Tim Schrick ist ein bekannter Rennfahrer in Deutschland. Neben zahlreichen gewonnen Rennen hat der deutsche Motorsport Profi an mehreren 24-Stunden-Rennen teilgenommen. In einem exklusiven Motofilter Interview hat der Technikenthusiast spannende EInblicke in seine Leidenschaft für den Motorsport und zukünftigen Pläne gesprochen.
Hi Tim, danke, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Wobei stören wir dich denn gerade?
Tim Schrick: Ich habe gerade noch an ein paar Details gearbeitet, um nach dem Ende der Saison noch ein kleines Gewinnspiel mit meinen wichtigsten Partnern auszuloben, da nehmen wir dann vier Gäste auf dem Bilsterberg ein paar Runden mit. Und dann habe ich mich noch mal mit dem Thema Antriebswelle auseinandergesetzt, wir hatten beim letzten Rennen zwar die Klasse gewonnen, aber hatten ein Problem mit den inneren Antriebswellengelenken. Dann bin ich nach Hause zum Mittagessen gefahren.
Du bist für Subaru als Fahrer unterwegs?
Ja, ich fahre jedes Jahr beim 24-Stunden-Rennen und bin bereits seit acht Jahren im Werksteam. Ich bekomme also Geld dafür, dass ich ein Auto fahren darf, das es nur einmal gibt! Es wird extra für die Nordschleife gebaut, weil für die Japaner die Nordschleife heiliger Grund ist. Die sind da noch ein bisschen gestörter, als manch ein deutsches Team. Und das andere ist, dass ich eben seit 2016 auch einen eigenen Subaru an den Start gebracht habe. Aber das steht alles etwas auf der Kippe, weil es insgesamt ein paar Reibereien am und um den Nürburgring gibt. Auch das macht die Planung nicht leichter. Aber ich habe eben auch ein eigenes Auto eingesetzt, das ich selber verantworte und bei dem ich auch selber die Entwicklung gemacht habe. Und da sind wir beim Thema, wie das Ganze angefangen hat – nämlich mit Rennsport generell und damit, das ich von klein auf schon unglaublich Interesse an Technik hatte. Leider gerate ich aus irgendeinem Grund immer wieder in Situationen, in denen ich mir eigentlich manchmal auch wünschte, ich wäre nicht hineingeraten. (lacht) Aber ich weiß, ich bin selber Schuld, weil ich Sachen versuche, die es so eben normal nicht gibt. Ich habe keine Ahnung, wo das herkommt und vielleicht sollte ich mich da auch mal behandeln lassen. Meine Freundin ist so eine Kandidatin, die mir regelmäßig einen großen Vogel zeigt. Was es nicht gibt, würde ich gerne machen. Und dann versuche ich das. Das ist für mich quasi therapeutisch.
So war das auch mit „Team Schrick” 2009, als ihr einen gebrauchten, straßenzugelassenen Aston Martin genommen habt und ihn 24-Stunden-Rennen-tauglich umbördeln wolltet? (Anm. d. Red.: unbedingt online suchen und anschauen)
Genau. Ich mag Sachen direkt. Irgendwann sollte mit der Balance of Performance im Motorsport die Kostenexplosion eingefangen werden, um auch kleineren Teams den Zugang offen zu halten. Das hat mich nicht abgeholt. Wie kann man es also lösen? Vorne mitfahren, ohne die BOP bei den Großen mitgehen zu müssen? Also habe ich eine andere Klasse angesteuert, die bis drei Liter Hubraum. Wir haben dann einen Aston mit 4,3 Liter Hubraum genommen und den Motor auf drei Liter Hubraum runtergebracht. Kurzhubig, eine neue Kurbelwelle konstruiert, eine neue Zündfolge gesetzt, neues Getriebe und so weiter. Da haben wir dann einfach losgelegt. Das war auch so ein bisschen dadurch verursacht, dass 2007 mein Vater plötzlich verstorben ist – unvorhersehbar, er ist einfach nicht mehr aufgestanden. Und für mich war das der Anstoß, etwas zu machen, das nicht vernünftig ist, mir was zu gönnen. Mein Vater, der Akademiker, war zu oft vernünftig, im positiven Sinne, und auf einmal war es vorbei. Also zettelte ich ein waghalsiges Experiment an, von dem mir jeder andere abriet. Dazu kam auch noch, dass wir damals eine eigene Sendung mit Sabine Schmidt hatten, Gott hab sie selig. Und so ist das dann losgegangen und dann bist du auf einmal mitten drin und kannst es auch nicht mehr stoppen. Das, was wir da an Reibung zwischen Zuarbeitern und uns – genauso aber auch innerhalb des Teams – hatten, war die Lernerfahrung meines Lebens in Sachen, wie tickt jemand wirklich. Ein Zeitraffer, hochverdichtet, da kann man 20 Jahre eines normalen Lebens nehmen, um dem zu begegnen, was wir auf kurze Zeit erlebt hatten.
