Das Kfz-Gewerbe steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Elektromobilität, Fachkräftemangel und politische Hürden stellen Betriebe vor enorme Herausforderungen. Wie die Branche darauf reagiert und welche Lösungen gefragt sind, zeigt ein Gespräch mit Stefan Brandl, Geschäftsführer der Kfz-Innung Oberpfalz.
Die Automobilbranche steckt mitten in einem gewaltigen Umbruch – getrieben durch technologische Innovationen und neue Mobilitätskonzepte. Doch eine der größten Herausforderungen liegt woanders: Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit leidet unter der steigenden Bürokratie, was besonders kleinere Betriebe im regionalen Kfz-Gewerbe ausbremst. Gleichzeitig hat die Branche mit einem Imageproblem zu kämpfen, das sich offensichtlich direkt auf den Nachwuchs auswirkt. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine Karriere in der Automobilindustrie, obwohl sie hier hervorragende Zukunftsperspektiven hätten. Wie die Branche mit diesen Herausforderungen umgeht und welche Weichen jetzt gestellt werden müssen, darüber haben wir mit Stefan Brandl, Geschäftsführer der Kfz-Innung Oberpfalz, gesprochen.
Wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung des Automobilmarktes, insbesondere mit Blick auf die Elektromobilität und den allgemeinen Wandel in der Branche? Welche Herausforderungen sehen Sie für das regionale Kfz-Gewerbe?
Die aktuelle Entwicklung verunsichert die Verbraucher. Ferner spielen politische Fehlentscheidungen und wirtschaftliche Turbulenzen eine entscheidende Rolle. Das Kfz-Gewerbe ist einem ständigen Wandel unterworfen, jedoch hat dieser sich noch nie so schnell vollzogen wie heute. Daraus resultieren der allgegenwärtige Fachkräftemangel und die Verwerfungen im Bereich des Handels mit reinen E-Fahrzeugen. Der Markt leidet unter wechselhafter Förderung und unsicheren Fahrzeugrestwerten in Leasing-Modellen.
Wir benötigen seitens der Politik mehr Technologieoffenheit in Bezug auf verschiedene Antriebsarten. Sofort umsetzbare Alternativen wie der klimaneutrale Kraftstoff HVO-100, (Anm. d. Red: Ein synthetischer Diesel, der vor allem aus Altspeiseöl und tierischen Fetten hergestellt wird), sind bereits erhältlich.
Regensburg plant Maßnahmen, um die Innenstadt autofreier zu gestalten. Welche Auswirkungen hat das aus Ihrer Sicht auf das Kfz-Gewerbe vor Ort, und welche Lösungsansätze schlagen Sie vor, um Mobilität und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen?
Die Regensburger Verkehrspolitik zielt seit Langem darauf ab, den Autoverkehr durch schlechtere Verkehrsführung und Parkplatzabbau zu verdrängen. Die Realität besteht jedoch nicht nur aus Lastenfahrrädern, sondern auch aus Autofahrern, die ein schützenswertes Interesse an der Nutzung ihres Fahrzeugs haben und ihr Leben nur so gestalten können. Die Stadtpolitik hat die Altstadt als Einzelhandelsstandort unattraktiv gemacht, was viele Leerstände zeigen. Darüber hinaus fehlt es augenscheinlich an einer durchdachten städtebaulichen Planung, insbesondere für das Zentrum Regensburgs.
Die Automobilbranche ist im Umbruch – wie haben sich die Anforderungen an die Ausbildung im Kfz-Handwerk verändert und welche Qualifikationen sind heute besonders gefragt?
Die Anforderungen an die Ausbildung müssen mit der technischen Entwicklung des Fahrzeugbestands Schritt halten. Die fachlich-technischen Anforderungen sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Die Schlüsselqualifikation ist die umfassende Systemkenntnis unserer Kfz-Mechatroniker. Ohne diese ist eine zielgerichtete Diagnose und Reparatur nicht möglich. Hierzu tragen auch die von uns stetig weiterentwickelten Berufsbilder bei. Dafür brauchen wir motivierte und leistungsbereite (junge) Menschen.
Welche Perspektiven bieten sich für junge Menschen, die sich für eine Ausbildung oder Karriere im Kfz-Gewerbe entscheiden? Gibt es spezielle Förderprogramme oder Initiativen in der Region?
Kfz-Mechatroniker/innen haben vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Nach erfolgreich abgeschlossener Gesellenprüfung kann der Weg über die Ausbildung zum Service-Techniker oder die Meisterprüfung bis hin zum Abschluss als Betriebswirt des Handwerks führen. Die Meisterprüfung ist in Bayern nahezu kostenfrei. Auch die fachliche Fortbildung bei den Automobilherstellern stellt eine attraktive Möglichkeit zur Kompetenzsteigerung dar.
Über die Plattform kfz-ausbildung-bayern.de bieten wir jungen Menschen einen unkomplizierten Weg, sich bei Kfz-Betrieben und Autohäusern in ihrer Nähe für eine Ausbildung im Kfz-Gewerbe zu bewerben.
Was wünschen Sie sich von der Politik und der Stadt Regensburg, um das Kfz-Gewerbe zukunftsfähig zu gestalten? Welche Maßnahmen würden Sie als dringend notwendig erachten?
Wir fordern eine bürokratische Verschonungsgröße: Vorschriften sollten erst ab 1.000 Mitarbeitern gelten. Dies würde kleine und mittlere Unternehmen entlasten und zur Stabilität der gesamten Wirtschaft beitragen.
Kathrin Gnilka I filterMagazin