Korsika, Sardinien, Elba – I love it! Und auch ich fahre da mit meinem Zuffi-SUV hin, denn am besten hat man dort eben etwas Geländegängiges für lustvoll freiwillig auserkorene Passagen dabei oder muss sonst notgedrungen auf den Hauptstraßen verbleiben. Halber Spaß, denn diese Inseln bieten (erlaubte) Pisten in allen Schwierigkeitsstufen. Und so fällt bei jeder Fährenüberfahrt dann doch der Blick auf die vielen schönen Defender – durchaus verhäuft hier anzutreffen. Defender? Nein! Denn hier mischen sich immer mehr INEOS Grenadiere darunter – ähnliche Silhouette – anderes Inneres! Und auch der Hotshot in Sachen Mann-SUV will Outdoor: der Quartermaster!
Ab dem Punkt, wo die Autobahn aufhört, beginnt des Fahrers Freude. Endet dann auch noch der Teer und es wird sandig, steinig und möglichst schief, dann ist das Grinsen des INEOS-Treibers nicht mehr wegzubringen. Denn er weiß und spürt: Das hier ist das Beste und Robusteste, was man sich hätte bauen können. Kurzfassung: 2016 lief der letzte Defender vom Band und das, was jetzt produziert wird, gefällt Gott sei Dank nicht jedem. Jim Ratcliffe (Multimilliardär und Chef des Chemieriesen INEOS) erschuf deshalb seinen eigenen und nannte ihn Grenadier – unter der Mitentwicklung der Spezialisten von Magna Steyr. Auch die legendäre Aussage, mit dem Wasserschlauch das gesamte Cockpit einfach rausspritzen zu können, führte bei Enthusiasten zu einem lautstarken Freudengeheul, dessen Tränen er natürlich ebenfalls damit locker abkann.
Herbst, der Winter naht. Wir ergattern einen Quartermaster für die Ausfahrt bei S & L in Pentling – wer das Spezielle sucht, wird hier immer fündig. Wer weit reisen will, kommt nicht um die Autobahn herum, und wir erinnern doch vieler Fahrten mit dem Defender, wo es ab 100 km/h wirklich kein Spaß mehr ist. Der Grenadier ist hier eine andere Liga, vom sanften 6-Zylinderklang hin zur Dämmung: angenehm und fast ruhig. Wer meint, hier geht es ebenfalls rappelig zu, irrt. Nur unsere Safari-Luken über den Köpfen säuseln sanft – die Klima ist leise und temperiert die Fahrgastzelle, wie es gehört, perfekt. Die Recaro-Sitze geben gut Halt wenn es holprig wird – sind aber sehr bequem. Mit etwas Wohlwollen und Freude an der Fahrt, lässt es sich hier gut reisen. Wer natürlich das Dach mit Leisten, Trägern und sonstig nicht gerade windschlüpfrigem Equipment belädt, schafft selbst Geräusche. Bemeckert wird vielerorts die Lenkung aus dem Nutzfahrzeugbereich – Zahnstange: sie fällt halt nicht in die Mittelstellung zurück, sprich, man hat aktiv (völlig kraftlos) eben für Geradeauslauf zu sorgen. Mich hat es bislang nie gestört beim Fahren – und im Gelände gibt es dabei halt keine Schläge ins Lenkrad, wenn ein Ranken o.ä. verkehrt angefahren wird.
INEOS stellt zwei Motoren zur Wahl, beide sind von BMW, mit dem Vorteil höchster Zuverlässigkeit und einer weltweiten Ersatzteilversorgung. Der Diesel (BMW B57) ist ein 6-Zylinder Twin-Turbo mit 3 Litern Hubraum, 249 PS und 550 NM Drehmoment. Wir hatten ihn im INEOS-Test filter 257. Bei uns werkt die zweite Version (BMW B58): der 6-Zylinder Benziner-Turbo mit 286 PS und 450 NM Drehmoment. Beide kommen in knapp 9 Sekunden auf 100 km/h und werden bei 160 km/h abgeregelt. Für guten Durchzug sorgt die 8-Gangautomatik von ZF, natürlich gibt es auch eine Geländeuntersetzung. Auf ebener Strecke benötigen wir bei 100 km/h mit dem Benziner knapp 10 Liter für 100 km, bei 130 km/h knapp derer 15. Klar: ein Klotz und schwer, aber der Motor zieht perfekt durch und wovon ein Defender-Fahrer träumt, es aber selten realisiert: Überholen ist für den Grenadier überhaupt kein Thema, Power im Überfluss!