© Tim Schrick
Würdest du sagen, dass das am Ende aufgrund der technischen Herausforderung nicht funktioniert hat oder eher aufgrund der Diskrepanzen der Beteiligten?
Die Ursache geht wirklich auf meine Kappe. Wir haben ja die Drehzahl des Motors signifikant verändert. Serienmäßig geht so ein Motor bei 7.000 U/min in den Begrenzer und wir haben das Ding bis 10.800 gedreht und hatten die beste Leistung bei 9.800. 426 PS bei perfekter Drehmoment- und Leistungskurve. Ich hatte damals einen absolut sachkundigen und später in der Formel 1 arbeitenden Berater, der mir bei den Themen Kolbendesign, Nockenwelle, Auspuff und anderem zur Seite stand. Und ich weiß noch, dass ich ihn am Rande gefragt hab: „Hör mal, was machen wir denn mit den Ölpumpen? Die sind unten in der Ölwanne und per Kette angetrieben. Sag mal, können die das oder müssen wir die irgendwie untersetzen für die Drehzahl? Da ist ja schlecht Platz für andere Ritzel.“ Und er meinte „eigentlich müsste das theoretisch so gehen“. Das war mein Fehler. Wir haben dazu keine längeren Tests mehr gemacht, es ging unter. Ja, und das ist also ein finaler kleiner Fehler, der das Ding hat explodieren lassen. Wir haben Tests mit dem Motor gemacht. 26 Stunden mit dem ersten Motor auf einem stationären Prüfstand. Verschiedene Drehzahlen rein, aber du bleibst ein paar Sekunden da drin und applizierst quasi alle Last Stufen und dann gehst du wieder raus und zerlegst den Motor – ohne Hinweise. Die Auslegung hat funktioniert. Dazu kam dann noch, dass das speziell nötige und einzeln angefertigte Getriebe in der Nacht zum Rennen erst aus England kam und beim Einsetzen wahrscheinlich eine Benzinleitung gestreift wurde. Du sitzt also endlich zum Rennen in dem Auto, bei dessen Enstehung du gefühlt mehrfach fast verreckt wärst, weil es einfach alle Themen des Menschseins im Zeitraffer beleuchtet hat. Du fährst nach der langen Geraden dann rechts die andere runter. Beim Bremsen hörst du: da knallt irgendwas. Du merkst sofort, dass jetzt gerade irgendwas im Motor kaputt gegangen ist, bleibst stehen und dann fängt das Auto an zu brennen.
