Krebserkrankung sein, deshalb bezeichnet man das PSA auch als Tumormarker. Ein erhöhter PSA-Spiegel ist alleine aber nicht ausreichend, um eine Krebserkrankung zu sichern. Ein erhöhter Spiegel kann auch entzündungsbedingt, also bei einer Entzündung der Prostata, durch bloßen Druck auf die Prostata oder nach körperlicher Anstrengung gemessen werden. So kann der Wert schon erhöht sein, wenn man mit dem Fahrrad zur Vorsorgeuntersuchung fährt: Denn körperliche Anstrengung gepaart mit Druck auf die Prostata durch den meist nicht allzu bequemen Sattel können eine Erhöhung der PSA-Konzentration im Blut schon begünstigen.

Dabei sind die positiven Ergebnisse, die nicht zur Aufdeckung einer tatsächlich bestehenden Krebserkrankung führen, das Problem. Oftmals werden sehr kleine Tumore entdeckt, die zudem langsam wachsen, sodass sie im hohen Alter nicht als lebensgefährlich eingestuft werden müssten. Das Wissen um eine bestehende Krebserkrankung alleine kann die Psyche trotz guter Prognose aber so belasten, dass die Lebensqualität dadurch erheblich leidet. Zudem wird nach einigen weiteren Untersuchungen, die zur Sicherung der Diagnose durchgeführt werden müssen, bei gesichertem Nachweis der ungünstigsten Annahme entsprechend behandelt. Das heißt, im Sinne der zur Vermeidung eines abwendbar gefährlichen Verlaufs wird das gefundene Tumorgeschehen mit der individuellen Maximaltherapie bedacht. Dies kann die Lebensqualität auch nachhaltig beeinträchtigen. Das Risiko einer „Übertherapie“ besteht also auf dem Papier. Diesem sind aber dank der aktuellen Leitlinien zahlreiche Riegel vorgeschoben worden, beispielweise durch mehrere vor Beginn der Therapie angesetzte Schritte beziehungsweise Tests.

Die offizielle Aufnahme ins Vorsorgeprogramm blieb dem Bluttest bislang verwehrt, weil die zur Früherkennung eingesetzte Untersuchung in Studien bisher keinen statistisch belegbaren Vorteil auf die Überlebenswahrscheinlichkeit bei nachgewiesener Erkrankung erbrachten. Daher gilt diese Untersuchung bei gesunden Männern ohne Verdachtsmomente als individuelle Gesundheitsleistung (IGel) und muss selbst bezahlt werden. Ergibt jedoch die Tastuntersuchung einen abklärungswürdigen Befund, werden die Kosten für die Blutuntersuchung von der Krankenkasse erstattet. Dies gilt auch für die Verwendung der Bluttests im Rahmen der Verlaufskontrollen bei nachgewiesenem Tumor zur Kontrolle der Aktivität und Einleitung oder Anpassung einer entsprechenden Therapie.

Bei wiederholt erhöhtem PSA-Nachweis stehen zunächst –  je nach Patientenalter –  die mikroskopische Analyse des Gewebes mittels Stanzbiopsie und die Untersuchung des betroffenen Organs mit Ultraschall oder MRT an. Relativ neu ist eine spezielle Urinuntersuchung, die auf einer molekularbiologischen Analyse der im Urin gelösten Eiweißstoffe beruht, die wiederum je nach Gesundheitszustand unterschiedliche komplexe Muster bilden. Die Entschlüsselung dieser Eiweißmuster mittels Computeranalyse kann das Vorliegen bestimmter Krankheiten nachweisen. Studien lieferten bislang sehr günstige Ergebnisse. Die Untersuchung erweist sich aber im Vergleich zu den herkömmlichen Untersuchungsmethoden noch als relativ kostenintensiv.

Lassen Sie sich bei der Planung der kontinuierlichen Vorsorge und der Abwägung Ihres individuellen Risikos am besten durch den Haus- oder Facharzt Ihres Vertrauens beraten. Und geben Sie sich einen Ruck, denn es ist – wie so oft in anderen Bereichen auch – nicht schlimm, hin und wieder mal die Hosen runter zu lassen. Die Gesundheit wird es Ihnen danken!
Bildquelle: bigstockphoto.com | pissanu Boossaya

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