Facebook hat Geburtstag – schreibe ihm an seine Pinnwand!

Facebook feiert sein erstes, großes Jubiläum ? und Grund zum Feiern hat es allemal: etwa 757 Millionen Menschen  rund um den Globus nutzen täglich das Netzwerk: man trifft sich, schreibt seinen Freunden, man lädt zu Veranstaltungen, likt seine Lieblingssportler, man verfolgt, was die Politiker so treiben, stupst einen Freund an. Ein Alltag ohne Facebook?

 Wenige würden zugeben, wie schwer eine Trennung vom virtuellen Leben auf Facebook fallen würde. Es bleibt also dabei: "In einer Beziehung mit Facebook". Doch wie lang wird diese, nun nicht mehr ganz so junge, Liebe noch halten?

"Du wurdest nominiert ? viel Spaß beim Trinken!" Das "socialbeergame", der neueste Running Gag auf Facebook, ist nur einer von vielen (man erinnere sich etwa an den Harlem Shake oder das Planking) Hypes, die jeden User zunächst mit Belustigung erfüllen, nach einigen Tagen aber oft den letzten Nerv rauben. Facebook bietet uns Unterhaltung ? und steht uns immer mit Rat und Tat zur
Seite: hilft uns, Termine zu koordinieren, Geburtstage von Freunden nicht zu vergessen, angesagte Veranstaltungen nicht zu verpassen. Und wenn man mal einen schlechten Tag hat ? fragt uns Facebook, wie unsere Gefühlslage ist und lädt uns dazu ein, sich an seiner breiten Pinnwand anzulehnen und auszuweinen. Nur allzu gerne kommen unsere Freunde (und von diesen haben wir reichlich auf Facebook) dieser Aufforderung nach...

Aber wie "sozial" ist das soziale Netzwerk? Von 897 Freunden kennt man die meisten. Etwa 700. Von den 700 sind wir immerhin mit 300 in Kontakt ? nun ja: 20 davon sieht man regelmäßig. Im realen Leben. Und mit einigen davon ist man sogar wirklich fest befreundet. In echt.
Wieso suchen wir diese befremdlich anmutende Nähe? Wohl aus dem Grund, dass man ? so wird es einem zumindest suggeriert ? am realen (sozialen) Leben kaum mehr die Chance hat, teilzunehmen. Ach, es ist kompliziert...
Viel negative Kritik widerfuhr Facebook in seinen ersten 10 Lebensjahren: groß war die Empörung über die Timeline, die jedem unserer 897 Freunde unser Leben bis ins kleinste Detail präsentiert. Das Sonnenuntergangs-Foto, das man von seinem Urlaub postet, Sprüche, die man von anderen gesehen, für gut befunden und natürlich auch geteilt hat sowie selbstverständlich auch das obligatorische Essen, das schön drapiert auf dem Teller liegt ? oder eben eine schlichte Tasse Tee, damit alle sehen, dass man mit einer schlimmen Grippe im Bett liegt ? der "Gefällt mir nicht"-Button? Immer noch nicht eingeführt. Anteil nehmen aber kann jeder an jedermanns Leben ? welches schön chronologisch geordnet vor unseren Augen auf dem Bildschirm erscheint.
Die Werbung auf Facebook nimmt mehr und mehr zu, dafür wurde der Datenschutz minimiert ? du bringst uns zur Verzweiflung, Facebook.

Auch zahlreiche "Shitstorms" waren Teil des 10-jährigen Netzwerk-Lebens: ob Robert Lewandowski, den der Sturm traf, als er seinen Verein für den FC Bayern München verließ, Claudia Roth, die wegen eines unüberlegten Postings unter bissigen Kommentaren begraben wurde oder die Firma McDonalds, welche sich (wegen der Preissteigerung des Cheeseburgers vor 2 Jahren) der virtuellen Angriffe kaum mehr erwehren konnte ? Netzwerke können grausam sein. Und erlauben uns, über andere zu urteilen, ja gar herzufallen und sie zu denunzieren. Würden wir das auch im realen Leben tun? Wohl kaum.

Was ist es also, was uns bis zum heutigen Tag an Facebook bindet ? und es womöglich noch einige Jahre tun wird? Nun, es ist eben wie mit jeder Beziehung: nicht immer ist alles rosig, man geht auch mal Kompromisse sein, vetraut sich einander an, braucht aber auch Abstand und loggt sich auch mal aus. Dennoch: früher oder später vermisst man einander. Eine Trennung? Ist ? zumindest in naher Zukunft ? noch nicht absehbar. Bis kein neuer, virtueller Gefährte auftaucht, der vielleicht ein wenig attraktiver und handsamer ist, werden wir wohl zusammenbleiben. Deshalb, liebes Facebook:
Herzlichen Glückwunsch zu deinem 10. Geburtstag! Auf ein paar weitere, glückliche Jahre. Trotz allen Ärgers und der Schwierigkeiten, die du manchmal machst, möchten wir dich an unserer Seite wissen: denn was du machst...ja, eigentlich ? gefällt's uns.
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Bild: Screenshot www.facebook.de