Finito. Was hat das mit dir gemacht? Du fällst in ein Loch bis zu Erdmittelpunkt…
Das klassische Prinzip des Scheiterns. Gleichzeitig ist eben auch noch eine Undichtigkeit an der Kraftstoffversorgung aufgetreten wegen dem Getriebe Einbau. Zwischen Motor und Getriebe ist die „Torque Tube“. Das ist eine starre Alu Röhre, in der die Kohlefaser Kardanwelle läuft, wohlgemerkt auch serienmäßig. Wenn man da beim Einbau hinten zu sehr zieht, drückt man logischerweise den Motor vorne oben an die Wand. Und das ist wohl auch passiert. Dadurch wurde unsere Airbox Konstruktion samt Düsen etwas zerdrückt und das war dann obendrein auch noch undicht, was zum Feuer führte, als mangels Schmierung ein Pleuel durch den Block nach draußen ein Loch schlug und Öl mit austrat. Maximale Zerstörung in so einer kurzen Zeit nach all dem Aufwand. Das werde ich niemals vergessen. Und auch nicht die einhergehenden Emotionen, ein sich quasi selbst begegnen. Dann siehst du auch, ob dein Gegenüber den Kopf verliert oder du Qualitäten bei ihm entdeckst, ob jemand Hingabe entwickelt, wenn es richtig eng wird. Viele Leute fangen an, laut plappernd wegzulaufen. Bis heute bin ich nicht fertig damit, das immer noch zu revue passieren zu lassen und zu betrachten. Und wenn man es jetzt mal ganz auf Deutsch ausspricht: Wenn jemand da ist, der sein Portemonnaie aufmacht, um was Beklopptes zu machen, dann kommen natürlich auch Schmeißfliegen ins Boot. Aber es gibt auch ganz viele Leute, die wegen der Sache dabei waren. Ohne Licht kein Schatten, ohne Scheitern kein Erfolg. Also das ganze Leben ist ja damit geschmückt und man darf vor den Sachen, die man nicht mag, nicht weglaufen, weil dann übergeht man die Sachen, die einem das Leben zeigen will. Ganz bescheuert, aber ich glaube, dass es das ist. Und ich höre nie auf zu lernen und versuche immer irgendwie zu fragen: Was kann ich anders machen? Wie kann ich was angehen? Wie möchte ich eigentlich in der Öffentlichkeit dastehen oder auch nicht? Ich bin jemand, der sehr viel reflektiert über das Leben, weil ich glaube, dass wir auch dafür da sind. Ich habe das Glück, Zeit zu haben, mir Gedanken dazu machen zu können. Viele da draußen behaupten ja, dass DMAX die Show bezahlt hätte, ein absoluter Irrglaube nebenbei.
Ultrastress, Fiasko und die Kamera läuft mit, wie ist das?
Das ist natürlich noch dramatischer. Am Ende haben sich Lager gebildet – die, die sagen, das klappt eh nicht, wir müssen hier abhauen und die Leute, die gesagt haben, wir ziehen das jetzt hier durch. Und wenn das Kamerateam anfängt, parteiisch zu werden, ist das natürlich extra schwierig. Aber mir war das dann schon egal. Ich sagte: Jetzt kann ich mich davon nicht noch final beeindrucken lassen und dadurch noch mehr Themen aufkommen lassen, da spiele ich einfach nicht mit. Die Zeit und auch gerade die letzten Jahre haben mich gelehrt, dass ich einfach nur etwas zu einem Thema beisteuere, wenn ich mich auskenne.
Wir leben in einem Land mit 30 Millionen Fußballtrainern und noch mehr Impfexperten….
Ja das ist ja das, was wir dann in den letzten Jahren alle noch mal beobachten konnten. Jeder, der einigermaßen bei sich ist, sollte eigentlich erkennen: Hoppla, da kann ich mir gerade keine Meinung bilden, weil ich nicht dabei bin oder es nicht wirklich verstehe. Wenn du von etwas keine Ahnung hast, musst du die Klappe halten. Auch das Thema Elektromobilität und Autoexperte. Also die Autos, die ich da gefahren habe, sind alle technisch super. Aber ich kann nicht sagen, ob das Sinn macht. Mit 80 Milliarden Baggerstunden 80 Tonnen Kupfer rausholen. Das wächst eben auch nicht auf den Bäumen. Der Bagger läuft auch nicht elektrisch. Und du musst noch ein paar Millionen Transformatoren Häuschen bauen und dann brauche ich noch mehr Kupfer und so weiter und so fort. Ob das alles unterm Strich tatsächlich irgendetwas rettet, das wage ich zu bezweifeln. Aber ich kann es nicht mit aller Bestimmtheit sagen. Deswegen enthalte ich mich mit Behauptungen, die ich nicht belegen kann.
