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Von vielen wurde die Premiere von Faust mit großer Vorfreude erwartet. Stand der Klassiker von Goethe doch zuletzt vor 19 Jahren auf dem Spielplan des Theaters Regensburg. Doch so richtig warm werden wollte das Publikum mit der Inszenierung nicht. Regisseur Bernd Liepold-Mosser kommentierte dies beim Schlussapplaus mit einer eindeutigen Geste.

Heinrich Faust ist deprimiert und lebensmüde. Er hat alles studiert, das gesamte verfügbare Wissen seiner Zeit in sich angehäuft, bis zum Wahnsinn reflektiert, ohne jedoch dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen. Was ihm fehlt, das weiß Mephisto: der Kontakt zur Welt, Erfahrung. Er entfacht in Faust den Lebenshunger und die Abenteuerlust, er führt ihn in Versuchung, in die Ablenkung, in den Genuss. Er verwandelt Faust zurück in einen jungen Mann und nimmt ihn mit auf eine Reise in das Leben. Eine kurze Begegnung auf der Straße mit der jungen Margarethe trifft Faust im innersten. Doch er überlässt es Mephisto, das Verhältnis einzufädeln und dieser organisiert ihm zwar eine Gelegenheit, das Mädchen zu verführen, aber keine Liebesgeschichte. Das herbeigesehnte Erlebnis endet in der Tragödie.
Die Inszenierung von Bernd Liepold-Mosser endet nicht mit dem Tod Gretchens, sondern ragt in Faust II hinein und erzählt den Pakt zwischen Faust und Mephisto zu Ende.




Das Bühnenbild selbst ist kahl gestaltet. Es erinnert an ein Auditorium. Spielflächenwechsel gibt es nicht. Stattdessen werden immer wieder Videos auf einen großen  Bühnenvorhang projiziert. Videos, in denen Faust (gespielt von Gerhard Hermann) scheinbar ziellos durch eine Steinlandschaft läuft. In denen Gretchen (Andine Pfrepper) nach Luft schnappend unter Wasser schwimmt. Die Musik dazu liefert der Solokünstler Markus Steinkeller live von der Bühne. Mal ist ruhig, mal schreit er aus voller Seele ins Mikrofon. Regisseur Bernd Liepold-Mosser zeigt eine zeitgenössischen Faust, der sich im lässigen Anzug dem Publikum präsentiert. Gretchen wirkt daneben wie das klassische Schulmädchen im Kleidchen und mit derben Stiefeln.  Mephisto (Patrick O. Beck) läuft in Jogging-Hose und Hoodie über die Bühne.
Überspringen wollte der Funke zwischen Schauspielern und Publikum aber von Anfang an nicht. Zwischenrufe forderten, dass die Darsteller „lauter!“ sprechen. Als zwei Gäste ihren Platz während der Vorstellung verlassen hatten, winkte Faust Darsteller Gerhard Hermann ihnen hinterher, was für Lacher sorgte. Als am Ende „Buh“-Rufe aus dem Publikum zu vernehmen waren, reichte es Regisseur Bernd Liepold-Moser wohl. Beim Schlussapplaus zeigte er den Gästen den Mittelfinger. Eine Geste, die er später bereute. Bei der Premierenfeier entschuldigte er sich für die Kurzschlussreaktion: „Das war blöd. Ich hätte es nicht machen sollen.“

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Bild1: Gerhard Hermann, Andine Pfrepper
Bild2: Ensemble
Bild3: Gerhard Hermann, Patrick O. Beck 
(c) Jochen Quast

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