KGM? Actyon? Überraschung! Dieses Auto hat viel zu bieten und ist definitiv ein starkes Paket – zu einem Preis, der aufhorchen lässt. Südkorea baut bekanntermaßen gute Fahrzeuge. Und wenn Sie KGM noch nie gehört haben, dann kennen Sie vielleicht SsannYong, Anfang der 90er ein Partner von Mercerdes-Benz.
Auch nicht? Nicht weiter verwunderlich, denn SsannYong hat man sich hier eben schlecht merken können und der Konzern hat auch keine große Strategie verfolgt, die Marke hiesigen Autofahrern werblich massiv einzuprägen. Aber SsanYong und deren Vorfahren bauen immerhin seit 1954 Fahrzeuge in Südkorea – vorwiegend Spezialfahrzeuge und geländegängiges. Diese lange Tradition führt der neue Eigentümer unter dem Namen KGM seit 2023 nun weiter.
KGM-Vertragshändler für unsere Region ist das Autohaus Bieber in Sarching, das uns auch den neuen Actyon zur Ausfahrt stellt. Bei bestem Wetter und frühlingshaften 18 Grad holen wir unser Testfahrzeug ab. Blauer Himmel und die ersten grünen Knospen an den Bäumen – die schönste Zeit im Jahr und Zeit für einen Ausritt ins Umland.
4,74 Meter lang ist er, elegant und schnittig, trotz vieler maskuliner Kanten und Sicken. Dazu gefallen die gut platzierten und wohl designten Lichter. Althergebracht sind wir ja Scheinwerfer mit größerem Ausmaß gewohnt, normalerweise oben in den Kotflügeln platziert. Bei neuen Fahrzeugen sind dort inzwischen oft nur die Tagfahrleuchten und damit sind die Möglichkeiten unterschiedlich zu gestalten deutlich gestiegen. Abblend- und Fernlicht wandern in diesem Fall nach unten in die Stoßstangen zu den Nebelscheinwerfern. Und ja, die Leuchten der Heckpartie erinnern an wirklich feine Designs teurer Marken – ein bisschen mit englischem oder gar italienischem Flair. Gerade nachts optisch ein Genuss! Schauen Sie sich das am besten online bei KMG an – auch die Website übertrifft in puncto Design und Emotion so einige bekannte Hersteller. Der Actyon hat jedenfalls ein echt eigenständiges und gelungenes Äußeres. „Charisma serienmäßig“ – sagt der Hersteller. „Korrekt“ – sagen wir.
Und auch im Innenraum haben sich die Designer wirklich keine Blöße gegeben: Ledersitze sind Serie, inklusive Beheizung und Belüftung. Am besten gefällt jedoch das Raumgefühl! Sie schauen auf die Sicken der breiten Motorhaube, links und rechts flankiert von Designelementen im Offraod-Look. Es kommt wirklich etwas Landyfeeling auf. Dies wird unterstrichen durch viel Raum zu den Armaturen, zur Scheibe und der A-Säule oder durch die elegante Führung des Dashboards und der schwebenden Mittelkonsole samt Staumöglichkeiten.
Die Steppung der Ledersitze würde auch englischen Nobelkarossen gerecht werden und die gesamte Verarbeitung lässt nichts zu wünschen übrig. Drei Ausstattungslinien gibt es, in der Höchsten kann man ein helles Interieur optionieren – dies sieht ebenfalls Top aus. Wer zusätzlich 2.200 Euro investiert, bekommt Allradantrieb. Der Kofferraum ist groß und wächst noch ein Stück auf ca. 1.700 Liter, wenn dann umgeklappt wird.
Die Motorwahl ist beim Actyon einfach: Es gibt hier nur den 1,5 Liter GDI Turbo mit Euro 6e. Und da stellen wir doch eine tolle Sache gleiche vorne an: Während sich die neuesten Elektromobile schon über die geradezu lächerlich 3-Tonnenmarke katapultiert haben, wiegt unser Actyon nur schlanke 1,5 Tonnen in der Handschalterversion und 80 Kilo mehr für Automatikliebhaber. Und dadurch hat der kleinhubige 4-Zylinder eben nicht so viel zu wuchten und kommt mit seinen 163 PS mit der Masse gut zurecht. Dank Turbo liegen dabei sogar bis zu 280 NM-Drehmoment an. Bei 130 km/h verbrauchen wir 9,5 Liter Benzin auf 100 km – ein SUV eben. Bei 194 km/h ist dann auch Schluss. Bei uns war das Automatikgetriebe verbaut. Dieses passt perfekt zum Motor und ist eigentlich Pflicht. Warum sagt dies ein radikaler Handschaltfetischist? Weil die Automatik zack - zack - zack fortwährend die Gänge schaltet und vom Motor bei normaler Fahrt dadurch schlicht nichts außer einem niedrigen, tiefen Grummeln zu hören ist. Dies sorgt für absoluten Fahrgenuss. Das Fahrwerk passt dabei ebenso: gut dämpfend, kein Schlingern, gutes Feedback von der Lenkung. Es lässt sich perfekt reisen mit diesem Setup. Handgeschalten wird immer mehr Drehzahl anliegen und das mag der Motor nicht und äußert dies auch etwas angestrengt und kernig. Vernehmen wird man dies jedoch generell nur beim Überholen auf der Landstraße. Fahrtwindgeräusche? Fehlanzeige. Ebenso ist von der Fahrbahn nichts zu hören – Abrollgeräusche werden super gedämpft.
All dies führt eben zu der gelungenen Überraschung des Gesamtpakets! An Bord in Serie sind nämlich auch noch 20-Zöller, Lederlenkrad, Schaltwippen, Klima, Navi, DAB+, Privacy Verglasung uvm. Dazu kommen viele Assistenten und natürlich auch der gesetzlich vorgeschriebene Geschwindigkeitsalarm und der eingreifende Spurhalteassistent: Bing-Bing, der Feind des Fahrers. KGM hat es perfekt gelöst: Am Lenkrad deaktiviert man den Spurhalteassi und wer am großzügigen Bildschirm einmal nach unten wischt, bekommt oben alle anderen Assistenten angezeigt und drückt einfach auf das Verkehrsschild. Bing-Bing Ende. Die Hersteller werden erfinderisch. Andere nützliche Assistenten (Querverkehr, Ausstiegswarnung, Totwinkel) und eine Rückfahrkamera sind ebenfalls serienmäßig dabei. Und für welchen Preis? Es beginnt bei schmalen 35.790,- Euro. Ab 42.250,- gibt es schon die größte Linie. Gut gelungen!
Auto: Autohaus Bieber Sarching
Pilot: Nick Lengfellner
Nick Lengfellner I filterMagazin