© Tim Schrick
Was wir beide gemein haben, ist ein ausgeprägter Handschalter-Fetischismus. Klar schaltet ein PDK schneller als der Mensch, aber Audi und Co. wollen ja Handschalter abschaffen…
Mit sieben Jahren durfte ich auf dem Firmengelände Auto fahren, T3 VW Bus, bei dem der erste Gang links unten war. Ich musste schon direkt am Anfang am Berg anfahren lernen, ohne Handbremse. Dann hatte ich das große Glück, Kart Rennen fahren zu dürfen, ADAC Nordrhein Junior. Da wurde ich von Anfang an unterstützt und war mit 13 quasi Profi. Ein Gang bis 100 km/h, während dem Fahren Vergaser nachjustieren. Da bin ich immer so im Mittelfeld mitgefahren. Ich bin nicht so einer, der sich mit dem Kopf durch die Wand durchsetzt, das fehlte mir gerade in den jungen Jahren. Aber deshalb ist irgendwie so eine Technik-Affinität entstanden. Erstes Rennen: Citroën Saxo. Ein ganz herrliches Fahrzeug, das wog in der Spezifikation 840 Kilo, hatte 140 PS, Michelin Slicks und kein ABS. Du musst wirklich clever sein, um mit dem Auto schnell sein zu können. Das war echt super spannend. Deshalb verbinde ich mit dem Thema Autofahren immer drei Pedale und einen Ganghebel. Es macht einfach irgendwie Spaß und besonders in kurvigem Terrain – natürlich auf abgesperrter Straße. Da kommst du aus einer langgezogenen Kurve mit dem dritten Gang und musst dann den Griff ganz leicht überziehen, um die Zeit zu haben, mit der rechten Hand von drei auf vier zu schalten. Das sind die Momente, die du mit diesen Flipperbuden auf keinen Fall haben kannst und somit geht einfach eine Dimension des Autofahrens verloren. Das Schöne ist eben, dass du selber den Gang wählst. Das kann die Automatik natürlich auch, aber du kannst beim in die Kurve hineinfahren entscheiden, wie schnell du die Kupplung kommen lässt und wie groß damit das aufbauende Bremsmomentum wird. Warte ich noch eine Sekunde, bevor ich einkupple, dann ist der Motor mit der Drehzahl runtergefallen, oder will ich beim Einlenken mit dem Loslassen der Kupplung noch einen kleinen Impuls erzeugen, um das Auto in die Rotation zu bringen? Wenn ich etwas zu spät in die Kurve reingebremst habe, muss ich das Fahrzeug irgendwie andrehen, da geht das mit dem Kupplungs-Impuls natürlich am schönsten, die Handbremse ist meistens zu heftig. Ich erwische mich also dabei, nur Autos zu haben, die Handschaltung haben. Der neue M3 zum Beispiel – also optisch von vorne natürlich nicht, kenne keinen, der den von vorne gut findet - aber ich finde den von der Seite und von hinten mega. Aber ich habe einfach kein Interesse an dem Automatik-Allrad Auto.
Dann doch den M4 mit Handschaltung!?
Nein, ich habe den Vorgänger. Den finde ich vom Fahrwerk noch ein bisschen angenehmer. Ich meine, das darf man auch wieder nicht laut sagen, aber es ist ein F80 Competition: Handschalter, keine Kamera Systeme, keinen Abstandsradar, kein Nichts. Da ist zwar kein Zündschlüssel mehr, aber das Auto fährt wie ein Auto, wunderschönes Getrag Getriebe, 450 PS, etwas leichter mit 1.660 Kilogramm. Für mich eine super Symbiose zwischen modern und klassisch. Ich hasse dauerndes Angepiepse und ständig eingreifende Assistenten. Für mich ist das einfach nicht wirklich die Wiege des Autofahrens. Ich habe einen ganz frühen 996 GT3, eins von den ersten 70 hergestellten Autos: Schlüssel mit nur einem Knopf für die Zentralverriegelung und kein Xenon. Das Auto hat noch nicht mal E-Gas. Ein Auto, das über 300 geht, sich aber noch irgendwie nach früher anfühlt. Und beim Anlassen gibt es keinen Gasstoß, weil du das Gas ja selber geben musst. Er röhrt nicht erstmal hoch, so dass die Nachbarn denken: der allerletzte Vollidiot, auch wenn es das Kat-Erhaltungsprogramm zum schnelleren Anwärmen ist…
Was sind deine drei liebsten Autos zum Fahren?
