Seit 2023 ist der ID.7 nun am Markt. Wir haben damals die Limousine vorgestellt und später den ersten Tourer – ein schönes Wort anstatt Kombi und damals dabei die Pro-Variante. Diesmal führen wir selbigen in der GTX Version aus – mit einem massiven Plus an Power und wintergerechtem Vierradantrieb.
Auch wenn die Fotos vom Anfang November noch bunte Blätter zeigen – inzwischen sind sowohl Bäume als auch die Straßen leider frei davon und Nässe und erste Glätte halten Einzug auf unseren Fahrten. Je mehr Grip desto besser also und vier angetriebene Räder waren da schon immer eine Bank, speziell wenn der Schnee dann dazukommt. Aber auch im Trockenen kommt ein Auto schnell an die Traktionsgrenze, wenn viel Power am schwarzen Gummi anliegt – erst recht, wenn es ein elektrisch angetriebenes Konzept ist, bei dem der „Gas-Stoß“ am Pedal die Elektronen direkt durch die Motoren peitscht und sofort volle Leistung anliegt, egal welche Drehzahl gerade herrscht. Hier müssen nicht erst Druck und Verbrennung peu à peu die Leistung bis hin ins optimale Arbeitsfenster der Maschine steigern, geschweige denn ein Gangwechsel stattfinden.
Und Leistung hat der GTX eben genug. Frisch vom Hof des Autohauses Bierschneider drücken wir die satten 340 Elektro-PS auf die Straße. Jeweils ein Motor vorne (bis zu 109 PS) und einer hinten (bis zu 286 PS) treiben die Räder an. Massive 679 Nm Drehmoment stehen dabei zur Verfügung. Bei normaler Fahrweise wird nur der hintere Motor genutzt, der vordere wird im Bedarfsfall zugeschaltet – jedoch wird eben akkuschonend auf obig besagte Leistung gedeckelt. In 5,4 Sekunden sprintet der Tourer damit von 0 auf 100 km/h – es werden immerhin massive 2336 kg bewegt. Bei schnell erreichten 180 km/h wird abgeriegelt.
Der Akku hat eine große Kapazität: nutzbar sind 86 kWh. VW verspricht damit 584 km Reichweite. Je nach Fahrweise toppt man das, erreicht diese oder bleibt auch drunter – wie immer bei den Stromern vorwiegend eine Frage der Reisegeschwindigkeit und wie viel Luft wie schnell beiseite gedrückt werden muss: der Kraftaufwand wächst exponentiell. Bei 100 km/h verbrauchen wir pro Fahrstunde (Klima aus) ca. 16 kW. Wir kämen damit ca. 540 km weit, bei 130 km/h benötigen wir pro Fahrstunde 22,5 kW und erzielten somit noch gute 490 km. In der Stadt und über Land sind wir weit langsamer – der Mix macht es dann eben aus. Wer hier übrigens einen Anhänger ziehen will, kann hier gebremst bis zu 1.800 kg anhängen und das ist viel für einen Stromer.
Das Interieur ist wertig verarbeitet und geradeaus für ein Alltagsfahrzeug zum Wohlfühlen konzipiert. Je nach Ausstattungspaket lässt sich der Tourer aber weit nach oben aufwerten. Unser GTX mischt nicht nur außen schon sein schönes „Kings Red“ mit schwarzen Elementen wie dem Dach, nein, auch innen ergänzen rote Ziernähte und GTX-Embleme das Interieur und geben dem Ganzen eine durchaus sportliche Note. Besonders gut gefällt dabei der sehr große Bildschirm in der Mitte. Der Tacho ist ja nur noch ein kleines Display vor dem Fahrer bei den Stromern – oder eben zusätzlich im Head-up-Display. Wer gerne navigiert und erkundet, sei es in der Urlaubsregion oder auch daheim zur Wochenendausfahrt, der wird wie ich den großen Bildschirm und das (optionale) Navi lieben. Wie ein Atlas zeigt sich die Welt vor Ort und es macht Spaß mit viel Übersicht Neues zu entdecken – gerade, wenn man wie bei uns im bayerischen Wald Nebenstraßen bei dem Wetter fahren möchte. Ansonsten gilt auch wie bei allen VW-Töchtern: die Logik der Menüs ist simpel und jeder findet sich sofort zurecht.
Power, GTX-Logos, rote Nähte: sportlich soll es sein. Das Gewicht ist wie immer der Feind, wenn es kurvig wird. Ein niedriger Schwerpunkt und das gute adaptive Fahrwerk des GTX gewinnen den Kampf um Grip und Präzision. Geht man z.B. von der Komforteinstellung in den sportlichen Modus, wird die Kennlinie der Dämpfer verändert und Nachwanken und sanftes Einfedern sind nun passé. „GTX“ verdient! Gewicht spart übrigens auch das Gestühl, wenn man wie hier einfach auf Elektrik verzichtet – optional kann aber hier bis zum Massagesitz gewählt werden. Das DAB-Radio samt sehr gutem Klang versüßt die Ausfahrt mit dem leisen Stromer natürlich. Neben wirklich viel Ausstattung ist auch „Augmented Reality“ verbaut, auf die Windschutzscheibe werden dem Fahrer dabei Abstände zu Fahrzeugen oder Pfeile als Fahrtrichtungshilfe eingeblendet – bei schlechter Sicht hilfereich, wem es sonst zu viel ist, der schaltet es ab. Auch an Board sind schon die LED-Matrixscheinwerfer, die den Gegenverkehr aussparen und dem Fahrer damit trotzdem maximales Licht ermöglichen – und wie jeder weiß, ist der Unterschied von Abblendlicht zu Fernlicht eben nicht gerade gering. Der Tourer wird natürlich auch gerne zum Zuladen benutzt und mit 1.714 Litern passt hinten einiges hinein und es darf dabei auch bis knapp zwei Meter lang sein.
Den Tourer gibt es in drei Basislinien die, in der Grundausstattung, Reichweite und Leistung variieren. Es beginnt mit dem Pro bei 54.905 Euro, der Pro S kostet ab 59.895 Euro und der GTX 64.065 Euro - Kaufprämien und Steuersparmodelle nicht berücksichtigt. Einsteigen. Losfahren. Genießen.
Auto: Autohaus Bierschneider
Pilot: Nick Lengfellner
Nick Lengfellner / filter Magazin