Dem Fahrwerk kommen hier, im Vergleich zur Station-Wagon-Version, 35 cm mehr Radstand (gesamt 3,27 Meter) zu Gute – das sorgt für Laufruhe und weniger Holpern bei Wellen, vergrößert aber den ohnehin üppigen Wendekreis nochmals – auf gut 14 Meter. Unebenheiten wie Schlaglöcher oder Kanaldeckel werden gut pariert, und lediglich ab und an ist ein kleines Nachwippen des Hecks (starrachsentypisch) zu spüren. ZF-Dämpfer und Eibach-Federn sorgen für einen guten Fahrkomfort trotz der Geländeauslegung und ca. 2.7 Tonnen Leergewicht. Falls sie ein Luftfahrwerk wünschen, müssen Sie leider den Hersteller wechseln – zu anfällig, meint INEOS. Recht so! Man könnte nicht unbegründet fabulieren, dass eine wohlbekannte Marke ähnlicher Herkunft damit glänzt, massig Werkstattaufenthalte deshalb zu haben. Nicht billig für den Autoinhaber und ein Preiskiller beim Verkauf. Hier können dann 760-835 kg (je nach Motor) kg zugeladen werden. Das geht auch in der Größe einer Europalette auf die Ladefläche (1,62 Meter breit, 1,56 Meter lang) - der schwere Leiterrahmen und die massiven Starrachsen packen das. Eine ganze Europallette? Ja, dies war eine Priorität für den Quartermaster und dafür gibt es auch kleine Abstriche bei der Beinfreiheit der Fondpassagiere, deren Sitze etwas steiler stehen, da dahinter die senkrechte Trennwand zum Heck abschließt. Optional kann für die Ladefläche ein abschließbares Metallrollo oder ein Canvas-Top geordert werden. Wem die Größe noch nicht reicht, der kann die nach unten öffnende Heckklappe als Ladeflächenverlängerung nutzen, sie trägt bis zu 225 Kilo Belastung.
In Sachen Geländegängigkeit ist der Quartermaster natürlich bestens ausgestattet. Die beiden Starrachsen verschränken bestens, Achsdifferentialsperren sowie ein manuell sperrbares Mitteldifferential inklusive. Dazu gibt es knapp 27 cm Bodenfreiheit und einen vorderen Böschungswinkel von knapp 36 Grad, hinten aufgrund des langen Überhangs knapp 23 Grad. Wer den Dreck von draußen dann auch nach innen geschleppt hat: den Boden spült man mit dem Schlauch aus, Abläufe sorgen dann für trockene Füße.
Touchscreen und Drehcontroller: Multimedia und Tacho sind mittig und für schräge Rüttelfahrten minimalisiert. Dafür befindet sich über den Köpfen eine Schalttafel am Himmel, an der die Offroad-funktionen gesteuert werden – endlich wieder ein echtes Cockpit! Dort befinden sich auch die Schalter für Differenzialsperren der Vorder- und Hinterachse.
Was kosten die INEOS Quartermaster? Derzeit (und auch 2024, wo unser Modell gebaut wurde) geht es bei 72.640 Euro für den Quartermaster los. Ab 81.890 Euro gab und gibt es die Trial Master Edition mit einigen Features für den harten Einsatz. Ebenfalls ab 81.890 gibt es die Fieldmaster Edition mit etwas mehr Luxus an Board. Dazu gibt es bei INEOS eine lange, lange Liste zur Individualisierung, denn so unterschiedlich wie die Bedürfnisse für eine spezielle Region, die man befahren möchte, sind eben auch die Preise dann, wenn man um- und aufrüstet. Unsere 2024er Fieldmaster Edition mit erst gut 17tkm verschafft Ihnen für 69.900 Euro die maximale Freiheit. Ab auf die Inseln.
Auto: S & L Automobile, Pentling
Pilot: Nick Lengfellner I filterMagazin