23 Jahre testen, ich komme also auf mehr als 440 getestete Autos. Eines ragt unfassbar heraus: der Porsche Carrera GT.
Selbiges bei mir, allein der Klang des V10…
…neben dem wahnsinns Fahrwerk. Ich durfte den ja noch vor anderthalb Jahren fahren. Da gab es diese Porsche Sound Nacht und dafür haben wir am Bilsterberg Zuspieler gedreht. Und da hatte ich an einem Tag die Ehre, den Carrera GT vom Porschemuseum nochmal fahren zu dürfen. Und die hatten auch noch einen 959 in der S Variante in Rot dabei. Davon gibt es 27 Stück. Ich bin zu einer Salzsäule erstarrt. Der 959 ist das zweite Auto also, ein Held meiner Jugend, ein unfassbares UFO. Den bin ich dann auch gefahren, mega geil. Das ist ein ganz gutmütiges, weiches Auto. Porsche hat da einen guten Job gemacht und mit der Allraudauslegung extrem dafür gesorgt, dass sich niemand den Kopf abfährt. Selbst wenn du versuchst, ihn zu triezen, dann gibt er die Kraft so auf die Vorderachse, dass du damit keine Zauberdrifts ziehen kannst. Da haben sie wirklich Wert darauf gelegt, dass keiner damit gröbere Scherereien hat. Das kann man ihm deutlich anmerken. Da habe ich mit Walter (Röhrl, Anm. d. Red.) auch darüber gesprochen: Nicht zum Rumblödeln gedacht, sondern so konstruiert, dass jeder damit zu Hause ankommt. Das kann man ja verstehen zu der damaligen Zeit: 450 PS. Heute sind die ja normal, damit bist du ja fast schon der Loser (lacht).
Ja, weil leider bei den PS-Prahlereien das Gewicht von den wenigsten in die Betrachtung miteinbezogen wird.
Richtig. Wenn ich an der Tankstelle mal aus Neugier eine Autozeitung aufschlage, dann stehen da oft keine Gewichte mehr. Zum dritten Auto: Ich stehe trotzdem auf effiziente Sachen. Eine unglaubliche Mischung aus Fahrbarkeit, Spaß und eben Effizienz ist meine Lotus Elise MK2. Und da habe ich auch ein festes Dach, damit geht nebenbei der Verbrauch nochmal echt runter. Hier ist ein Honda Civic Type-R Motor mit Getriebe und Sperre eingebaut und eingetragen. Das ist eine Symbiose, die wie ich finde schwer zu toppen ist.
Unter 900 Kilo, oder?
Das Auto wiegt 780 Kilogramm, hat leichte Lotus Sport Schmiedefelgen, Kohlefaser Sitzschalen mit Polsterelementen und dazu hat der Vorbesitzer Leder und Alcantara schön kombiniert. Immer wenn ich einsteige, denk‘ ich mir: Geil! Ich brauche damit sieben Liter und habe es noch nicht geschafft, über achteinhalb Liter zu kriegen. Das Ding schreit dich überall an und geht wie die Pest. Der K20-Sauger Motor ist für mich neben dem S54 BMW – das ist der 343 PS M3-Motor aus dem E46 – der „bestfunktionierendste“ Motor der, sagen wir mal, „zivilen“ Motoren. Wirklich gut konstruiert, das sieht man, wenn man sie auseinanderbaut. Die sind so richtige Highlights. Deswegen dieses Auto, das dritte womit du pfeilschnell unterwegs bist. M3 CSL E46 ist auch top. Bis auf das SMG Getriebe. Ich weiß noch, dass ich enttäuscht war, dass es keine Handschaltung gab. Aber wie das Auto abgestimmt war und fuhr…und es war ja das allererste, das mit Sportreifen, dem Michelin Pilot Sport Cup, ausgeliefert wurde. Das Ding war auch eine unglaubliche Bereicherung in meinem Repertoire. Fand ich mega, dass so was, also ein im kalten Zustand durchaus rutschendes Auto, Straßenzulassung bekommen hat. Und das hat auch damals schon die Spreu vom Weizen getrennt. Ein Journalist mit extrem großer Klappe hat das dann auch so richtig übel auf öffentlicher Straße zerlegt. Und das andere, was noch mein Ding ist, ist der GT2 996. Hatte ich auch privat vier Jahre. Eine unfassbare Erleuchtung.
Ich hab mal nach einem Test was gekauft, weil ich so beeindruckt war. Bist du mal nach einem Test losgezogen und hast Dich hinreißen lassen?
Jerez de la Frontera – hier wurde damals vor und mit Presse der neue Z4-M präsentiert. Mit diesem S54 Motor. Und während der Vorstellung habe ich das Auto bestellt. Ich hatte mir bis dato eine Reglementierung auferlegt, die ich mittlerweile aufgegeben habe. Aber ich habe mir damals solche Käufe irgendwie nicht gestattet, warum auch immer. BMW hatte die Geschichte aber so angelegt, dass das Coupe und das Cabrio gleich schwer sind. Man hatte die für das Cabrio nötige Versteifung in der Unterbodenkonstruktion belassen, so dass das Coupé genauso viel wog. Da habe ich gesagt: Ja, wenn das nicht leichter ist, dann kann ich auch das Cabrio nehmen und mal offen fahren. So ist die Entscheidung entstanden, dass ich mir damals einen weißen Z4-M Roadster neu gekauft habe, und da war die Farbe noch nicht Mode, so 2005 oder 2006. Der Verkäufer bei BMW empfahl mir in München dann nicht weiß zu nehmen, wegen des Wiederverkaufs, aber das war mir egal, es sollte ja mein Auto zu meinem Vergnügen sein und nicht für den nächsten Käufer. Das Auto hab‘ ich dann später an den Bruder von Adrian Sutil verkauft.
© Tim Schrick
Was war denn dann der krasseste Testwagen? Von dem du sagst, okay, das war wirklich heftig und grenzwertig.
Das ist bei mir berufsbedingt weniger der Fall. Ich habe mich einmal auf dünnes Eis begeben. Das Thema Drag Racing ist nicht mein zu Hause. Ich war da in England in Santa Pod und wir haben für ein Fernsehformat gedreht. Damals bin ich einen Mitsubishi Evo mit 1.100 PS gefahren. Und das Ding hatte dummerweise ein normales H-Getriebe. Ich dachte mir nur: so ein Aufwand mit trockeneisgekühltem Ladeluftkühler, 130 Oktan-Sprit und überhaupt hält der Motor nur drei Heats, bevor er komplett neu aufgebaut werden muss, und dann ist da so ein Getriebe drin? Der Motor dreht bis 11.000 und wacht erst bei 7.500 auf, um dann über dich herzufallen. Dazu vier Slicks auf zwölf Zoll, fette Bäuche, dazu eine massive Klebstoffstrecke auf der Fahrbahn. Und ich weiß noch, dass der Inhaber mir sagte: „Ja, das Ding hat Anti-Lag“ und es stand dann knallend mit 8.500 Umdrehungen mit mir da.“ Dann Kupplung und Handbremse loslassen, dann geht das”. Und da hab ich einfach losgelassen. Und dann weiß ich noch, dass ich in 1,8 Sekunden auf 100 war. Und mein Kleinhirn – ich habe versucht, mit der Handbremse den zweiten Gang einzulegen. Bis ich das gemerkt habe, war die Drehzahl runter. Als sie wieder oben war, drehten im 2. noch mal alle vier Räder durch. Und das Ganze dann nochmal im dritten Gang. Ich habe trotzdem noch 11,5 oder 12,2 geschafft. Das war abartig. Aber ich weiß, dass ich kurz vorher noch überlegt habe, mich zu weigern. Meine ganze Erfahrung, meine Reflexe, sind für andere Situationen trainiert. Was passiert hier, wenn bei voller Beschleunigung eine Antriebswelle abschert? Ich hab‘s dann trotzdem gemacht. Und in Sachen „Vorwärtsgehen“ hat es mich vollkommen versaut natürlich.
Wo geht deine Reise jetzt hin? Wo dürfen wir dich in Zukunft begleiten?
Also bin ja quasi gerade dabei, mit mittlerem Alter mein Leben mal etwas anders betrachten zu wollen. Ich merke, dass der innere Spießer in mir etwas größer geworden ist. Auch wenn es mir schwer fällt, es mir einzugestehen: Vielleicht möchte ich etwas mehr Planbarkeit in meinem Leben haben und bin dabei, herauszufinden, wie mir das vielleicht gelingen könnte. Andere bezeichnen das vielleicht als Midlifecrisis. Zur Zukunft: Wir haben ja vor zwei, drei Jahren mit dem BRZ begonnen. Da haben wir auch einen eigenen Sechszylinder entwickelt, 3.0 Liter Hubraum Boxer, klingt wie ein GT3. Und das hat dann über die Freundschaft zu Smudo, den ich seit 2001 kenne, zu der Verwendung von Alternativem Treibstoff (AT) geführt. Und dann haben wir gesagt: Lass uns mit dem Auto, nachdem wir nun zweimal die zwei Liter Meisterschaft gewonnen haben, mit dem Sechszylinder in dieser AT-Klasse fahren. Dann haben wir auch keine Gegner, weil in der 2.0 Liter Klasse gab es auch keine Gegner mehr. Beschäftigen wir uns ein bisschen mit der Thematik, sparen wir in bisschen CO2, bringen wir das mit voran. Das fand ich sehr reizvoll, weil das auch technisch interessant war, den Motor daraufhin abzustimmen. Man muss schon auch Sachen ausprobieren, um irgendwie den Horizont im Auge zu behalten. Mal sehen, wie es da weitergeht. Aber ich bin gerade dabei, einen BMW 3er Touring im Bereich M – aber ich darf ihn dann natürlich nicht M nennen – zu kreieren. Also so, wie er in meinen Augen artgerecht werden könnte. Ich versuche das gerade mit den anderen irgendwie so hinzukriegen, dass es richtig, richtig geil wird. Und da könnte dann auch eine Kleinserie eventuell daraus entstehen. Mit Handschalter und einfach nur angemessenem, ehrlichen Klang. Nicht künstlich pupsen, das darf auch nicht künstlich laut sein, weder beim Anlassen noch mit Klappe, also ganz plain! Authentisch. Gänsehaut. Geht natürlich nur mit älterem Erstzulassungsdatum – und ich hoffe, dass wir das eben auch in Deutschland realisieren können. Auch nicht mit abartig Leistung, aber das Auto ist auch nicht so schwer. Und das ist natürlich eine gute Sache, weil du mit dem Bau von ein paar Stück auch einige Jahre was zu tun hast. Der Bereich Resto-Mod ist auch ein zusehends wachsender Markt geworden. Mein Ziel ist eine saubere, gesteuerte, komplett durchdachte Umsetzung. Und da kommen wir im Bogen wieder zurück zum Aston: Der Genickbrecher im Projekt war die Auslegung der Ölpumpen. Und das hat mich echt gewurmt. Beim Subaru BRZ wollten wir erst die Leistung des Standardmotors über andere Nockenwellen, Ansaugung, Auspuff und so weiter anheben, aber das hat nicht geklappt. Der Motor hat sich mit Händen und Füßen gewehrt. Dann sind wir auf die ältere Subaru-Konstruktion, die in jedem Impreza drin ist, gegangen. Ein Zahnriemen, zwei obenliegende Nockenwellen. Wir haben eine andere Kurbelwelle verbaut, 2,5 Liter-Block, Buchsen rein, ein sehr kurzhubiger Motor, der 8.800 U/min drehen kann. Da habe ich dann eine Ölpumpe in den USA anfertigen lassen, die oben auf den Block gesetzt und unten absaugt wird. Fördermenge und Co. habe ich selber berechnet und der Öltank kommt in den Kofferraum. Und bei dem Sechszylinder haben wir das Konzept sogar verdoppelt. Damit wollte ich einfach für mich die Scharte, die ich beim Aston-Martin-Projekt hinterlassen hatte, auswetzen. Das ist mir damit geglückt und das Thema damit für mich erledigt. Vergangenheitsbewältigung!
Tim, danke für das Gespräch! Wir sehen uns in der schönen Regensburger Domstadt, in der du ja ab und an zu Besuch bist.
Motofilter | Nick Lengfellner | RNRed